Hybride Lieferdrohnen mit vervielfachter Reichweite

Die Technologie für zivile Drohnen macht große Fortschritte, doch allein mit Batterien als Energiequelle kommen sie nicht sehr weit. Besserung soll jetzt ein Hybridkonzept bringen.

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Von
  • Kevin Bullis

Die Technologie für zivile Drohnen macht große Fortschritte, doch allein mit Batterien als Energiequelle kommen sie nicht sehr weit. Besserung soll jetzt ein Hybridkonzept bringen.

Google, Amazon und DHL arbeiten an Drohnen, die eines Tages Pakete direkt vor die Haustür liefern sollen. Leider aber haben die heutigen batteriebetriebenen Fluggeräte Schwierigkeiten, etwas so Schweres wie zum Beispiel ein Lehrbuch weiter als ein paar Dutzend Kilometer zu befördern.

In diese Lücke könnte eine neue Hybriddrohne mit Verbrennungs- und Elektromotor stoßen. Entwickelt vom Start-up Top Flight Technologies und ausgestattet mit sechs Rotoren, kann diese Drohne mit 9 Kilogramm Nutzlast zweieinhalb Stunden in der Luft bleiben, so dass sie bis zu 160 Kilometer weit kommt.

Mit dieser Reichweite schlägt sie jeden Quadrokopter – aufgrund der guten Manövrierbarkeit derzeit der beliebteste Drohnentyp – auf dem Markt um ein Vielfaches. Fast alle dieser Quadrokopter werden mit Strom betrieben und können mit nur wenigen Kilogramm Last nur etwa 40 Minuten lang fliegen, bevor sie aufgeladen werden müssen. Auch die Reichweite von ferngesteuerten Helikoptern ähnlicher Größe mit Benzinmotor ist nur halb so hoch wie bei der neuen Drohne.

Die Technologie von Top Flight unterscheidet sich von dem, was bei Google entwickelt wird. Das Google-Fluggerät startet senkrecht, richtet sich dann aber neu aus und fliegt wie ein Flugzeug. Angaben über Reichweite und Nutzlast macht Google nicht. Bei Vorführungen in Australien wurden jedenfalls nur relativ leichte Pakete mit Leckereien für Hunde, Impfstoffen oder einem Erste-Hilfe-Kasten transportiert.

Die Effizienz der Top-Flight-Drone ergibt sich durch die Verwendung von Batterien als Ergänzung zum Benzinmotor – beides kann einzeln oder gleichzeitig zum Einsatz kommen. Weil der Benzinmotor nicht die einzige Antriebsquelle ist, kann er kleiner und effizienter ausfallen. Anders als bei einem Hybridauto ist allerdings natürlich keine Energie-Rückgewinnung beim Bremsen möglich.

Top Flight ist nicht der Erste, der sich an Hybrid-Technologie für Drohnen versucht. So haben die U.S. Army und die Air Force zusammen mit Northwest UAV aus dem US-Bundesstaat Oregon mit hybriden Flugzeugen experimentiert. Nach Aussage eines Vertreters von Northwest UAV arbeitet das Unternehmen derzeit ebenfalls an einem Hybridsystem für Fluggeräte mit mehreren Rotoren wie etwa Quadrokoptern.

Top Flight wurde gegründet und wird beraten von Forschern von den Draper Laboratories und vom MIT. Die Wahl fiel auf einen relativ simplen Hybridantrieb mit der Bezeichnung serieller Hybrid, bei dem es keine mechanische Verbindung zwischen Benzinmotor und Rotoren gibt – der Verbrenner dient nur als Generator zum Aufladen der Batterien oder zur Stromversorgung der Elektromotoren.

„Kommende Versionen werden deutlich über drei Stunden fliegen“, sagt Mitgründer und CEO Long Phan. Außerdem arbeitet sein Unternehmen an Technologien zur Kollisionsvermeidung und anderen Sicherheitsfunktionen, die zumindest in den USA für Drohnen vorgeschrieben werden dürften. Der Verkauf der Hybriddrohne soll laut Phan noch in diesem Jahr beginnen.

(sma)