Mobiler Lebensraum

Der Elektrowahn scheint schneller als von vielen erwartet nur noch ein Nebenschauplatz zu werden. Auf absehbare Zeit scheinen Verbrennungsmotoren und Plug-In-Hybride zu dominieren. Bleibt die Frage, wie lange wir überhaupt noch selbst ins Steuer greifen. Auf der CES stehen neue Konzepte

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autonomes Auto, Mercedes, Audi, VW, BMW
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Von
  • Stefan Grundhoff
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Las Vegas, 8. Januar 2015 – Als Daimler-Chef Dieter Zetsche vor drei Jahren seine erste Keynote auf der immer bedeutender werdenden Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas hielt, war die Automobilwelt bereits in ihren Grundfesten erschüttert. In den vergangenen drei Jahren hat sich noch mehr getan. Der Elektrowahn scheint schneller als von vielen erwartet nur noch ein Nebenschauplatz zu werden. Auf absehbare Zeit scheinen Verbrennungsmotoren und Plug-In-Hybride zu dominieren. Bleibt die Frage, wie lange wir – mit welchem Antrieb auch immer – überhaupt noch selbst ins Steuer greifen.

Audi ließ einen A7 von der Universität Stanford nahe San Francisco vollautomatisiert die 900 Kilometer lange Strecke nach Las Vegas fahren. „Mit der Testfahrt von der Westküste Kaliforniens nach Las Vegas demonstrieren wir unsere Führungsrolle im Bereich pilotiertes Fahren“, so Audi-Entwicklungs-Chef Ulrich Hackenberg. Diese Führungsrolle beansprucht aber auch Daimler für sich.

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Die Studie Mercedes F 015 Luxury in Motion wird von Mercedes-Chef Dieter Zetsche präsentiert.

(Bild: Daimler)

Im Januar 2015 hält Dieter Zetsche an ähnlicher Stelle seine nächste Ansprache, die in die Zukunft blickt. Sie sieht Mercedes in seinem Forschungsfahrzeug F 015 Luxury in Motion perfekt in Szene gesetzt. Alle Autohersteller, die etwas auf sich halten, kommen längst nicht nur zum Jahresstart nach Detroit auf den einstigen Saisonauftakt zur North American International Autoshow (NAIAS), sondern bevölkern zunehmend weniger zurückhaltend die CES im kunterbunten Spielermekka Las Vegas. „Wer nur an die Technik denkt, hat noch nicht erkannt, wie das autonome Fahren unsere Gesellschaft verändern wird. Das Auto wächst über seine Rolle als Transportmittel hinaus und wird endgültig zum mobilen Lebensraum“, sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche.

„Noch nie hatte ein Autohersteller auf der CES ein eigens entwickeltes Auto dabei“, freut sich CES-Chef Gary Shapiro. Mercedes ist mit seinem Zukunftsauto der erste. Dabei geht es nur nebensächlich um Design und allenfalls am Rande um Motorleistung, Fahrverhalten und Effizienz. Den visionären Mercedes F 015 wird es so niemals im Straßenverkehr geben und doch steuert das Brennstoffzellenfahrzeug mit zwei insgesamt 200 kW oder 272 PS starken Elektromotoren mit maximal 200 km/h auf uns zu. Die Dauerleistung des Systems liegt trotz üppiger Dimensionen und Luxusausstattung bei 163 PS. 200 Kilometer kann der Forschungsträger allein mit seiner Batteriereichweite zurücklegen; weitere 900 Kilometer ermöglicht die Brennstoffzelle, die auf 100 Kilometern 0,6 Kilogramm Wasserstoff verbraucht. Das Gespenst vom anonymen Personenbeförderer geistert seit Jahren durch die Welt des autonomen Fahrens. „Nicht dass Mercedes hinterher nur noch U-Bahn-Züge baut“, sinniert Gary Shapiro.