Universal bleibt gegenĂĽber Napster hart

Das Plattenlabel Universal will sich nicht an der Allianz von Bertelsmann mit der der MP3-Tauschbörse beteiligen; Bertelmann-Chef Middelhoff ist sich aber sicher, dass dem File-Sharing im Internet die Zukunft gehört.

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Von
  • JĂĽrgen Kuri

Während Bertelsmann und Napster darauf hoffen, dass sich andere Plattenlabels an einem kostenpflichtigen Angebot der MP3-Tauschbörse beteiligen, hat Universal bereits angekündigt, sich nicht an der Allianz des deutschen Medienriesen mit Napster beteiligen zu wollen. In einem Interview mit der französischen Tageszeitung Le Figaro erklärte Pascal Negre, Chef von Universal Music Frankreich, es gebe keine Pläne, sich Bertelsmann anzuschließen, um die Tauschbörse als Abonnement-Dienst weiterzuführen.

Negre meinte, es sei unwahrscheinlich, dass die User zu dem neuen Dienst wechseln würden, der die kostenlose Tauschbörse zu einem Service verändere, der für die Musikindustrie und die Künstler Geld einbringt. Universal werde aller Wahrscheinlichkeit nach seine Klage gegen Napster nicht fallen lassen; der Dienst solle dafür bezahlen, dass er 18 Monate lang die Songs von Universal gestohlen habe. Allerdings sieht er anscheinend auch die Probleme, die der Prozess der Musikindustrie bereitet: Das Verfahren habe Napster einen Bekanntheitsgrad verschafft, wie es nie hätte geschehen sollen. Universal verfolgt auch im Prozess gegen den Musikanbieter MP3.com eine harte Gangart: Die Seagram-Tochter ist das letzte verbliebene Label, dass gegen den Service my.mp3.com klagt; alle anderen Labels haben sich inzwischen auf Lizenzzahlungen mit MP3.com geeinigt.

Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Middelhoff hat derweil in einem Interview mit dem Spiegel wie schon zuvor Bertelsmanns E-Commerce-Chef Andreas Schmidt die Erwartung geäußert, dass sich andere Plattenlabels an der Bertelsmann/Napster-Allianz beteiligen. Seiner Ansicht nach führt wohl kein Weg daran vorbei: "Dem File-Sharing gehört die Zukunft", betonte er gegenüber dem Magazin. Die Musikindustrie habe einen Entwicklungsprozess durchmachen müssen, währenddessen diese Erkenntnis gereift sei. Es werde aber keinen Alleingang von Napster und Bertelsmann geben, meinte Middelhoff. Ein möglicher Abonnementpreis und weitere Einzelheiten sollten in Gesprächen mit Vertretern der Musikindustrie festgelegt werden. Vorstellbar seien ein weiterhin kostenloser Promotion-Service zum Anhören einzelner Musiktitel und ein Mitgliedsbeitrag, der den Zugang zu einer bestimmten Zahl von Titeln ermöglicht: "Wer dann mehr will, kann ein Premium-Angebot wählen."

Zugleich kamen neue Spekulationen über eine mögliche Übernahme der britischen EMI-Group durch Bertelsmann auf. Bertelsmann- Sprecher Manfred Harnischfeger wollte aber die Gerüchte am Samstag gegenüber dpa nicht kommentieren: Es handele sich um "alte Spekulationen ohne jeden Neuigkeitswert. Wir kommentieren das überhaupt nicht." Bereits im Oktober hatte es nach der geplatzten Fusion von EMI und Time Warner geheißen, die Bertelsmann-Musik-Tochter BMG könnte bei EMI einsteigen, um sich den umfassende Rechtekatalog der Briten mit einer wertvollen Palette klassischer Rock-Musik zu sichern. (jk)