Fahrbericht: Cadillac ATS V

Europäisch frisiert

Cadillac bietet mit dem ATS-V eine in wichtigen Eigenschaften schon fast europäische Sportlimousine mit Coupé-Option. Während der BMW-M5-Konkurrent CTS-V eher ein Längsdynamiker zum Tempobolzen ist, soll der agilere ATS-V dem BMW M3 Konkurrenz machen. Der Caddy bietet eine günstige Alternative

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Cadillac 14 Bilder
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
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München, 30. Oktober 2015 – Bei der Auslegung des Cadillac ATS V "haben wir uns die Konkurrenz und natürlich den BMW M3 ganz genau angeschaut", erklärt Tony Roma, Chefentwickler von Cadillac V. Das ist so etwas wie die BMW M GmbH auf amerikanisch, also Cadillacs Hoffriseur. Der imageträchtige BMW M3 / M4 ist offenbar ein Fixpunkt, an dem die Amerikaner einige Punkte im Lastenheft für den Cadillac ATS V festgeklopft haben. Zum Duo M3 / M4 passt auch genau, dass es den Cadillac ATS-V sowohl als Limousine als auch als Coupé gibt. Gerade fahrdynamisch gilt der BMW in den USA als Referenz in der Mittelklasse. Hier kommt der Fahreindruck aus der Limousine.

Bei amerikanischen Straßensportwagen denkt man an kraftstrotzende Klassiker, wie die Corvette, aber auch an Innenraumwüsten aus Plastik. Doch hinter dem Lenkrad auf dem bequemen Sportsitz des ATS V prägen Klavierlack, Alcantara und Leder das Ambiente. Auch ohne die Perfektion eines Audi-Innenraums ist das ein deutlicher Fortschritt gegenüber den Sünden vergangener Tage.

Kräftiger, aber etwas schwerer

Der Cadillac übertrifft den BMW M3 mit seiner Kraft von 346 kW / 470 PS um 39 PS. Beide haben einen Sechszylinder, der Caddy in V- der BMW in traditioneller Reihenanordnung. Mit 3,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h ist der ATS-V einen Wimpernschlag schneller als der BMW. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 304 km/h, das Leistungsgewicht bei 3,3 Kilogramm pro PS. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 11,6 Litern pro 100 Kilometern ist der ATS-V schon auf dem Papier kein Kostverächter, im echten Leben schon gleich gar nicht.

Dafür stürzt er sich behende und lustvoll in jede Kurve. Ein Höllenspaß, denn das sehr exakt abgestimmte Fahrwerk kaschiert gekonnt die 1,7 Tonnen Gewicht. Das Heck kündigt den Übergang zur Gleitreibung mit langsam steigenden Nachdruck an und ist daher ein ziemlich zuverlässiger Partner. Die Lenkung ist präzis, erreicht nur bei der Rückmeldung nicht ganz das Niveau der BMW-M-Modelle. Die von GM selbst entwickelte und gefertigte Achtstufen-Wandlerautomatik mit Schaltwippen ist die gleiche wie in der Corvette und unterstützt den Vorwärtsdrang mit schnellen Gangwechseln, um den Bereich zwischen höchstem Drehmoment 603 Nm (bei 3500/min) und höchster Leistung (bei 5850/min) möglichst geschickt zu nutzen.

Je nachdem, welchen Fahrmodus unter "Tour", "Sport", "Track" oder "Ice" man wählt, wandelt sich die Attitüde des ATS-V von möglichst sanft (Ice) über komfortabel (Tour) bis hin zu "volle Attacke" bei "Track". Dann wird dem Fahrer möglichst freie Hand gelassen, was angesichts der Abstimmung Freude und Herausforderung zugleich ist. Ab 69.900 Euro ist die Limousine ausgepreist, beim Coupé sind es 72.500 Euro. Gemessen an einem BMW M ist das viel Sportwagen fürs Geld. (imp)