Ein Besuch bei Hollywood Hot Rods

Der Autonarr Troy Ladd hat sich seinen ganz persönlichen Traum verwirklicht, denn unter Experten gilt er gemeinhin als "King of Hot Rods". Wer sich einen besonders spektakulären US-Klassiker bauen lassen will, ruft bei dem Amerikaner an und hofft, dass dieser auch drangeht

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Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Burbank, die schmucklose 100.000-Einwohner-Stadt im Norden des Los Angeles County, ist nicht nur bekannt durch ihre zahllosen Filmstudios. Die Zahl der hoch spezialisierten Autowerkstätten ist kaum kleiner als die der Studios, die an der Stadtgrenze der Millionenmetropole L.A. Monat für Monat Streifen nicht immer jugendfreien Inhalts drehen. Wer sein Herz an klassische Autos verloren hat, der fühlt sich hier schnell zu Hause. Troy Ladd ist deshalb vor Jahren in Burbank hängen geblieben. Seine kleine Schmiede muss man suchen und findet sie dann doch nicht. Mit E-Mails braucht man es bei Troy gar nicht erst probieren. Eine WhatsApp-Nachricht oder ein Glückstreffer mit einem Telefonanruf sind die einzigen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit einer der Größen in der ebenso spektakulären wie geheimnisvollen Parallelwelt der Hot Rods.

Vor dem Tor von Hollywood Hot Rods stehen zwei „customized” Ford Roadster aus den frühen 30er Jahren. Das Rolltor dahinter ist offen und nur ein Absperrband verhindert, dass Passanten nicht in die gute Stube stolpern, in der das Tageslicht mit jedem Schritt hinein stark abnimmt. Troy hat nie Zeit – so auch heute. „Ich muss zum Zahnarzt”, sagt er mit leicht verschmitztem Lächeln, das unter der grob gewebten Schiebermütze hervorlugt, „dauert höchstens eine Stunde. Hoffe ich.” Er hat nicht viel Zeit und anscheinend schmerzt ein Zahn. Doch wenn Troy Ladd einmal über seine Autos ins Plaudern kommt, muss eben auch der Zahnarzt warten.

Ein Besuch bei Hollywood Hot Rods (18 Bilder)

Hollywood Hot Rods in Burbank liegt direkt hinter Hollywood und ist eine Traumfabrik der anderen Art.

„Die ganze Sache ist aus meiner ganz persönlichen Leidenschaft entstanden”, erklärt Ladd, „ich habe Hot Rods schon immer geliebt. Meine eigene Firma zu eröffnen war im Jahre 2004 ein Traum für mich, der wahr geworden ist.” In der Werkstatt in der Palm Avenue geht es laut und betont hemdsärmelig zu. Nur 30 Meter entfernt brüllt der Interstate 5 herüber und untermalt das nervtötende Geräusch, das von der Schleifmaschine durch die Werkstatt tönt. Ein Abgaskrümmer bekommt gerade seinen letzten Schliff während Karosserieschlosser Jack gerade einen geschwungenen Kotflügel in seine unvergleichliche Art-Deco-Form bringt.

Zu Troy Ladd kommt keiner, der nur einen coolen Oldtimer oder einen ganz normalen Hot Rod will. Da spielt der Szenekünstler in einer anderen Liga. „Pro Jahr schaffen wir hier zwei bis drei komplette Autos”, berichtet er, immer noch auf dem Sprung zum Zahnarzt, „es geht so bei 100.000 Dollar los. Die Autos kosten sonst meist um die 200.000 bis 250.000 Dollar.” Doch es geht noch teurer. An der Wand hängt das Bild eines spektakulären Klassikers. „Der ist leider gerade zum Lackieren”, lächelt Greg Guenthard, der bei Hollywood Hot Rods für etwas Ordnung sorgt, „war unser bisher teuerstes und aufwendigstes Projekt. Fünf Jahre Bauzeit und Kosten von rund einer Million.”