Wankeladvokat
Mazda ist ein Wankel-Pionier der ersten Stunde. Nach Produktionsende des letzten RX8 vor drei Jahren konnte man denken, dieses Kapitel sei geschlossen. Auf der Tokio Motor Show jedoch versprach der Hersteller bei der Präsentation der Studie Sports Concept, den Wankelmotor neu zu beleben
- Stefan Grundhoff
München, 29. Oktober 2015 – Seit 2012 nach dem Produktionsstopp für den Mazda RX-8 hatte es lange Zeit so ausgesehen, als sei damit das Ende der Wankeltechnik besiegelt. Im Laufe der Jahrzehnte hatten immer wieder Autohersteller versucht, Verbrauch und Emissionen des Kreiskolbenmotors auf ein mit dem Hubkolbenmotor vergleichbares Niveau einzudämmen. Zuletzt hat Audi einen kleinen Wankelmotor als Range Extender (Reichweitenverlängerer) im Heck eines hybriden Audi A1 untergebracht. Ein Pionier der ersten Stunde war aber Mazda – und ist es bis heute geblieben. Auf der Tokio Motor Show versprach Mazda nun, den Kreiskolbenmotor neu zu beleben.
Nach dem ersten Serieneinsatz eines Wankels in einem Auto, dem NSU Wankel-Spider von 1964, brachte Mazda seinen 110er Cosmo Sport bereits 1967 als erstes Auto mit Zweischeiben-Motor auf den Markt. Ein seinerzeit spektakulärer Sportwagen, an dessen Tradition nun wohl die Studie des RX Concept anknüpfen soll. Mazda-CEO Masamichi Kogai sagte auf ihrer Präsentation auf der Tokio Motor Show: "Die Studie Sports Concept by RE ist mit einem Wankelmotorsystem namens Skyactiv R ausgestattet. Wann es in Serie geht, kann ich nicht sagen. Nur so viel: Der Wankel kommt bald wieder."
Wankeladvokat (13 Bilder)

(Bild: Mazda)
"Viel in puncto Treibstoffverbrauch gemacht"
Drehkolbenmotoren sind elastisch, drehfreudig, platzsparend und durchaus langlebig. Doch blieb ihnen der Durchbruch seit Jahrzehnten verwehrt, weil sie insbesondere beim Verbrauch von Öl und Kraftstoff gegenüber gewöhnlichen Zylindertriebwerken nennenswerte Nachteile haben. "Wir haben viel in puncto Treibstoffverbrauch gemacht", unterstreicht Masamichi Kogai, "denn ansonsten würde er von unseren Kunden nicht akzeptiert werden."
Die Entwicklungen des Kreiskolbenmotors im Hause Mazda begannen Anfang der 60er Jahre. Tsuneji Matsuda, damaliger Präsident von Mazdas Konzernvorläufer Toyo Kogyo, reiste persönlich nach Westdeutschland, um die Zentrale der NSU Motorenwerke AG zu besuchen. Mit den Entwicklern des Kreiskolbenmotors unterzeichnete der Japaner einen Vertrag über eine technische Zusammenarbeit. Deren Ziel war es, die weitgehend unbekannte neue Technologie zu vermarkten und sie einem breiten Publikum bekannt zu machen, um als Unternehmen mit Technikkompetenz auftreten zu können. Die Herausforderung Kreiskolbenmotor war für Mazda eine Chance, sich als einzigartiger und unabhängiger Autohersteller zu etablieren.