Nortel trotz dunkler Wolken über den Telecoms optimistisch

Das Geschäft mit optischen Netzen betreibt Telecom-Ausrüster Nortel sehr erfolgreich, befürchtet aber mögliche Kapitalknappheit bei den Carriern.

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Von
  • Jürgen Kuri

Zwar konnte der Telecom-Ausrüster Nortel im vierten Quartal die Erwartungen der Börse erfüllen, warnte aber gleich, dass es Schwierigkeiten im Geschäftsjahr 2001 geben könnte. Der Grund: "Kapitalknappheit im Telecom-Sektor", meinte der neben Lucent größte Hersteller von Telecom-Equipment. Nortel erwartet nun ein Wachstum von 30 Prozent bei den Umsätzen und dem Gewinn pro Aktie im Geschäftsjahr 2001 und legt sich damit auf das untere Ende der zuvor prognostizierten Spanne von 30 bis 35 Prozent beim Umsatzwachstum fest.

"Eine Menge Kapital wurde aus dem Sektor vertrieben", erklärte Nortel-Chef John Roth die Situation und verwies dabei auf finanzielle Schwierigkeiten von lokalen Telecom-Gesellschaften in den USA und Großbritannien. Lucent beispielsweise musste schon die Rücklagen erhöhen, um Ausfälle durch säumige Kunden auszugleichen. Auch Cisco erhöhte für solche Fälle die Rückstellungen. Auch der Run auf die teuren UMTS-Lizenzen in Europa, bei denen die Amortisation noch weitgehend in den Sternen steht, hat Kapitalgeber veranlasst, sich bei Finanzierungen im Telecom-Sektor zurückzuhalten. Davon sind die Ausrüster teilweise direkt betroffen: So ziehen die Telefongesellschaften die Equipment-Hersteller selbst zur Finanzierung der Investitionen heran, mit der Drohung, sie könnten sonst die entsprechenden Aufträge verlieren.

Im vierten Quartal konnte Nortel im operativen Geschäft einen Gewinn von 825 Millionen US-Dollar (26 Cents pro Aktie) erzielen, eine Steigerung um 36 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Damit lag Nortel genau im Ziel: Dies war auch die Prognose der Börse. Unter Einbeziehung einmaliger Ausgaben und Akquisitionskosten verlor Nortel im vierten Quartal 1,41 Milliarden US-Dollar (46 Cents pro Aktie). Die Umsätze von Nortel beliefen sich im vierten Quartal 2000 auf 8,82 Milliarden US-Dollar.

Besonders erfolgreich war Nortel im Bereich der optischen Netze: Im Gesamtjahr 2000 konnte der kanadische Konzern über 10 Milliarden US-Dollar mit SONET- und WDM-Systemen umsetzen, mehr als das Doppelte als im Jahr 1999. Damit macht Nortel rund ein Drittel seiner gesamten Jahresumsätze von 30,28 Milliarden US-Dollar (ein Plus von 42 Prozent gegenüber 1999) mit Geräten für optische Netze. Und dies, obwohl die Marktforscher von Dell'Oro im dritten Quartal schon einen Rückgang bei den Umsätzen im Gesamtmarkt für optische Netze feststellten.

Trotz der dunklen Wolken, die Nortel über dem Telecom-Markt sieht, bleibt der Konzern bei seinen – wenn auch vorsichtiger formulierten – Erwartungen von 40 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr 2001. Dazu beitragen sollen wiederum vor allem die optischen Netze: In diesem Bereich will Nortel um 35 bis 40 Prozent zulegen. Bei den optischen Netzen ist Nortel, weit vor dem Zweitplatzierten Lucent, unangefochtener Marktführer. (jk)