Frontal 21: Abgas-Skandal betrifft möglicherweise nicht nur VW

Das ZDF-Magazin "Frontal 21" ließ stichprobenartig Dieselautos von Mercedes-Benz, BMW und Renault messen. Experten meinen laut dem Magazin nun, dass nicht nur VW von einem Abgas-Skandal betroffen sein könnte.

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ZDF: Abgas-Skandal betrifft möglicherweise nicht nur VW

Szene aus der Dokumentation von "Frontal 21"

(Bild: ZDF)

Lesezeit: 2 Min.

Nicht nur VW könnte dafür gesorgt haben, dass sich in Dieselfahrzeugen auf der Straße höhere Stickoxidemissionen ergeben haben als auf dem Prüfstand. Zu dem Ergebnis kommen nach Angaben des ZDF Automobilexperten und Juristen.

Das ZDF-Magazin "Frontal 21" hatte die Abgasprüfstelle der Berner Fachhochschule beauftragt, vier Diesel-Pkw von BMW, Mercedes und Renault sowie von VW zu messen. Dabei habe sich herausgestellt, dass alle Fahrzeuge bei gleicher Fahrweise auf der Straße viel mehr Stickoxide erzeugten als bei demselben Fahrzyklus im offiziellen Labortest. Die gesetzlichen Grenzwerte seien mehrfach überschritten worden.

Laut ZDF waren die Emissionen eines BMW 320d, eines Mercedes C200CDI und eines Renault Laguna dCi mit dem eines VW Passat 2.0 TDI verglichen worden, der eine unzulässige Abschalteinrichtung hat. "Das Emissionsverhalten ist anders als vorher. Das heißt, es muss irgendein Parameter erfasst worden sein, der dann zu einem veränderten Emissionsverhalten geführt hat. Und genau das ist unzulässig", urteilte Martin Führ, Professor für öffentliches Recht an der Hochschule Darmstadt.

Es sei technisch denkbar, dass auch andere Hersteller, die getestet wurden, unterschiedliche Abschaltvorrichtungen verwendet haben, meinte Prof. Kai Borgeest vom Zentrum für Kfz-Elektronik und Verbrennungsmotoren der Hochschule Aschaffenburg. Der Skandal könne die gesamte Automobilindustrie und nicht nur VW durchziehen.

VW habe auf Nachfrage von "Frontal 21" ebenso wie Daimler und BMW den Testaufbau kritisiert und die Messergebnisse im Labor und auf der Straße für nicht vergleichbar gehalten. Auf die Frage, wie die Abschaltsoftware für die hohe Abweichung verantwortlich ist, habe VW keine eindeutige Antwort gegeben. Daimler, BMW und Renault hätten den Verdacht der Manipulation von sich gewiesen.

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Mitte September 2015:  Die US-Umweltschutzbehörde EPA beschuldigt den Volkswagen-Konzern, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Prüfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. Zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen ist auch das California Air Resources Board (CARB) gekommen. Beide Behörden schicken Beschwerden an VW. (Im Bild: Zentrale der EPA in Washington D.C.)
(Bild: EPA
)

(anw)