Fahrbericht: Range Rover Evoque Cabrio

Offenes Gelände

Jaguar Land Rover wagt sich mutig in eine Nische, in der bisher allein Nissan mit seinem Murano Cabrio scheiterte. Doch scheint sich eher ein Erfolg abzuzeichnen, jedenfalls, wenn es nach den 300 deutschen Vorbestellungen geht, bei denen immerin ein Kaufvertrag ohne Probefahrt unterschrieben wurde

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Von
  • Wolfgang Gomoll
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Courchevel (F), 16. März 2016 – Jaguar Land Rover wagt sich mutig in eine Nische, in der bisher Nissan mit seinem Murano Cabrio einsam scheiterte. Doch scheint sich eher ein Erfolg abzuzeichnen, jedenfalls, wenn es nach den 300 deutschen Vorbestellungen geht, bei denen immerin ein Kaufvertrag unterschrieben wurde, ohne dass das Auto schon probezufahren gewesen wäre.

Das Innenraum-Platzangebot entspricht dem des Blechdach-Evoque, hinten ist es also eng. Das fünflagige Stoffdach legt sich auf Knopfdruck bis zu einer Geschwindigkeit von 48 km/h nach nur 18 Sekunden ab, 21 Sekunden dauert das Schließen. Bei geöffnetem Dach bleibt ein Kofferraumvolumen von 251 Litern, wenig Vergleich zum Coupé (420 Liter bis 1350 Liter). Anstelle der Heckklappe bietet das Cabrio eine Ladeluke, die auch noch relativ hoch liegt. Immerhin gibt es eine Durchlademöglichkeit für Ski oder Snowboards.

Hohe Schulterlinie

Das Freiluftgefühl ist schon aufgrund der hohen Schulterlinie etwas eingeschränkt. Legt man den Arm auf die Türbrüstung, fühlt man sich ein bisschen wie in der heimischen Badewanne, was nicht jedermanns Geschmack ist. Der Vorteil: Gut windgeschützt ist es dafür auch bei tiefen Temperaturen ein Vergnügen, offen zu cruisen. Das Windschott hilft wirksam, Wirbel von den vorderen Passagieren fernzuhalten.

Trotz seiner Alu-Leichtbau-Karosserie mit 1936 Kilogramm ist das Evoque Cabrio ziemlich schwer, was zum Teil auch auf den Allradantrieb und eine für ein SUV ziemlich gute Geländeeignung zurückzuführen ist. Laut Range Rover wiegt das Cabriolet ausstattungsbereinigt rund 200 Kilogramm mehr das Coupé. Das verwundert nur wenig, denn wie bei allen Cabrios mit selbsttragender Karosserie entfällt auch hier die versteifende Funktion des Blechdachs, was massive Verstärkungen in der Bodengruppe und dem Bereich des Scheibenrahmens nötig macht. Die Gewichtszunahme ist für sich genommen zwar hoch, liegt aber im Rahmen der üblichen zehn Prozent, die eine offene Version meist mehr wiegt.

Der 132 kW / 180 PS starke Dieselmotor hat dank eines maximalen Drehmoments von 430 Nm wenig Probleme mit dem Gewicht, Landstraßen-Überholvorgänge bedürfen jedoch einer gewissen Planung. Beeindruckend ist die meist unmerkliche Schaltarbeit des Neungang-Automaten – allerdings würde eine spürbare Schaltarbeit auch bald nerven bei so vielen Stufen. In schnell gefahrenen Kurven beginnt das Evoque Cabrio gemütlich über alle vier Räder nach außen zu drängen. Torque-Vectoring mit gezielten Bremseingriffen (die einfachste und am wenigsten effektive Form) und eine direkte, aber gefühlsarme Lenkung bemühen sich um einen Rest Agilität. Wer sportliche Leichtfüßigkeit erwartet, liegt bei dem offenen Lifestyle-SUV falsch. Durch die geländewagentypisch langen Federwege ist der Fahrwerkskomfort grundsätzlich hoch, bei harten, kurzen Schlägen reagiert das Fahrwerk allerdings hölzern.