Der Lockruf des Mobilfunks aus dem Norden

Nach Zeitungsberichten gibt es bereits fünf Telefongesellschaften, die sich für die finnische Gesellschaft Sonera interessieren.

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Von
  • Christian Rabanus

Zwar hatte die finnische Telefongesellschaft Sonera die Meldungen Ende Juli, dass sie zum Verkauf stünde, vehement dementiert, Übernahmeinteressenten an dem Unternehmen gibt es aber nach Aussagen aus Insiderkreisen dennoch. Das Wall Street Journal berichtet, dass drei britische Telekommunikationsgesellschaften, nämlich die kürzlich von der France Telecom aufgekaufte Mobilfunkgesellschaft Orange, Vodafone AirTouch und die British Telecom Kaufinteresse gezeigt hätten – genauso wie die niederländisch Telefongesellschaft KPN und die Deutsche Telekom.

Seit das finnische Parlament von zwei Monaten der Regierung die Erlaubnis erteilt hat, den Staatsanteil von derzeit 53,3 Prozent an Sonera zu verkaufen, ist eine Übernahme der größten finnischen Telefongesellschaft durch einen ausländischen Investor prinzipiell möglich. 35,2 Prozent von Sonera sind jetzt schon in ausländischer Hand. Die finnische Telekomgesellschaft ist in an der Börse in Helsiniki und an der Nasdaq notiert. Mit insgesamt rund 744 Millionen ausgegebenen Aktien bringt es Sonera auf eine Marktkapitalisierung von rund 29 Milliarden US-Dollar. Allerdings war die Gesellschaft in Aktien vor einem halben Jahr rund das Doppelte wert; in den letzten sechs Monaten fiel der Kurs kontinuierlich und scheint erst jetzt die Talsohle erreicht zu haben.

Sonera gilt als eine sehr innovative Telefongesellschaft. Über die Hälfte ihres Umsatzes erwirtschaftete sie im letzten Jahr im Mobilfunkbereich, rund 31 Prozent im Festnetzbereich. Das Problem von Sonera ist ihr kleiner Einzugsbereich: In Finnland lebten Ende 1997 nur etwa 5,1 Millionen Menschen, Ende 1999 hatte Sonera bereits gut 2,1 Millionen Mobilfunkkunden. Auf dem heimischen Markt sind damit keine gigantischen Wachstumsraten mehr erzielbar.

Über ihre Beteiligungen an Telefongesellschaften in der Türkei, Spanien, den baltischen Staaten und den USA – dort ist sie unter anderem auch an der Mobilfunkgesellschaft Voicestream beteiligt, deren Übernahme die Deutsche Telekom kürzlich ankündigte – hat die finnische Gesellschaft noch einmal knapp vier Millionen weitere Kunden. Sonera sucht aber neue Partner, um sich auf dem internationalen Markt besser positionieren zu können. Vor allem wegen des relativ kleinen Heimatmarktes ist die Gesellschaft aber vergleichsweise teuer; potenzielle Interessenten werden es sich wohl gut überlegen, ob sie einen Preis von mehreren zehn Milliarden US-Dollar für Sonera zahlen wollen.

Zusammen mit der spanischen Telefongesellschaft Telefonica beteiligt sich Sonera in dem Konsortium 3G derzeit an der Versteigerung der deutschen UMTS-Lizenzen. 3G hat bereits UMTS-Lizenzen in Spanien und Finnland, der Erwerb weiterer Lizenzen strebt das Konsortium in Frankreich, Italien, Schweden und Norwegen an. Sollte 3G bei der deutschen UMTS-Auktion Erfolg haben, würde dies die Attraktivität von Sonera für einen Kaufinteressenten deutlich steigern. (chr)