MobilCom will bei UMTS die Nase vorn haben

Der umtriebige MobilCom-Chef Gerhard Schmid will es der Konkurrenz wieder einmal zeigen: Noch vor Branchenriesen wie der Deutschen Telekom und Mannesmann/Vodafone will MobilCom schon 2002 mit UMTS am Start sein.

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  • Eckart Gienke
  • dpa

Der umtriebige MobilCom-Chef Gerhard Schmid will es der Konkurrenz wieder einmal zeigen: Noch vor Branchenriesen wie der Deutschen Telekom und Mannesmann/Vodafone will MobilCom schon 2002 am Start sein und das erste Mobilfunk-Netz mit dem neuen UMTS-Standard in Betrieb nehmen. "Es gibt zwei sehr gute Nachrichten", verkĂĽndete Schmid am heutigen Freitag in Hamburg. "Es wird billiger und es geht schneller."

Schmid hat mit dem weltweit führenden Mobilfunk-Ausrüster Ericsson einen Vertrag über 1,6 Milliarden Euro abgeschlossen und bezieht von ihm schlüsselfertig die gesamte UMTS-Infrastruktur. Der schwedische Lieferant hat sich zu hohen Vertragsstrafen verpflichtet, falls es beim Aufbau des Netzes zu Verzögerungen kommt und beteiligt sich zudem an der Finanzierung des Großauftrags. "Damit liegt das Investment um 30 Prozent unter der Planung", sagte Schmid. Geholfen habe dem Unternehmen aus dem schleswig-holsteinischen Büdelsdorf die Partnerschaft mit France Telecom, die hier ihre Einkaufsmacht voll ausspielen konnte.

Zum Netzstart 2002 sollen rund 20 Prozent der Deutschen die neue Technik nutzen können, so die Planung. Ein Jahr später sollen dann 40 Prozent mit UMTS Daten senden und empfangen sowie – fast schon nebenher – auch telefonieren können. Für Schmid ist die UMTS-Technik nicht eine schlichte Weiterentwicklung von Mobiltelefon und Internet, sondern eine Revolution, auf die er sein Unternehmen voll ausrichtet. "Das wird die Welt verändern", schwärmt der Unternehmer, der einen Konzern mit 2,4 Milliarden Mark Umsatz geschaffen hat und mit UMTS noch einmal in ganz neue Dimensionen vorstoßen will.

Um die hohen Lizenzkosten von 16,4 Milliarden Mark wieder zu verdienen, muss Schmid möglichst schnell eine breite Basis mit Millionen von Kunden gewinnen. Der Haken dabei: Bislang gibt es noch keine Anwendungen für UMTS. Gemeinsam mit Ericsson und dem amerikanischen Netzunternehmen Cisco will MobilCom nun ein Entwicklungszentrum einrichten. "Dort werden 50 Mitarbeiter ausschließlich an Ideen für UMTS arbeiten", kündigte der MobilCom-Chef an. Die UMTS-Endgeräte, von denen Ericsson für MobilCom bis 2002 rund 900.000 Stück bereitstellen will, werden nach Ansicht der beiden Firmen keine klassischen Mobiltelefone, sondern kleine Multimedia-Terminals sein. Der Chef von Ericsson Europa, Ragnar Bäck, präsentierte in Hamburg einen Prototyp mit einer integrierten Kamera, deren digitale Bilder sofort verschickt werden können.

Schmid hofft nun, durch die niedrigeren Investitionskosten schneller als geplant mit UMTS in die Gewinnzone vorzustoßen. "Und wenn wir von den Lizenzgebühren etwas zurückbekommen, sieht der Business-Plan noch wesentlich günstiger aus", sagte er. Mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht in Köln lässt Schmid gegenwärtig prüfen, ob die exorbitanten Lizenzgebühren des Bundes überhaupt zu Recht kassiert wurden. Der Ausgang dieses Verfahrens ist allerdings völlig offen und liegt noch weit in der Zukunft. (Eckart Gienke, dpa) (jk)