Uber wagt den Neustart in Berlin

Das US-Startup hat in Deutschland weiter einen schweren Stand. Nach der erneuten Niederlage vor Gericht versucht Uber es noch einmal in Berlin. UberX vermittelt lizenzierte Fahrer mit Mittelklassewagen.

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Taxiwerbung

Bisher fuhren in Berlin nur Taxis mit Uber-Werbung rum, jetzt kommt das US-Startup wieder.

(Bild: dpa, Florian Gaertner)

Lesezeit: 4 Min.
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Uber wagt in Berlin den angekündigten Neuanfang und will in der Hauptstadt nun mit UberX auch Fahrten mit lizenzierten Fahrern in Mittelklassefahrzeugen anbieten. UberX ist in der App schon freigeschaltet, am Freitagnachmittag waren aber noch keine Fahrzeuge unterwegs. Das soll sich in Zukunft ändern, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Ein wachsendes Angebot bei UberX solle die auch die Basis für die langfristige Einführung des Ridesharing-Dienstes UberPOOL sein.

Für UberX arbeitet das US-Startup mit MyChauffeur zusammen, einem Berliner Chauffeur- und Limousinenservice, der Fahrer und Fahrzeuge mit den zur kommerziellen Personenbeförderung nötigen Papieren vermittelt. Für UberX sollen dabei auch Mittelklasseautos wie VW Passat oder Toyota Prius zum Einsatz kommen. Die Fahrten kosten 2 Euro Grundgebühr und 1,10 Euro pro Kilometer, dazu kommen 30 Cent pro Minute Fahrzeit. Es werden pro Fahrt mindestens 5 Euro berechnet. Laut Berliner Taxitarif zahlen Fahrgäste im Taxi 3,90 Grundgebühr und 2 Euro für die ersten sieben Kilometer, danach 1,50 Euro pro Kilometer. Bei Stand- und Wartezeiten läuft der Taxameter mit 30 Euro pro Stunde weiter; eine Minute Stau kostet im Taxi also 50 Cent.

UberX in Berlin: Am Starttag noch nicht viel los.

(Bild: Screenshot)

Uber arbeite bei dem Dienst mit einigen großen mittelständischen Partnern aus der Taxi-Branche zusammen, sagte Deutschlandchef Christian Freese der dpa am Freitag. "Diese Taxi-Unternehmen wollen mit Uber X ein weiteres Standbein aufbauen." Wie viele Wagen bei UberX zum Start in Berlin verfügbar sein werden, sagte Freese nicht. Nur so viel: Es werde eine überschaubare Zahl sein. "UberX wird zum Start sicher nicht so breit verfügbar sein wie Taxis auf der Plattform", sagte Freese. Am Freitagnachmittag waren keine UberX-Fahrzeuge verfügbar.

Außer in Berlin ist Uber hierzulande nur noch in München aktiv, wo das Angebot von UberX bereits größer ist. Das könnte daran liegen, dass es in Berlin keine nennenswerte Funkmietwagen-Infrastruktur gibt, die in anderen deutschen Städten eine etablierte Alternative zum Taxi ist. Für Funkmietwagen gelten andere Regeln als für Taxis, Fahrer und Fahrzeuge operieren aber mit vergleichbaren Genehmigungen und Lizenzen.

UberX in Berlin sei "der erste Schritt, um auch in anderen Städten in Deutschland wieder zu starten", sagte Freese. Man führe Gespräche mit Behörden. Bei UberX in Berlin habe man sich an an lokale Regeln gehalten, betonte Freese. "Wir haben ein neues Modell entwickelt, das auf die Gerichtsurteile und die Kritik der Behörden eingeht." So werde klarer ausgewiesen, dass Uber nur der Vermittler sei. Außerdem sei darauf geachtet worden, dass die Fahraufträge in der Zentrale bearbeitet und erst dann an den Fahrer weitergeleitet werde.

Uber war in Deutschland mit UberPOP gestartet, bei dem Fahrten von unlizenzierten Fahrern mit Privatfahrzeugen ausgeführt werden. Das in den USA und anderen Ländern sehr beliebte Geschäftsmodell ist nach Meinung deutscher Gerichte hierzulande illegal. Erst in dieser Woche hat das Oberlandesgericht Frankfurt ein bundesweites Verbot des Dienstes bestätigt.

Uber-Chef Travis Kalanick setzte sich diese Woche bei einem Besuch in Berlin dafür ein, den Verkehr in den Städten dadurch zu entlasten, dass sich mehrere Fahrgäste einen Wagen teilen, wenn sie in eine Richtung unterwegs sind. Das Start-up aus San Francisco betreibt dafür den Dienst UberPOOL, der langfristig auch nach Berlin kommen soll. UberX sei "der erste Schritt, um langfristig UberPool nach Berlin zu bringen", sagte Freese.

Update 15.06.2016: Informationen zu Zeitkomponenten der Tarife im zweiten Absatz ergänzt. (vbr)