Siemens startet stark und erwartet Abschwächung
Mit zweistelligen Zuwachszahlen startete die Siemens AG ins neue Geschäftsjahr. Für die kommenden Monate wird dagegen ein schwächeres Wachstum erwartet.
Die Siemens AG ist im ersten Geschäftsquartal mit einem Gewinnsprung gestartet, erwartet aber für die kommenden Monate ein gebremstes Wachstum. Bei allen wesentlichen Kennzahlen sei der Konzern zweistellig gewachsen, gab Vorstandsvorsitzender Heinrich von Pierer in München auf der Bilanzpressekonferenz bekannt. Die Bilanz wurde erstmals nach den US-Regeln GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) berechnet. Demnach stieg der Ertrag nach Steuern im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs um 32 Prozent auf 778 Millionen Euro.
Das operative Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Goodwill-Abschreibungen (EBITA) legte ohne die Tochter Infineon um 14 Prozent auf 1,18 Milliarden Euro zu. Konzernweit stieg der Umsatz um 23 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro. Die Zahl neuer Aufträge wuchs um 28 Prozent auf 23,6 Milliarden Euro, wobei die Auslandsnachfrage besonders hoch war. Hier lagen die Bestellungen im Wert von 17,6 Milliarden Euro um 38 Prozent höher als im Vorjahr. In Deutschland stiegen die Aufträge dagegen um zwölf Prozent.
Angetrieben wird das Siemens-Geschäft weiter auch durch den Handy-Boom: Der Konzern verkaufte im ersten Vierteljahr 9,3 Millionen Mobilfunkgeräte, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. In einem "schwieriger werdenden Marktumfeld" weise man damit die höchsten Wachstumsraten auf und beanspruche in Europa unter den Mobilfunkkonzernen den zweiten Rang nach Nokia, zeigte sich Siemens-Chef Pierer zufrieden. Nokia ist weltweit unbestritten Marktführer und konnte gerade ausgezeichnete Ergebnisse auf Grund des Handy-Geschäfts vorstellen.
Zu den Gewinnen trugen besonders die Geschäftsfelder Energie, Automatisierungstechnik und Medizintechnik sowie der Lampenhersteller Osram bei. Dagegen wuchs das EBITA im Bereich Information and Communication Mobile (ICM) trotz der hohen Handy-Nachfrage lediglich leicht von 216 Millionen auf 219 Millionen Euro. Im Bereich Information and Communication Networks sank es sogar von 211 Millionen auf 150 Millionen Euro. Dagegen hatte der Konzern im Finanz- und Immobiliengeschäft hohe Wachstumsraten. Das Vorsteuer-Ergebnis wurde jeweils verdoppelt.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 1999/2000 hat die Siemens AG den Gewinn nach Steuern ohne außerordentliche Erträge um 81 Prozent auf rund 3,4 Milliarden Euro gesteigert. Der Umsatz legte um 14 Prozent auf 83,4 Milliarden Euro zu. Auf Grund der "differenzierten Konjunkturentwicklung in einigen Branchen" und wegen abnehmender Währungseffekte geht Vorstandsvorsitzender von Pierer davon aus, dass sich das Wachstum im Jahresverlauf abschwächen wird. Fürs gesamte Geschäftsjahr 2000/01 rechne der Konzern aber weiterhin mit einem zweistelligen Umsatzwachstum und einem deutlich stärkeren Gewinnplus.
Die Zahl der Mitarbeiter ist bei Siemens in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres von 448.000 auf 461.000 Beschäftigte gestiegen, wobei laut von Pierer die Anstöße aus dem internationalen Geschäft gekommen sind. In Deutschland beschäftigt Siemens insgesamt 186.000 Mitarbeiter, im Quartal zuvor waren es noch 181.000. Ohne Infineon beschäftigt der Konzern derzeit weltweit 429.000 Mitarbeiter (419.000 waren es ein Vierteljahr zuvor), davon 170.000 in Deutschland – hierzulande waren es zuvor 167.000. (Götz Konrad) / ()