Spritfresser und Diesel könnten E-Auto-Prämie finanzieren

Die Deutschen kaufen zu wenig Elektroautos, findet die Bundesregierung. Sie will die Nachfrage ankurbeln, wofür finanzielle Anreize ein probates Mittel wären. Doch wo soll das Geld herkommen?

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Spritfresser und Diesel könnten E-Auto-Prämie finanzieren

(Bild: Clemens Gleich)

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  • dpa

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) will eine Kaufprämie für Elektroautos zum Teil aus einer Abgabe für den Kauf besonders spritfressender Fahrzeuge finanzieren. "Ich habe großes Verständnis dafür, dass der Finanzminister Kaufanreize nicht aus dem Steuersäckel finanzieren will. Ich schlage deshalb eine Bonus-Malus-Regelung vor", sagte sie dem Spiegel.

Dabei gehe es um einen "fairen Ausgleich zwischen Fahrzeugen mit einem hohen CO2-Ausstoß und solchen, die mit geringen Emissionen zum Klimaschutz beitragen". Bei einem CO2-Ausstoß von 95 Gramm pro Kilometer wäre demnach ein einmaliger "Umweltbeitrag" von 50 Euro zu zahlen, "bei über 200 Gramm, da wäre man bei einem Porsche Cayenne, könnten 1000 Euro fällig werden". Als Alternative schlug Hendricks eine Anhebung der Dieselsteuer vor. "Derzeit zahlen Dieselfahrer insgesamt deutlich weniger Steuern als Benzinfahrer, auch wenn man die höhere Kfz-Steuer einrechnet", sagte sie. Da sei noch "genügend Spielraum" für eine Gegenfinanzierung der Elektroauto-Kaufprämie.

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Derweil will Verkehrsminister Alexander Dobrindt als Anreiz für den Einsatz von Elektroautos 15.000 zusätzliche Ladesäulen in ganz Deutschland aufstellen lassen. Der CSU-Politiker sagte der Bild am Sonntag: "Dafür werden 300 Millionen Euro in die Hand genommen. Betrieben werden sollen diese Ladesäulen unter anderem von privaten Investoren. Für Supermarktketten, Shopping-Center oder Baumärkte kann das ein Geschäftsmodell sein."

Bisher haben sich SPD und CSU für Kaufprämien stark gemacht, für die Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) eine Größenordnung von 5000 Euro pro Fahrzeug vorgeschlagen hat. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) lehnt dies ab. Die Bundesregierung hält aber am Ziel von einer Million Elektroautos bis 2020 auf deutschen Straßen fest, wie Dobrindt bekräftigte.

Im vergangenen Jahr wurden nur 12 363 reine Elektroautos für deutsche Straßen neu zugelassen – 0,4 Prozent der 3,2 Millionen Neuzulassungen insgesamt. Unter den deutschen Herstellern hat Volkswagen die Nase in Sachen E-Mobilität leicht vorn: 2015 wurden laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) 1648 VW mit reinem Elektromotor neu zugelassen. Der Kleinwagen Up und der Mittelklasse-Dauerrenner Golf sind als Elektroversionen zu haben. Daimler kam 2015 auf 1161 neu zugelassene Elektroautos. Mehr als die Hälfte davon (676) machte der Smart electric drive aus, der Rest entfiel auf die Elektroversion der Mercedes-B-Klasse (485). BMW steht mit 1051 i3 in der KBA-Statistik 2015.

Zum Bereich Elektrofahrzeuge zählen nach Lesart der Bundesregierung auch Hybridautos, die Verbrennungsmotor und Stromantrieb kombinieren. Davon wurden 2015 immerhin rund 31 000 neu zugelassen in Deutschland. VW kam auf etwa 3000 Hybridautos, Mercedes und Audi auf je 2000, BMW auf 1000.

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Volkswagen liefert seit September 2020 mit dem ID.3 den ersten Elektro-Pkw seiner Großoffensive auf dem E-Sektor aus.
(Bild: heise Autos)

Ausländische Hersteller liegen im Deutschland-Ranking der Elektro-Neuzulassungen für 2015 übrigens vorne: Bei den reinen Elektroautos kommt Kia auf 3842 Exemplare; die Südkoreaner sollen aber viele ihrer über eigene Händler zugelassenen Modelle danach aus Deutschland exportiert haben. Auch Renault (1339) und Nissan (1016) sind durchaus präsent. Bei Hybriden liegt Toyota klar vorn (13.138). Plug-in-Hybride, die auch an der Steckdose geladenen werden können, machen davon aber nur einen Teil aus.

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