Tesla: Aktie seit Jahresbeginn um 40 Prozent gefallen

Die Anleger liebten Tesla bislang. Obwohl Tesla regelmäßig hohe Verluste einfuhr, wurde das Unternehmen an der Börse als innovativer Fahnenträger der E-Mobilität gefeiert. Doch das Blatt hat sich gewendet

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Tesla Motors, Elektroautos, alternative Antriebe

(Bild: Peter-Michael Ziegler / heise online)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Franz

Elon Musk ist Misserfolg nicht gewohnt. Der schillernde Chef des Elektroautobauers Tesla ist ein Superstar der Tech-Szene - er wird mit Steve Jobs, Henry Ford und Thomas Edison verglichen. Auch die Anleger liebten den 44-jährigen Selfmade-Milliardär bislang. Obwohl Tesla regelmäßig hohe Verluste einfuhr, wurde das Unternehmen an der Börse als innovativer Fahnenträger der E-Mobilität gefeiert. Doch das Blatt hat sich gewendet. Seit dem Jahresbeginn ist die Aktie um 40 Prozent abgestürzt. Wenn Musk am Mittwochabend die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentiert, wird er gute Argumente brauchen, um den Skeptikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Tesla hatte lange Zeit nur ein Modell im Angebot: das Model S. Nun kommen mit dem Model X ein SUV und mit dem Model 3 ein Fahrzeug für die breite Masse auf den Markt. Das SUV gibt es schon, das Model 3 soll in diesem Jahr vorgestellt werden.

(Bild: Peter-Michael Ziegler / heise online)

Tesla gerät derzeit von mehreren Seiten an der Börse unter Druck. Der allgemeine Abwärtssog der Tech-Aktien - das Wachstumspotenzial vieler Unternehmen wird zunehmend hinterfragt - zieht auch die dem Silicon Valley statt der klassischen Autoindustrie zugeordnete Musk-Firma in Mitleidenschaft. Allgemein leiden E-Autos unter dem niedrigen Ölpreis, der sich in günstigem Benzin an den Tanksäulen niederschlägt. Die Nachfrage nach verbrauchsarmen Alternativen wird dadurch gedämpft. Dieses Problem trifft Tesla zwar nicht so stark wie andere Anbieter, weil der Hersteller bislang nur Luxus-Modelle anbietet und nicht über mangelnde Kauflust reicher Kunden klagen kann. Doch perspektivisch könnte Billigsprit die geplante Offensive im Massenmarkt erschweren.

Aktuell kämpft die Firma aber eher mit hausgemachten Schwierigkeiten als mit externen Problemen. Vor allem der lahme Anlauf der Produktion des Elektro-SUV Model X, dessen Auslieferung im Herbst 2015 nach diversen Verschiebungen begann, lässt Analysten an Tesla zweifeln. Die schleppende Fertigung könne zu Lieferschwierigkeiten führen und noch mehr Geld verbrennen, warnt etwa Autoexperte Brian Johnson von der Großbank Barclays. „Das ruft die Risiken der aggressiven Wachstumsambitionen für die nächsten Jahre zurück ins Gedächtnis“, meint Johnson. Musk hat mit Tesla große Pläne. In Nevada baut das Unternehmen eine riesige Batteriefabrik. Die „Gigafactory“ soll Tesla in Zukunft einmal profitabel machen, kostet aber zunächst viel Geld. Im nächsten Monat will die Firma, die bislang nur die Limousine Model S in größerem Stil verkauft, mit dem „Model 3“ einen für die breitere Bevölkerung erschwinglichen Stromer vorstellen. Er soll mit etwa 35.000 Dollar weniger als die Hälfte der Premium-Modelle kosten und 2017 den Massenmarkt entern.

Allerdings macht General Motors (GM) mit einem ähnlichen Angebot Konkurrenz. GM will Tesla mit dem Chevrolet Bolt EV zuvorkommen. Mit einer Reichweite von 320 Kilometern und einem Preis von rund 30.000 Dollar nach Abzug staatlicher Vergünstigungen entsteht da ein ernstzunehmender Wettbewerber. Barclays-Analyst Johnson sieht trotzdem gute Chancen für Musks Offerte: „Das Model 3 könnte das Interesse an Tesla Ende März wieder entfachen.“ Die Aktie des Unternehmens, die im Sommer 2015 noch ein Rekordhoch bei etwa 280 Dollar erreicht hatte, fiel zuletzt bis auf unter 150 Dollar. Musk hat oft genug deutlich gemacht, dass ihm der Aktienpreis relativ egal ist. Der gebürtige Südafrikaner und Vater von fünf Söhnen sieht die Förderung der E-Mobilität als Mission für den gesellschaftlichen Wandel. Rasche Gewinne hat er Investoren nie versprochen.

(dpa) (mfz)