Wie man die E-Auto-Revolution beschleunigen könnte

Mit den richtigen Gesetzen könnten Stromer bis zu sieben Jahre früher unser hauptsächliches Fortbewegungsmittel werden.

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Von
  • Jamie Condliffe

Die Zukunft des Automobils mag elektrisch sein, doch um diese Zukunft zu erreichen, braucht es noch einige harte politische Entscheidungen. Eine neue Untersuchung des Finanzdienstes Bloomberg New Energy Finance zusammen mit dem Beratungsunternehmen McKinsey & Company unterstützt, was Technology Review online bereits im Frühjahr berichtet hat: E-Autos werden bis 2030 das dominierende Mittel der Fortbewegung sein. In einigen reichen Städten könnten bis dahin sogar zwei Drittel aller Fahrzeuge stromern, so Bloomberg und McKinsey.

Jeder, der die Pariser Automobilausstellung im vergangenen Monat besucht hat, dürfte mitbekommen haben, dass die elektrische Zukunft nicht aufzuhalten ist – zumindest scheint es so. Es gab mehr als zwei Dutzend Ankündigungen neuer Elektroautos, von denen viele schon nächstes Jahr auf den Markt kommen könnten, die meisten bis spätestens 2020. Statements von BMW legen nahe, dass die E-Auto-Verkäufe in den kommenden 10 Jahren 25 Prozent des Umsatzes ausmachen werde – immerhin bis zu 500.000 Autos pro Jahr.

Die Entwicklung von E-Autos für den Massenmarkt ist ein Trend, den auch das neue, günstigere Model 3 von Tesla losgetreten haben dürfte. Obwohl das vielfach bestellte Gefährt noch gar nicht auf dem Markt ist, lässt sich Konzerngründer Elon Musk auf die Schultern klopfen. Wichtiger sind aber die schnell sinkenden Preise für Lithium-Ionen-Akkumulatoren. Diese sind seit 2010 um 65 Prozent gefallen und könnten sich in den nächsten zehn Jahren noch einmal halbieren.

Doch trotz dieser optimistischen Stimmung wird die E-Auto-Revolution wohl nur dann beschleunigt kommen, wenn einige aggressive politische Entscheidungen getroffen werden. Der Bloomberg-McKinsey-Bericht legt nahe, dass eine rein durch den Endkundenmarkt getriebene Elektrifizierung deutlich langsamer wäre als eine, die der Staat regulatorisch mitbestimmt. Fünf bis sieben Jahre könnte das sparen, meinen die Analysten.

Die EU zeigt schon, wo es lang gehen könnte. Der Entwurf einer neuen Direktive, die 2019 in Kraft treten soll, würde bestimmen, dass jedes neue oder renovierte Haus in Europa mit einem Ladepunkt für E-Autos ausgestattet sein muss. Ein weiteres Regelwerk, das Ende des Jahres veröffentlicht werden dürfte, fordert für mindestens 10 Prozent der Parkplätze in neuen Gebäuden einen Ladeanschluss.

In Deutschland geht es bekanntlich ebenfalls voran: Der Bundesrat verabschiedete kürzlich eine Resolution, wonach Verbrennungsmotoren bis 2030 in ganz Europa nicht mehr neu zugelassen werden sollen. Die klare Botschaft soll die EU motivieren, tätig zu werden – auch wenn das Grummeln bei der Automobilindustrie auslöste. Wie es um die aktuellen Zulassungszahlen von E-Autos in Deutschland steht, zeigt unsere Infografik "Statistik der Woche". In anderen Ländern wie Norwegen sind E-Auto-Gesetze fast zu erfolgreich: Dort werden mittlerweile so viele Stromer verkauft, dass "Goodies" wie kostenlose Parkplätze oder die freie Benutzung von Busspuren wieder abgeschafft werden sollen.

Elektroautos für den Massenmarkt (14 Bilder)

Der e6, eines der Elektroautos vom chinesischen Hersteller BYD, ist auch auf dem deutschen Markt erhältlich, für knapp 50.000 Euro. Mit seiner Batteriekapazität von 80 Kilowattstunden liegt die Reichweite bei 400 Kilometern.
(Bild: BYD)

(bsc)