"Das war wirklich gute PR für Linux"

Rob Malda, Gründer des Open-Source-Sprachrohrs Slashdot, kommentiert im c't-Interview die Situation der Linux-Firmen, die Entwicklung von Slashdot und den Online-Journalismus.

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Von
  • Jürgen Kuri

News for Nerds. Stuff that matters. Unter diesem Motto schreibt auf Slashdot nicht nur ein fester Redaktionsstab über Neuigkeiten und Gerüchte aus der Szene. Auch die Surfer selbst gehen unter die Autoren – und die Beiträge lösen zudem teilweise ellenlange Diskussionsthreads aus. So wurde das Internet-Angebot zu einer der wichtigsten Newssites für die Open-Source-Gemeinde. Slashdot entwickelte sich schon bald nach der Gründung 1997 zu einer der wichtigsten Websites für die Open-Source-Gemeinde. Im Juni 1999 wurde die Site an den Linux-Dienstleister Andover.net verkauft, den wiederum kurze Zeit später die Linux-Firma VA Linux übernahm. Rob Malda, auch als 'CmdrTaco' bekannt und Gründer von Slashdot, äußerte sich im Interview mit c't zur Situation der Linux-Szene und zu den Problemen des Online-Journalismus.

Gerade in letzter Zeit sind immer wieder Hiobsbotschaften durch die Szene gegangen, die die finanzielle Situation von Linux-Firmen nicht gerade in einem rosigen Licht erscheinen lassen. Die Aktienkurse folgten dem allgemeinen Trend und brachen weg, aber gerade in Deutschland sind mit ID Pro und Innominate zwei Linux-Dienstleister in ernste finanzielle Schwierigkeiten geraten. Malda glaubt allerdings nicht, dass dies ein hausgemachtes Problem der Linux-Firmen ist: "Was mich aber wirklich ärgert, ist, dass es da eine ganze Menge von Firmen gab, die erst gestartet waren und nun darunter leiden, dass die Begeisterung für den Technologie-Sektor verflogen ist. Nun werden viele Firmen eine ganze Ecke konservativer sein, bevor sie sich entschließen, für ihr Vorwärtskommen auf Open-Source-Projekte zu setzen." Trotz der schwierigen Situation, der sich auch die börsennotierten Linux-Firmen gegenüber sehen, sieht Malda den Schritt an die Börse letztendlich positiv: "Eine gute Sache, die aus den ganzen Börsengängen entstand, ist allerdings, dass die Welt die Wörter 'Linux' und 'Open Source' hören konnte."

Das Konzept von Slashdot jedenfalls ist erfolgreich. Die Übernahme durch Andover.net, die dann wiederum in den Besitz von VA Linux übergingen, hat nach Ansicht von Malda zudem keinen Einfluss auf die Unabhängigkeit der Site gehabt. Die Umsetzung von Berichterstattung im Web, wie sie Slashdot betreibt, trägt den Machern allerdings teilweise den Vorwurf ein, dass sich die Site manches Mal zu sehr in eine Gerüchteküche verwandelt. Malda betrachtet das Slashdot-Konzept allerdings nicht als eine Form des klassischen Journalismus: "Slashdot ist nicht wirklich Journalismus, aber es stiehlt ihm einige seiner besten Ideen."

Das entscheidende sind für ihn nicht nur die Originalbeiträge, sondern die Diskussionen, die sich daraus entwickeln: "Wenn ich bei Slashdot eine Geschichte einstelle, bedeutet das für mich, zu versuchen, eine Art einleitenden Absatz zu schreiben. Die User werden diesen lesen und dann ergänzen, was wirklich wichtig ist, und ihn vollenden." Der eigentliche Artikel ergibt sich für Malda erst aus dem Originalbeitrag und den daraus entstehenden Diskussionsthreads: "Die Nutzer-Kommentare sind wirklich wichtig. Wenn man sie nicht liest, ist es so, als würde man sich nur den Anfang eines New-York-Times-Artikels anschauen, aber nicht auf Seite 8 umblättern, um ihn weiterzulesen."

Recht amüsiert sieht Malda die immer wieder hochkochenden Diskussionen um die "beste" Linux-Distribution: "Es ist einfach wie ein heiliger Krieg – meine Sprache ist besser als Deine. Es gibt nicht die beste und nicht die schlechteste Distribution. Das ist natürlich nur meine offizielle Meinung. Debian ist das Beste, was es gibt – deshalb benutze ich es auch (lacht)."

Das vollständige Interview mit Rob Malda bringt c't in Ausgabe 1/2001 (ab dem 2. Januar im Handel). (jk)