Hörbücher: Kartellamt prüft Verträge von Amazon-Tochter Audible und Apple

Nach der EU-Kommission nehmen auch die Wettbewerbshüter den Markt für E-Books und Hörbücher genauer unter die Lupe. Das Bundeskartellamt hat deshalb ein Verfahren gegen Apple und Audible eingeleitet.

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Amazon-Chef Jeff Bezos setzt Verlagen und deutschem Buchhandel auf mehreren Ebenen zu.

(Bild: dpa, Justin Lane/Archiv)

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Das Bundeskartellamt hat wie erwartet ein Verfahren gegen Apple und die Amazon-Tochter Audible eingeleitet. Wie die Behörde am Montag in Bonn mitteilte, prüfen die Wettbewerbshüter unter anderem, ob eine Vereinbarung der beiden Unternehmen über den Vertrieb von digitalen Hörbüchern auf iTunes den Spielraum der Verlage einschränkt. Auslöser war eine Beschwerde des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, der Amazon den Missbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung vorwirft.

“Die beiden Unternehmen haben bei dem digitalen Angebot von Hörbüchern in Deutschland eine starke Position”, erklärte Kartellamtschef Andreas Mundt.”Daher sehen wir uns veranlasst, die Vereinbarung zwischen diesen beiden Wettbewerbern im Hörbuchbereich genauer zu prüfen. Es muss sichergestellt sein, dass den Hörbuchverlagen für den Absatz ihrer digitalen Hörbücher hinreichende Ausweichalternativen zur Verfügung stehen.”

Die Verlage werfen dem US-Riesen Amazon vor, seine Marktstellung zu missbrauchen, ”um Hörbuchverlagen unzumutbare Bedingungen für die Vermarktung digitaler Hörbücher aufzuzwingen”. Amazon versuche die Verlage in neue Lizenzverträge mit einem Flatratemodell zu zwingen. Bei digitalen Hörbüchern werde iTunes exklusiv von Audible beliefert. Zusammen mit der eigenen Plattform und dem Vertrieb über Amazon kontrolliere das Unternehmen so 90 Prozent des deutschen Hörbuchmarkts.

“Wir begrüßen es, dass das Bundeskartellamt unsere Darstellung zum Anlass nimmt, ein Verfahren einzuleiten”, erklärte der Geschäftsführer des Börsenvereins, Alexander Skipis, am Montag. “Hörbuchverlage brauchen eine adäquate Möglichkeit, ihre Hörbücher auch unabhängig von Audible vertreiben zu können. Das ist in der derzeitigen Konstellation nicht möglich. Die Leidtragenden sind nicht nur Hörbuchverlage, sondern auch Buchhändler sowie der Zwischenbuchhandel und am Ende der Leser und Hörer.”

Im September hatte auch die EU-Wettbewerbskommission angekündigt, sich mit den Beschwerden der deutschen Buchbranche gegen Amazon beschäftigen zu wollen. “Das Bundeskartellamt steht im engen Kontakt mit der Europäischen Kommission, der diese Beschwerde ebenfalls vorliegt”, erklärte Mundt. Brüssel untersucht seit dem Sommer auch die Rolle, die Amazon auf dem E-Book-Markt spielt. (vbr)