Buchscanner zum Zusammenklappen

Nach zwei Jahren Betrieb und über 30.000 gescannten Buchseiten war Zeit für eine grundlegende Überarbeitung meines klappbaren Buchscanners: Die renovierte Version hat eine komplett überarbeitete Elektronik, kommt mit einem alten PC-Netzteil aus und digitalisiert 100 Buchseiten in weniger als 10 Minuten.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Burkhard Fleischer
Inhaltsverzeichnis

Ich liebe es, ein Buch in die Hand zu nehmen, sein Material zu spüren, Seiten mit Haftnotizblättern zu markieren. Wieso dann ein Scanner, der Bücher digitalisiert und mir dies haptische Lesevergnügen nimmt?

Nun, ich arbeite an einem größeren Projekt, für das ich ständig Literatur über den auswärtigen Leihverkehr meiner kleinen örtlichen Bibliothek beschaffe. Um über die Leihfrist hinaus mit den Werken arbeiten zu können, archiviere ich sie für mich elektronisch. Ferner haben sich über die Jahrzehnte meines Arbeitslebens viele Jahrgänge an Fachliteratur angehäuft. Ehe ich entrümpele, digitalisiere ich die für mich heute noch wichtigen Aufsätze. Und natürlich ist es auf Reisen leichter, ein Buch auf dem eBook-Reader dabeizuhaben als in einem schwergewichtigen gedruckten Format.

Buchscanner in Arbeitsposition mit aufgelegter Buchvorlage. Gegenüber der Vorgängerversion ist das Pendel verlängert, das Gehäuse für die Elektronik verschlankt und die Elektronik vollständig erneuert worden.

Genau genommen ist mein Buchscanner ein Stativ für einen Fotoapparat mit zusätzlichen Vorrichtungen, um Buchseiten gleichbleibend auszuleuchten und Fotos automatisch zu schießen. Für die letztgenannte Funktion ist es bedeutsam, einen Fotoapparat zu besitzen, der über eine elektronische Fernbedienung verfügt. Ich verwende die Canon Power-Shot A-560, ein älteres Modell, das es gebraucht recht preiswert gibt. Von Hause aus bekommt man für diese Kamera keine elektronische Fernauslösung. Es gibt jedoch eine recht aktive Nutzergemeinde, die für viele Canon-Kameras der Power-Shot-Produktlinie eine neue Firmware entwickelt hat, mit der sich diese und viele andere Funktionen in die Kamera implementieren lassen.

Das zusammenfaltbare Untergestell ist gleich geblieben. Monitor und Antireflexglas sind neu.

Die neue Firmware wird auf die Speicherkarte geschrieben und lässt die Originalfirmware unangetastet. Welche Kameras sich manipulieren lassen und wie die Software eingestellt wird, kann in einem ausführlichen Handbuch nachgeschlagen werden. Hat man die neue Firmware entsprechend eingestellt, kann die Kamera über den USB-Anschluss fernausgelöst werden. Hierzu benötigt man lediglich die Stromversorgungsleitung der USB-Buchse (Pin 1 und 4). Zwei kurze Impulse hintereinander auf der Plusleitung lösen ein Foto aus. Der Bediener muss lediglich die Buchseiten umblättern, alles andere erledigt der Scanner.

Meinen "Buchscanner zum Zusammenklappen" habe ich bereits in c't Hacks 3/13 ab Seite 64 ausführlich dargestellt (der Beitrag steht mittlerweile in vollem Umfang online). Inzwischen habe ich mehr als 30.000 Buchseiten eingelesen und das Gerät arbeitet nach wie vor. Hin und wieder gab es kleinere Störungen an der Mechanik, aber die waren schnell behoben. Einige kleinere Verbesserungen sind zwischenzeitlich vorgenommen worden. So wurden die einfachen Glasscheiben durch Antireflexscheiben ersetzt. Störende Lichtreflexe sind damit vorbei. Ferner ist ein kleiner Kontrollmonitor integriert worden, um die Lage der zu scannenden Seiten zu kontrollieren. LED-Leuchtkörper haben die Halogenbirnen ersetzt.

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Kurzinfo

  • Zeitaufwand: ca. 12 Stunden
  • Kosten: ca. 150 €
  • Löten: einfache Lötarbeiten
  • Elektronik: solide Grundkenntnisse
  • Programmieren: Mikrocontroller-Programmierung
  • Holzbearbeitung: sägen, bohren, schrauben
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Material

  • 2 Relaisbausätze von Pollin
  • 1 Bausatz verstellbarer Spannungsregler von Pollin
  • 10K-10-Gang Präzisionspotenziometer
  • 12-Volt-Gleichspannungsmotor mit Getriebe
  • Rahmen des Buchscanners aus c't Hacks 3/13
  • PC-ATX-Netzteil
  • Kamera, z.B. Canon A560
  • 2 Servos oder 2 Hubmagnete