Mobilcom will Debitels Kunden

Die Wirtschaftspresse berichtet, dass Mobilcom Debitel habe kaufen wollen, aber mit diesem Ansinnen gescheitert sei.

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Von
  • Christian Rabanus

Der Stuttgarter Mobilfunkanbieter Debitel, zu 74 Prozent in der Hand der immer noch vom Schweizer Staat kontrollierten Gesellschaft Swisscom, ist das einzige der sieben zur UMTS-Auktion angetretene Unternehmen, das keine Lizenz erworben hatte. Mit seinem großen Kundenstamm – zur CeBIT 2000 begrüßte es nach eigenen Angaben seinen fünfmillionsten Kunden – ist es ein attraktiver Partner für eines der kleineren Unternehmen, die jetzt ihre UMTS-Lizenz versilbern wollen. Nach seinem Ausscheiden aus der UMTS-Auktion gab die Firma bekannt, zusammen mit Partnern UMTS-Dienste in Deutschland anbieten zu wollen. Die Financial Times Deutschland (FTD) berichtet nun in ihrer heutigen Ausgabe, dass das Büdelsdorfer Unternehmen Mobilcom versucht habe, Debitel zu kaufen, mit diesem Ansinnen aber gescheitert sei.

Mobilcom hat offensichtlich einen Narren an den Stuttgartern gefressen. Zuerst hatte es im Dezember des letzten Jahres zusammen mit Debitel ein Joint-Venture gegründet, um eine UMTS-Lizenz zu ersteigern. Bekanntlich hat die Zusammenarbeit nicht besonders lange gedauert: Debitel beanspruchte die unternehmerische Führung in diesem Joint-Venture, was bei Mobilcom nicht auf Begeisterung stieß. Als Ende März 2000 dann France Telecom bei Mobilcom einstieg, war das gemeinsame Projekt bereits so gut wie tot.

Anfang August handelte sich Mobilcom-Chef Gerhard Schmid dann einigen Ärger ein, als er während der UMTS-Auktion verkündete, den Debitel-Kunden UMTS-Dienste anbieten zu wollen. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) prüfte daraufhin, ob Kontakte zwischen Mobilcom und anderen Bietern bestehen würden; wäre dies der Fall gewesen, so wären die entsprechenden Bieter von der Auktion ausgeschlossen worden. Die heftigen Dementis von allen Seiten überzeugten auch den Präsidenten der Regulierungsbehörde, Klaus-Dieter Scheurle, davon, dass es kein regelwidriges Verhalten gegeben habe.

Die FTD zitiert nun Schmid mit den Worten: "Wir können uns vorstellen, Debitel zu kaufen." Derzeit sieht es aber nicht so aus, als ob sich Swisscom vorstellen könnte, Debitel zu verkaufen: Entsprechende Gerüchte wies Swisscom-Sprecherin Renate Cosby bereits in der letzten Woche zurück. Auch Mobilcom-Sprecher Torsten Kollande wollte den Bericht der FTD nicht bestätigen: Derzeit gebe es keine Gespräche über einen möglichen Kauf. Allerdings wies er auch darauf hin, dass Mobilcom mit Debitel schon zusammengearbeitet habe, Kontakte also bestehen würden.

Swisscom ordnet unterdessen ihr Telekommunikationsgeschäft neu: Wie von Branchenkennern vermutet, hat die Gesellschaft aus der Schweiz ihre Anteile an der Stuttgarter Festnetzgesellschaft Tesion an den zweiten Gesellschafter, Energie Baden-Württemberg (EnBW), verkauft. Swisscom wolle sich von einem Stammhauskonzern zu einer Gruppe operativ selbständiger Gesellschaften entwickeln, teilte das Unternehmen mit. Insgesamt strebe man auf dem internationalen Markt eine Konzentration der Tätigkeiten auf den Mobilfunkbereich an. Ein Verkauf von Debitel würde dazu freilich gar nicht passen. (chr)