Folgen des VW-Abgasskandals schwer abschätzbar

Noch hat der Abgasskandal bei Volkswagen wenig Wirkung auf die Wirtschaft im Land gezeigt. Ob das so bleibt, dürfte sich erst im kommenden Jahr herauskristallisieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 262 Kommentare lesen
Auspuff, VW, Volkswagen, Abgas-Skandal
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Der schwelende Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen dürfte die Branche auch im kommenden Jahr beschäftigen. "Es ist aktuell schwierig zu beurteilen, wohin die Entwicklung führen wird", sagte der baden-württembergische IG-Metall-Landesbezirksleiter Roman Zitzelsberger gegenüber dpa. Südwestmetall-Chef Stefan Wolf rechnet damit, dass das Wachstum verhaltener ausfallen wird. "Das kann sich auch auf die Maschinenbauer auswirken, die Autofabriken ausstatten."

Der Abgas-Skandal bei VW

Der Geschäftsführer des Verbands der Maschinenbauer (VDMA), Dietrich Birk, hält eine erste Zwischenbilanz erst im Frühjahr für möglich. Bislang gebe es keinen Nachteil in puncto Kundenvertrauen. "Wenn VW allerdings die Investitionsbudgets zurückfährt, bekommen das auch die Lieferanten und Ausrüster zu spüren", sagte er. Deshalb sei davon auszugehen, dass einzelne Maschinenbauer betroffen sein werden.

Allerdings gibt es in der Branche auch Gewinner: "Es gibt einzelne Maschinenbauer, die eher von gegenteiligen Effekten berichten", sagt Birk. "VW arbeitet derzeit fieberhaft an der Verbesserung der Motorentechnik und des Antriebsstrangs." Davon profitierten auch einige Maschinenbauer im Land.

Trotzdem warnte Zitzelsberger: "Die Automobilbranche darf nicht in Sippenhaft genommen werden, genau so wenig darf der Diesel in Misskredit geraten", warnte Zitzelsberger. Gleichzeitig forderte er einen schonungslosen Prozess der Offenheit, was die Messung der Abgaswerte betrifft.

Auf EU-Ebene wird derzeit über neue Prüfszenarien diskutiert. Experten der EU-Staaten hatten im Oktober einen Rahmen für realistischere Tests von Dieselwagen abgesteckt. Beim "Real Driving Emissions" (RDE) genannten Ansatz sollen aber deutliche Abweichungen von europäischen Grenzwerten erlaubt sein. Der Umweltausschuss des Parlaments wies die Pläne daher vor kurzem zurück.

Auch Wolf warnte vor einem Trend gegen den Diesel. Die Autobranche argumentiert, dass die Vorgabe von 95 Gramm Kohlendioxid nur mit Hilfe des Diesels zu erreichen ist. "Schon der höhere Anteil von Elektrofahrzeugen kommt nicht so wie erwartet", sagte Wolf. "Wenn jetzt der Dieselanteil auch noch deutlich nach unten geht, sind die 95 Gramm gar nicht zu schaffen." Dann drohten Strafzahlungen. "Und dann trifft der VW-Skandal nicht nur Volkswagen, sondern alle Autobauer."

Wolf rechnet damit, dass die Auswirkungen des VW-Skandals die Branche noch länger beschäftigen werden. "Ich glaube nicht, dass das Thema in zwei Jahren vom Tisch ist", sagte er. "Die Umwelt hat eine extrem starke Lobby – und die wird das Thema nicht von der Angel lassen." (jk)