Der Infiniti Q30 1.5d, die Mercedes-Benz A-Klasse von Nissan mit Renault-Motor

Kooperationsmodell

Mit dem Q30 will Nissans Nobelmarke Infiniti mehr Umsatz auf dem europäischen Markt machen. Mehr Europa steckt immerhin schon mal drin: Der kompakte Japaner wird in Großbritannien gebaut, hat einen deutschen Zwilling und einen französischen Dieselmotor

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 17 Kommentare lesen
Infiniti 20 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Jürgen Wolff
Inhaltsverzeichnis

Lissabon, 29. Oktober 2015 – Der Infiniti Q30 ist das erste gemeinsame Produkt der Zusammenarbeit zwischen Daimler und Nissan/Renault. Der kompakte Q30 der Nissan-Edelmarke Infiniti basiert technisch auf der Mercedes-Benz A-Klasse, für beide Modelle liefert Renault den kleinen der beiden Dieselmotoren im Programm zu. Bei Daimler läuft er unter der Bezeichenung OM 607, Renault ruft ihn K9K. Und weil die technischen Drillinge A-Klasse, CLA und Q30 wegen ihrer engen Verwandtschaft im britischen Nissan-Werk Sunderland gebaut werden, ist der Q30 das erste in Europa gebaute Modell der Marke Infiniti.

Das asymmetrische Cockpit wirkt zwar auf den ersten Blick völlig eigenständig in seinem Grunddesign. Aber bei näherem Hinsehen könnte es genauso in einer A-Klasse zu finden sein. Grafik, Schalter, Fensterheber, Bordcomputer, grundsätzliche Anordnung der Elemente – alles ähnelt dem Mercedes-Schema oder ist sogar identisch. Sogar der Getriebeschalthebel kommt einem vertraut vor. Immerhin sorgt Infiniti auch mit einer Auswahl an gediegenen Materialien für eine eigene Haptik. Dachhimmel und -säulen etwa sind mit einem wildlederartigen Material aus Italien bezogen, "das", so Infiniti, "immer häufiger in der High-Fashion Industrie zum Einsatz kommt".

Wenig Platz im Heck

Auch sonst geht es innen im Q30 gediegen zu. Die Sitze sind bequem und bieten selbst in flott gefahrenen Kurven genügend Seitenhalt. Die Sitze lassen sich auch für groß Gewachsene ausreichend weit nach hinten verschieben, das Lenkrad ist in Tiefe und Neigung weit verstellbar. Etwas schwierig wird der Einstieg für alle über 1,80 Körpergröße – die Türöffnung ist dann doch ein wenig eng. Knapp ist der Platz in der zweiten Reihe. Wenn die Vordersitze weit nach hinten geschoben sind, gibt es auf der Rückbank kaum noch Beinfreiheit. Für Kleinkinder genug, ebenso für den Wochenendeinkauf. Ansonsten aber wird es eng. Der Kofferraum bietet 368 Liter – nicht gerade viel. Die meisten Mitbewerber haben mehr Platz im Heck – der GLA etwa 421 Liter. Immerhin lassen sich auch im Q30 bei Bedarf die im Verhältnis 60:40 geteilten Rücksitze umklappen.

Von außen ist die nahe Verwandtschaft zur A-Klasse dagegen kaum auszumachen. Zwar stimmen die Grundmaße mit 4425 mm Länge, 1805 mm Breite und 1495 mm Höhe nahezu auf den Millimeter genau überein. Doch der Serien-Q30 trägt das typisch Markengesicht von Infiniti mit wuchtigem Kühler, großen Lufteinlässen, doppelt gewellter Motorhaube und expressiv geschwungener Optik. Am Design hat sich gegenüber der 2013 auf der IAA vorgestellten Studie nur marginal etwas geändert. "Stürmische Charakterlinien und bildhauerische Formen" verspricht Infinitis Design-Chef Alfonso Albaisa. Selten sind Schattenlinien denn auch so kräftig ausgeformt wie beim Q30 – und bestimmen so ausgeprägt die Seitenansicht. Die coupéhaft geschnittene Fensterlinie hat allerdings einen Nachteil: Die Sicht ist ähnlich eingeschränkt wie im Audi TT oder im Range Rover Evoque. Bei der 20 mm niedrigeren Sportversion Q30S ist das Design noch einmal etwas geschärft und sie kommt leicht tiefer gelegt geduckter daher.