AVLs multimodaler Hybrid-Antrieb: Eine E-Maschine, drei Zylinder, drei Übersetzungen

Modi Vivendi

Sparsamer als Toyotas HSD? Der Ingenieursdienstleister AVL List aus Graz hat ein multimodales Hybrid-Getriebe mit einer Elektromaschine und drei fixen Übersetzungen entwickelt, das mit einem überaus elastisch ausgelegten Verbrennungsmotor höchste Effizienz erreichen soll

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Hybridantrieb, alternative Antriebe 19 Bilder
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Von
  • Florian Pillau
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Graz/A, 30. April 2015 – Der Ingenieursdienstleister AVL List aus Graz hat ein multimodales Hybrid-Getriebe mit einer Elektromaschine und drei fixen Übersetzungen entwickelt, das mit einem überaus elastisch ausgelegten Verbrennungsmotor höchste Effizienz erreichen soll. Der Kraftverteiler für Klein- und Kompaktwagen soll mindestens zehn Prozent günstiger sein als vergleichbare Angebote auf dem Markt, konkreter Vergleichspartner: der bestens etablierte Hybridantrieb von Toyota.

Neun Gangstufen sind längst in Serie für Standard- und quer eingebaute Antriebe, Volkswagen kündigte unlängst ein zehnstufiges Doppelkupplungsgetriebe für den VW Touareg ab 2016/17 an. Um die zehn Gänge dürfte für Pkw ein vorläufiger Höhepunkt bleiben, denn darüber überwiegen Kosten- und Gewichtsnachteile die Verbrauchseinsparung. Eine Senkung der Übersetzungsverhältnisse können wir dagegen bei hybridisierten Antrieben erwarten, wie die Entwicklung der AVL zeigt.

Die Vermehrung der Gangstufen

Wenn sich Carl Benz in seinen von seinem Schwiegersohn verfassten Memoiren richtig erinnert, begann die Vermehrung der Gänge bereits kurz nach der Patentierung des ersten Automobils. Dort heißt es, dass seine Gattin Bertha sich nach ihrer eigenmächtigen Eskapade von Mannheim nach Pforzheim und zurück im August 1888 mit dem Motorwagen einen weiteren Gang zu den beiden bereits vorhandenen gewünscht habe, damit man am Berg nicht immer schieben müsse. Laut technischer Daten hatte der Wagen zwar nur eine feste Übersetzung und die später produzierten Patent-Motorwagen mit 2,5 und drei PS zwei Gänge, aber das ändert ja nichts an der Tatsache.

Der Grund liegt in der Eigenschaft von Kolbenkraftmaschinen mit innerer Verbrennung, ihr Drehmoment mit der Drehzahl auf- und danach wieder abbauen. Im Gegensatz zu Elektromotoren oder Dampfmaschinen benötigt man also zusätzlich eine Kupplung als Anfahrelement und verschiedene Übersetzungen, die es ermöglichen, die Geschwindigkeit mit dem nutzbaren Drehzahlbereich einigermaßen synchronisieren zu können – oder umgekehrt die Kraft an den Antriebsrädern den Erfordernissen anzupassen. Dazu haben noch bis in die 60er-Jahre, beispielsweise beim damals hier überaus beliebten Opel Kapitän, drei Gänge genügt. Aktueller Standard: eine knappe Verdopplung.