Elektrobus in Uganda fährt mit der Kraft der Sonne

Bisher prägten Linienbusse mit Dieselmotoren, Minibus-Taxis und zweisitzige Motorräder das Straßenbild der Hauptstadt Ugandas. Der Kayoola soll das künftig ändern.

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Elektrobus in Uganda fährt mit der Kraft der Sonne

(Bild: Kiira Motors Corporation)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Roman Goergen

In Uganda hat jetzt der erste Solarbus seine Jungfernfahrt absolviert. Der Kayoola ist der Prototyp eines Elekrobusses mit Solarmodulen auf dem Dach, den der staatliche Autohersteller Kiira Motors Corporation (KMC) entwickelt und jetzt in Kampala vorgestellt hat. Das berichtet die neue Ausgabe der Technology Review (im Handel erhältlich oder im heise shop bestellbar).

"Die Zahl der Fahrzeuge in Kampala wird sich in den nächsten drei Jahren verfünffachen, mehr als eine Million Menschen werden dann täglich in der Stadt unterwegs sein", prognostiziert Allan Muhumuza, Vizepräsident von KMC. Angesichts des drohenden Verkehrsinfarkts bietet der Kayoola-Bus – der Name bedeutet so viel wie "Massentransport" – eine Alternative nicht nur für die Hauptstadt Ugandas, sondern für den ganzen Kontinent. Denn laut Albert Akovuku, einem weiteren Firmen-Vize, ist es der erste Solarbus, der in Afrika entworfen und gebaut werden soll. Eine durchaus ambitionierte Regierungsinitiative will bis 2040 in Uganda eine mittelständische Wirtschaft etablieren. Dazu zählt unter anderem eine eigene Autoindustrie.

Die Entwicklung des 35-sitzigen Prototyps hat mehr als vier Jahre gedauert und rund 130.000 Euro gekostet. Angefangen hatte alles bereits 2007 mit ersten Forschungsprojekten an der staatlichen Makerere-Universität. Von deren Ingenieursdisziplinen stammen viele der heutigen Kiira-Mitarbeiter. "Der Bus hat zwei Batterien. Auf dem Dach sind zwölf Solarmodule, die es auf 1.320 Watt bringen", sagt Muhumuza. Mit der ersten Batterie erzielt der Kayoola mit seinen 70 kWh eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern und hat eine Reichweite von 80 Kilometern. Die zweite Batterie benötigt genau diese eine Stunde, um sich an der ugandischen Sonne aufzuladen. Das erlaubt es dem Bus dann, weitere zwölf Kilometer zurückzulegen. Aufgrund der eingeschränkten Reichweite wären Städte zunächst das ideale Einsatzgebiet für den Bus. Außerdem arbeitet Uganda an einem Netzwerk elektrischer Ladestationen, das dem Kayoola auch lange Strecken ermöglichen soll.

Laut Kiira-Motors-Geschäftsführer Paul Musasizi ist die aktuelle Reichweite ideal für die Ringroute um Kampala oder die Distanz zur nahen Metropole Entebbe: "Auf diesen Fahrten werden wir im Vergleich zu einem Dieselbus rund 63 Prozent der Kosten auf 100 Kilometer einsparen." Eine solche Reduzierung des Treibstoffverbrauchs sei für ein Land wie Uganda "mit acht Sonnenstunden am Tag" leichter zu erzielen als für die Heimatregionen der klassischen Autohersteller. "Die USA, Deutschland, China oder Großbritannien liegen alle nicht am Äquator." Muhumuza ergänzt: "Afrikas geografische Position bietet nonstop Sonnenschein das ganze Jahr – eine bislang zu wenig genutzte Energiequelle."

Doch der Kontinent erkennt nun seine Chance. So haben in jüngster Vergangenheit viele afrikanische Staaten Projekte mit Sonnenenergie realisiert. In Marokko ging im Februar das größte Solarkraftwerk der Welt ans Netz, in Südafrika bezieht der Regionalflughafen George fast die Hälfte seines Energiebedarfs aus einer Sonnenfarm, und Ruanda betreibt mobile "Lade-Kioske" mit Sonnenenergie. Für den Kayoola ist es dennoch eine ordentliche Etappe bis zur Massenproduktion. Erst 2018 will der Kiira-Konzern die Fabrikation aufnehmen: Zunächst aber stehen Pkws, Pick-ups, Geländewagen und Laster auf dem Programm.

Dieser Text stammt aus der aktuellen Ausgabe der Technology Review (im Handel erhältlich oder im heise shop bestellbar). (jle)