Tim Cook zu Apples Quartalszahlen: Erster Zeh im TV-Geschäft, Aufkauf großer Firmen weiter ein Thema

Vor Analysten hat der Apple-CEO Details zum aktuellen Geschäftsverlauf verraten. Der iPhone-Produzent hatte erstmals seit mehreren Quartalen wieder ein Umsatzwachstum verzeichnet. Ein detaillierterer Blick auf das Ergebnis.

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Tim Cook

Apple-Chef Cook.

(Bild: dpa, Robin Van Lonkhuijsen)

Lesezeit: 5 Min.
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Eigentlich kann Apple-Konzernchef Tim Cook sehr zufrieden sein: Nach mehreren Quartalen, in denen es zu einem Umsatzrückgang kam, war der iPhone-Hersteller im Weihnachtsgeschäft 2016 wieder auf Wachstumskurs. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,3 Prozent auf 78,4 Milliarden US-Dollar, die iPhone-Verkäufe zeigten 78,4 Millionen Geräten einen neuen Bestwert.

Nur einen kleinen Gewinnrückgang im Vergleich zum Vorjahresquartal musste der Konzern einräumen – 17,9 Milliarden Dollar statt 18,4 Milliarden. Dieser fiel aber gemessen in Gewinn pro Aktie nicht auf (Apple hat inzwischen größere Mengen eigener Aktien zurückgekauft). Beim Gespräch mit Analysten zu Apples letztem Geschäftsquartal gab Cook dann einige Details zum aktuellen Business bekannt.

Apples Umsätze nach Region und Kategorie

So glaubt Cook nach wie vor, dass das iPhone, das im letzten Quartal endlich wieder wachsen konnte, noch immer keine Marktsättigung erreicht hat. Auch technisch habe das Smartphone "noch Platz zum wachsen". Die Gerätekategorie steht laut Cook weiterhin ganz am Anfang. "Ich denke, da gibt es noch viel zu tun. [Das Smartphone] wird jedes Jahr wichtiger für das Leben der Menschen." Auch das Wachstum im Enterprise-Geschäft sei für Apple signifikant.

Das für Apple so wichtige China-Geschäft hat sich unterdessen zumindest stabilisiert. Zwar ging der Umsatz um 12 Prozent zurück, dies hat laut Apple aber mit der schwachen chinesischen Währung Yuan zu tun. Wäre die nicht zurückgegangen, hätte man einen Verkaufsrückgang von "nur" sechs Prozent hingelegt, so Cook und sein Finanzchef Luca Maestri. Dennoch bleibe der chinesische Markt schwierig.

Das iPad-Geschäft schrumpft weiter.

(Bild: Diagramm von Sixcolors)

Zum TV-Geschäft sagte Cook, in den USA breche das "Bundling", also das Kombinieren von Sendern zu einem großen Paket samt entsprechendem Abopreis, langsam zusammen. Apple hatte mit seiner TV-App neulich unter tvOS einen eigenen Programmführer für amerikanische Kunden gestartet. Daneben gibt es dort einen "Single-Sign-On" für Kabelanbieter, über den man alle TV-Anwendungen gleichzeitig freischalten kann – zumindest bei ersten Sendern.

Ins Inhaltegeschäft will Apple langsam einsteigen. Erste eigene TV-Serien im Rahmen von Apple Music sind für Cook ein "erster Zeh im Wasser". "Das werden wir über das Jahr hinweg herausbringen. Daraus lernen wir und von da aus legen wir dann los." Apple lerne gerade viel im "original TV content business". tvOS bietet laut Cook für Apple eine "klare Plattform", die ausbaufähig sei. Apple versammelt laut dem Konzernchef mittlerweile 150 Millionen bezahlte Abos auf seinen Plattformen – eigene wie Apple Music genauso wie die anderer Anbieter, etwa HBO.

Apples Einnahmenvergleich

Zu Apples milliardenschwerem Konflikt mit Qualcomm sagte Cook, die Klage sei "der letzte Ausweg" gewesen. Der Baseband-Prozessor-Hersteller habe sich geweigert, faire Patentlizenzen auszuhandeln. "Wir haben keinen anderen Weg nach vorne gesehen, als zu klagen", so Cook. Qualcomm habe immer mehr Geld gewollt, je mehr Innovationen Apple in sein iPhone gepackt hätte. Der Apple-Chef verglich die Situation mit dem Kauf eines Sofas, dessen Wert sich anhand des Preises des Hauses berechne, in dem es stehe. Cook betonte, er stehe Klagen normalerweise ablehnend gegenüber. Er rechnet damit, dass sich der Prozess lange hinziehen wird.

Apple hatte im vierten Quartal 2016 laut eigenen Angaben auch Rekordverkäufe bei der Apple Watch erzielt. Einmal mehr wurden jedoch keine Absatzzahlen genannt. Die Mac-Verkäufe stiegen leicht von 5,3 auf 5,4 Millionen Einheiten im Vergleich zum Vorjahresquartal. Beim iPad setzten sich die Verkaufsrückgänge fort: Von 16,1 Millione auf 13,1 Millionen Stück.

Apples Dienstegeschäft legte über die Jahre deutlich zu – mit iCloud, App Stores und anderen Diensten.

(Bild: Diagramm von Sixcolors)

Dafür gab es einen Boom beim Servicegeschäft: Es legte um 18 Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar zu – von 6,1 Milliarden im Vorjahresquartal. Unter Diensten fasst Apple unter anderem die iCloud-Angebote zusammen, aber vor allem auch die verschiedenen App Stores, die weiterhin boomen.

Cook sagte auch, Apple sei weiterhin an Übernahmen interessanter Firmen interessiert. Das Unternehmen kenne hier keine Größeneinschränkungen. "Es geht uns nicht um die Größe, sondern um den strategischen Wert." So hatte es kurzzeitig Gerüchte gegeben, Apple könne den Medienriesen Time Warner übernehmen. Geld genug hätte Apple: Apple hat aktuell 246,1 Milliarden Dollar an Bargeldbeständen.

Cook erhofft sich zudem, dass es bald eine Möglichkeit gibt, die im Ausland lagernden Gewinne in die USA zurückzuführen. Der neue US-Präsident Donald Trump hatte bereits angekündigt, hier niedrigere Steuerraten zu ermöglichen. Aktuell müsste Apple 35 Prozent abführen. (bsc)