Ellison: Microsoft ist fünf Jahre zu spät dran

Oracle-Chef Larry Ellison hat momentan gut lachen - und teilt gleich wieder gegen Microsoft aus.

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Von
  • Jürgen Kuri

Oracle-Chef Larry Ellison hat momentan gut lachen: Während der Kurs von Microsoft nach der Umsatz- und Gewinnwarnung in den Keller fällt, kann Oracle so gute Quartalszahlen vorlegen, dass der Aktienkurs des Datenbank-Spezialisten ganz gegen den gegenwärtigen Börsen-Trend steigt. Zwar erreicht die Marktkapitalisierung von Oracle noch immer nicht den Wert von Ellisons Erzfeind Microsoft, IBM, einen der anderen Erzfeinde von Ellison, hat das Unternehmen aber bereits hinter sich gelassen.

Allerdings: Datenbank-Spezialist, diese Beschreibung möchte Ellision für die Firma, die er 1977 gründete, nicht mehr so gerne hören. Nach seiner Ansicht habe Oracle deswegen gegenüber Microsoft an Boden gut gemacht, da er entschieden habe, alle Oracle-Produkte fit fürs Internet zu machen. Nun sei die Zeit von Oracle gekommen, meinte Ellison laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. "Microsoft verpasste das Internet um fünf Jahre. Man kann in meiner Industrie nicht fünf Jahre zu spät dran sein", teilte Ellison gegenüber dem Softwarekonzern aus.

Ellison vertritt bereits seit einiger Zeit mit Verve die Ansicht, dass PC-Software zunehmend obsolet werde und durch Internet-basierte Anwendungen abgelöst werde. Sein Thin-Client-Konzept konnte zwar niemanden so recht überzeugen, das irritiert Ellison bislang aber recht wenig. Microsoft dagegen ist immer noch grundsätzlich eine PC-Firma, trotz allen Hypes um die .NET-Strategie, die die Software des Konzerns vollständig Internet-kompatibel machen soll – manche Kritiker sehen darin auch schon einmal den Versuch, das Internet Microsoft-kompatibel zu gestalten.

Nicht alle Experten trauen Ellison aber vollständig über den Weg. Der Aktienkurs brach in der letzten Zeit, vor der Erholung am Ende dieser Woche, stark ein; Zweifel wurden laut, dass die angekündigte Anwendungs-Suite Oracle 11i die Erwartungen erfüllen kann, die Ellison weckt. Das beunruhigt den Oracle-Chef aber wenig und lässt ihn schon einmal zu Vergleichen greifen, die überraschten Zuhörern weit hergeholt erscheinen mögen: "Wir stehen vor den gleichen Problemen wie Galilei", meinte Ellison bereits Anfang der Woche, "wir sagen, das ist eine gute Idee, und alle erzählen uns, wir lägen falsch." Den Gegenbeweis möchte der Oracle-Boss auch gleich antreten: Im Gegensatz zu Microsoft sei Oracle nicht vom einem Rückgang der PC-Verkäufe betroffen, da die Produkte der Firma nicht speziell für den PC ausgelegt seien. Oracle könne eine Schwäche der Konjunktur gut überstehen, da die Oracle-Software den Firmen dabei helfe, in rauhen Zeiten die Kosten zu reduzieren.

Da wird Microsoft aber auch noch ein Wörtchen mitreden wollen. Schon bei der Ankündigung der Umsatzwarnung Ende der Woche erklärten die Manager aus Redmond, der PC sei weit davon entfernt, tot zu sein. Zudem werde Microsoft durch .NET in spätestens zwei Jahren ebenfalls alle seine Programme auf das Internet ausgerichtet haben. Was Ellison nur dazu veranlasste, schon vor ein paar Tagen den Marketing-Begriff für seine eigene Internet-Strategie mit einem kleinen Seitenhieb auf Microsoft zu lancieren: .NOW heißt das nun bei Oracle. (jk)