Ticketdienst Touch&Travel stirbt in wenigen Wochen

Die Bahn AG hat angekündigt, wann der für seine Nutzer durchaus praktische Service fürs Bus- und Bahnfahren eingestellt wird. Alternativen mit ähnlicher Bequemlichkeit fehlen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 188 Kommentare lesen
Ticketdienst Touch&Travel stirbt in wenigen Wochen

Touch&Travel auf einem iPhone in einer älteren Version.

(Bild: Telefonica / PR)

Lesezeit: 3 Min.

Dass Touch&Travel bis zum Ende des Jahres 2016 eingestellt werden würde, hatte die Deutsche Bahn AG bereits im August angekündigt. Nun steht der endgültige Abschalttermin fest, wie das Unternehmen seinen Kunden per E-Mail mitteilte. Die Verfügbarkeit wurde dabei nochmals verkürzt: Bereits am 30. November endet demnach der Betrieb.

Grund für das Ende des universellen Ticketdienstes, mit dem man sich auf dem iPhone sowie Android-Geräten Fahrkarten sowohl für zahlreiche Nahverkehrsverbünde als auch für den Fernverkehr besorgen kann, ist die – so jedenfalls die Bahn AG – offenbar zu schlechte Kundenannahme. "Unsere Marktforschungen haben jedoch gezeigt, dass unsere Kunden im Nahverkehr eine "Alles-aus-einer-Hand"-App mit Informationen und zusätzlichen Services von ihren jeweiligen Verkehrsverbünden/- unternehmen erwarten", schreibt das Unternehmen. Häufig böten diese ihren Kunden eigene Apps an, die durch deren Kunden bereits genutzt werden. "Vor diesem Hintergrund teilen wir Ihnen bereits heute mit, dass Touch&Travel zum 30. November 2016 eingestellt wird."

Echte Alternativen zum bei Touch&Travel verwendeten Check-in- und Check-out-Verfahren gibt es bundesweit allerdings nicht. Stattdessen müssen Nutzer beispielsweise in Berlin nun zu den Apps von BVG, S-Bahn oder VBB greifen. Diese erlauben den Kauf von Tickets auf dem Mobilgerät zwar, allerdings sind diese Fahrkarten weniger intelligent: Sie lösen schlicht den Papierfahrschein ab, auf Tarif und Kosten muss der Nutzer achten.

Touch&Travel erfasst dagegen Einstiegs- und Ausstiegspunkt und berechnet dazu automatisch den günstigsten Tarif. Fährt man mehrfach, werden vergünstigte Fahrkarten wie Tagestickets selektiert. Abgerechnet wird einmal im Monat mit E-Mail-Rechnung und Einzug über das hinterlegte Zahlungsmittel. Einzig nervig: Manchmal vergisst man den Check-out, doch kann man sich automatische Erinnerungen setzen. Zudem gibt sich die Hotline nicht selten kulant.

Touch&Travel hatte anfangs allerdings das Problem, dass nicht alle Mobilfunkanbieter abgedeckt wurden, weil das System nach einer ständigen Ortung per Handyfunkzelle verlangte. Doch seit 2013 wurden dann endlich alle Mobilnetze und alle Handys mit iOS und Android unterstützt. Datenschutzbedenken gab es zum Start ebenfalls, doch betonte die Bahn AG, dass nur Check-In und Check-Out letztlich gespeichert würden. Anfangs wurde die Station per NFC lokalisiert, später dann schlicht per GPS und Handyfunkzelle.

Laut Bahn AG will man die Technik aus Touch&Travel nun anderen Verkehrsunternehmen anbieten. "[Wir] erarbeiten wir mit Verbünden Lösungen, um die komfortablen Check-in/Check-out-Funktionalitäten in bestehende Verbund-Apps zu integrieren", heißt es in der Abschiedsmail ohne Angaben von Details oder Zeitplänen.

[Update 12.10.16 11:15 Uhr:] Touch&Travel hat eine FAQ-Seite veröffentlicht, auf der verschiedene Alternativ-Apps gelistet werden. Bei einigen heißt es, dass dort die Check-in/Check-out-Funktionalität "in Vorbereitung" sei. (bsc)