Bill Gates mischt sich in AOL/Time-Warner-Fusion ein

Der Aufsichtsratsvorsitzende von Microsoft hat sich an die FCC gewandt, die momentan als letzte Instanz ĂĽber die Fusion von AOL und Time Warner entscheidet.

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Der Aufsichtsratsvorsitzende von Microsoft, Bill Gates, hat sich an die Federal Communications Commission (FCC) gewandt, die momentan als letzte Instanz über die Fusion von AOL und Time Warner entscheidet. Die FCC will AOL anscheinend dazu bringen, ihr Instant-Messaging-System AIM wenigstens für einen Mitbewerber zu öffnen, falls der Online-Dienst AIM über Time Warners Kabelnetzwerk anbieten will. Mit Instant-Messaging-Systemen können Internet-Nutzer, die gleichzeitig online sind, Text-Botschaften untereinander austauschen.

Und bei den Messaging-Systemen setzte auch Bill Gates Anfrage ein: Einem Bericht des US-Newsdienstes CNet zufolge drängte er in einem Gespräch mit William Kennard, dem Chef der FCC, und anderen Kommissionsmitgliedern darauf, dass der Marktanteil von AOLs Instant Messaging-Systemen untersucht werde. Er votierte für die Einführung eines Standards und äußerte angeblich seine Sorge darüber, dass AOL bereits gemachte Versprechen über eine Öffnung seiner Messaging-Systeme nicht einhalte. Kommentare waren bisher weder von AOL noch von Microsoft oder der FCC zu erhalten; Microsoft hat aber inzwischen zumindest die Intervention von Gates bestätigt.

Die Federal Trade Commission (FTC) hat dem Zusammenschluss von AOL und Time Warner bereits zugestimmt, aber erhebliche Auflagen gemacht. Die US-Kartellwächter sorgten sich aber vor allem wegen der Kabelnetze von Time Warner: Nach AT&T ist der Medienkonzern der zweitgrößte Anbieter von Breitbandkabelzugängen in den USA.

Die FCC will nun wohl auch bei den Messaging-Systemen von AOL, zu denen neben AIM auch ICQ gehört, Auflagen für die Genehmigung der Fusion machen. Der AOL Instant Messenger und das vor zwei Jahren durch die Übernahme von Mirabilis zu AOL gekommene Chatprogramm ICQ haben in den USA einen sehr hohen, wenn auch insgesamt zurückgehenden Marktanteil. Um die Messaging-Systeme hatte es in der Vergangenheit zwischen AOL sowie Microsoft, Yahoo und anderen heftige Auseinandersetzungen gegeben.

Viele Beobachter zählen die verschiedenen Instant-Messaging-Systeme mit zu den wichtigsten Angeboten im Internet, die Surfer an einen bestimmten Dienstleister binden können – dieser Ansicht ist offensichtlich auch Bill Gates, der sich wohl um die Position des Microsoft-eigenen Messengers sorgt. (axv)