Ökobilanz von Elektroautos nur besser mit Ökostrom

Mehr Feinstaub und mehr Ozon - in der Gesamtbilanz können Elektroautos den Menschen mehr schaden als nutzen. Dies gelte vor allem beim Betrieb mit Strom aus Kohle, haben Forscher errechnet.

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Elektroauto Tesla Model S

Wenn der Strom nicht ressourcenschonend erzeugt wird, fährt man mit einem Elektroauto nicht umwelt- und gesundheitsfreundlicher.

(Bild: Tesla Motors)

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Von
  • dpa

Elektrofahrzeuge tragen nur dann deutlich zur Verringerung der Luftverschmutzung bei, wenn der verwendete Strom aus Wind-, Wasser-, Solar- oder Erdgaskraftwerken stammt. Wird der Strom hingegen von Kohlekraftwerken erzeugt, könnten die damit verbundenen Gesundheitskosten in den USA im Jahr 2020 etwa 80 Prozent höher liegen, als wenn Benzinmotoren zum Einsatz kommen. Das berichten Forscher in den Proceedings der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften (PNAS) über das Ergebnis von Computersimulationen. Ähnliches war bereits bei einer Studie für Deutschland ermittelt worden.

Julian Marshall, Jason Hill und Christopher Tessum von der University of Minnesota in Minneapolis und St. Paul hatten zehn Szenarien für Alternativen zu Benzinern entwickelt, darunter Diesel-, Hybrid- und Elektroantriebe. Dabei berücksichtigten sie nicht nur die direkten Abgase im Betrieb – die ja bei allen Elektrofahrzeugen bei null liegen. Vielmehr bezogen sie in ihre Lebenszyklus-Modelle auch die Produktion der Kraftstoffe, des Stroms und der Batterien ein. Hinzu kamen Simulationen von Stoffkreisläufen, Wetter- und Klimaveränderungen sowie die Auswirkungen von erhöhten Feinstaub- und Ozonwerten auf die Gesundheit der Menschen.

In den Simulationen gingen Marshall und Kollegen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Fahrzeuge mit Benzinmotoren durch Fahrzeuge mit anderem Antrieb ersetzt werden. Die Ausgangswerte stammten aus dem Jahr 2005. Bei den Verbrennungsmotoren würden demnach die Kraftstoffe Diesel und verdichtetes Erdgas sowie ein Benzinhybrid-Antrieb weniger Feinstaub und Ozon erzeugen als Benzin. Biokraftstoffe hingegen würden den Wissenschaftlern zufolge wegen der Emissionen in der Landwirtschaft zu erhöhten Feinstaub- und Ozonwerten führen. Dabei schnitten Biokraftstoffe aus Mais erheblich schlechter ab als Kraftstoffe aus Pflanzenresten.

Wie Elektrofahrzeuge die Luftverschmutzung verändern, hängt demnach wesentlich von der Art der Stromerzeugung ab. Bei reinem Kohlestrom verursachten Elektroautos pro Meile etwa 350 Prozent des Feinstaubs und Ozons von Benzinern, schreiben die Forscher. Ausgehend davon, dass die Forscher 2020 insgesamt mehr gefahrene Kilometer erwarten, errechneten sie in diesem Szenario ein Plus von 3000 Toten pro Jahr infolge der verschmutzten Luft. Bei Wind-, Wasser- und Solarkraft läge dieser Wert bei etwa 250 am niedrigsten, was hauptsächlich auf die Emissionen beim Bau der Kraftwerke und bei der Batterieproduktion zurückgehe. Bei Strom aus Erdgaskraftwerken liegt die Zahl demnach bei etwa 500.

Noch deutlicher werden die Vorteile von Wind-, Wasser- und Solarkraft, wenn der Einfluss auf den Klimawandel einbezogen wird. Dann sind die von Elektrofahrzeugen verursachten Gesundheitskosten auf eine Gallone (etwa 3,8 Liter) Benzin bezogen um fast einen Dollar geringer als die von Benzinern hervorgerufenen. Ihre Ergebnisse bekräftigten, resümieren die Forscher, dass Elektrofahrzeuge, deren Strom mit geringen Emissionen erzeugt werde, unter Umweltgesichtspunkten den Fahrzeugen mit Benzinmotor vorzuziehen seien.

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[Update 16.12.2014 – 10:50 Uhr] Da die Forscher von insgesamt mehr gefahrenen Kilometern im Jahr 2020 ausgehen, steigt die Zahl der Toten aufgrund der Emissionen ihrer Analyse nach in jedem Fall an. Dieser Hinweis wurde im Text ergänzt. (mho)