IAA Nutzfahrzeuge 2016: Eine neue Transport-Ära bricht an

Alle zwei Jahre trifft sich die internationale Nutzfahrzeug-Branche in Hannover zur weltweit größten Messe für Transport, Logistik und Mobilität. Kernthemen der IAA 2016: Digitalisierung, Vernetzung und Elektromobilität

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IAA Nutzfahrzeuge 2016:
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Von
  • Peter-Michael Ziegler
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Mehr als 2000 Aussteller aus über 50 Ländern haben für die 66. IAA Nutzfahrzeuge gemeldet, die am Donnerstag offiziell in Hannover eröffnet wurde. Die weltweit größte Messe für Transport, Logistik und Mobilität findet nur alle zwei Jahre statt und läuft noch bis zum 29. September. Erwartet werden rund 250.000 Besucher.

Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), unterstrich die Bedeutung des Nutzfahrzeugs etwa für den boomenden E-Commerce, dessen Umsatz seit dem Jahr 2000 um das 17-fache gestiegen sei. "Ohne den Transporter wäre das undenkbar", sagte Wissmann.

Busse würden jeden Tag allein 2,7 Millionen Schüler zur Schule und wieder zurückbringen, führte der VDA-Präsident weiter aus. Auch Müllabfuhr, Straßenreinigung und Räumdienste im Winter seien ohne spezielle Nutzfahrzeuge heute praktisch nicht mehr durchführbar.

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Eye-Catcher

Futuristischer Eye-Catcher bei Bosch. Hinter der Frontscheibe verbirgt sich ein kleiner Demo-Showroom.
(Bild: Peter-Michael Ziegler/heise online)

Als nächste große Trends im Nutzfahrzeug-Sektor nannte Wissmann "unfallfreies Fahren durch Automatisierung", die Echtzeit-Vernetzung von Fahrzeugen "mit der gesamten Verkehrswelt" und die zunehmende Verbreitung von Hybrid- und Elektroantrieben insbesondere bei leichten Nutzfahrzeugen im Liefer- und Verteilerverkehr.

Die Vernetzung werde den Transport noch sicherer und noch effizienter machen, versicherte der ehemalige Bundesverkehrsminister. Beispielsweise könnten Lkw durch elektronisch gekoppeltes Kolonnenfahren auf der Autobahn – das sogenannte Platooning – bis zu 10 Prozent Kraftstoff und CO2-Emissionen einsparen.

Digitale Frachtbörsen könnten dabei helfen, Leerfahrten weiter zu minimieren, erläuterte der VDA-Präsident. Mit der genauen Kalkulation voraussichtlicher Fahrtzeiten seien Slots an Rampen und Ladetoren effizienter zu nutzen.

Auch die Fahrer würden von der zunehmenden Digitalisierung profitieren, beteuerte Wissmann – wenn diese nicht vorher schon wegrationalisiert sind. Denn hört man sich bei Branchengrößen wie Daimler, Volkswagen (MAN, Scania) oder Volvo um, sind die Trucker-Tage gezählt.

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Performance Edition

Performance Edition bedeutet bei Volvo Trucks: 540 PS, Doppelkupplungsgetriebe, dynamische Lenkung – und knalliges Design
(Bild: Peter-Michael Ziegler/heise online)

Die Hersteller testen bereits Lkw, die weitgehend ohne Fahrer auskommen sollen – nicht sofort, aber in absehbarer Zukunft. Das gilt auch für die Bus-Branche. So setzt Daimler beispielsweise in Amsterdam mit dem "Future Bus CityPilot" schon jetzt ein Konzept um, bei dem dem Fahrer lediglich eine Kontrollfunktion zukommt – lenken, beschleunigen, bremsen und zentimetergenau an Haltestellen stoppen, erledigt der Bus von selbst.

Dazu scannen mehrere Kameras kontinuierlich die Fahrbahn sowie die Umgebung des Busses, während Fern- und Nahbereichsradarsysteme die vorausliegende Strecke abtasten. Die Standortbestimmung, die auf dem Verarbeiten von Satellitennavigationssignalen sowie dem Vergleich von Kamerabildern beruht, ist Unternehmensangaben zufolge bis auf wenige Zentimeter genau.

Kameras sind auch das entscheidende Element bei der Forcierung des autonomen Fahrens - und sie sind auf der diesjährigen Nutzfahrzeug-IAA bereits deutlich präsenter als früher. Im ersten Schritt werden zunächst die herkömmlichen Außenspiegel durch digitale Varianten mit mehreren Linsen ersetzt.

Solche digitalen Außenspiegel sind nicht nur aerodynamisch sehr viel vorteilhafter – sie können den Bildverarbeitungssystemen an Bord dann auch visuellen Input aus allen möglichen Himmelsrichtungen liefern, was wiederum ganz neue Optionen etwa für autonome Überhol- oder Rangiervorgänge öffnen würde. (pmz)