Tesla-Mitarbeiter beschwert sich über geringe Entlohnung, Überstunden und mangelnde Ergonomie – Tesla-Chef widerspricht

Ein Mitarbeiter der Tesla-Fabrik im kalifornischen Fremont beschwert sich über die dortigen Arbeitsbedingungen. Tesla-Chef Elon Musk weist sämtliche Vorwürfe zurück.

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Tesla-Mitarbeiter beschwert sich über geringe Entlohnung und mangelnde Ergonomie – Tesla-Chef widerspricht

Tesla-Mitarbeiter in Fremont.

(Bild: tesla.com)

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"Öfters komme ich mir vor, für ein Unternehmen der Zukunft unter den Bedingungen der Vergangenheit zu arbeiten." Dies schreibt Jose Moran auf der Veröffentlichungsplattform Medium.com, wo er sich als einer von rund 5000 Mitarbeitern im Werk des Elektroauto-Herstellers Tesla im kalifornischen Freemont ausweist. Es gebe obligatorische Überstunden, eine zu geringe Entlohnung und Arbeitsplätze, die für die Gesundheit der Arbeiter ungünstig eingerichtet seien.

Moran gibt an, über vier Jahre wöchentlich 60 bis 70 Stunden gearbeitet zu haben. Angesichts des Stundenlohns von 17 bis 21 US-Dollar, der unter dem US-Durchschnitt von 29,53 US-Dollar für die Branche liegt, seien er und seine Mitarbeiter auf die Überarbeit angewiesen – zumal das Leben in der Region um Fremont teuer sei. Manche Kollegen nähmen bis zu zwei Stunden Pendelzeit in Kauf, weil sie es sich nicht leisten könnten, nahe der Tesla-Fabrik zu wohnen. Und Tesla treibe zu Überarbeit an, weil es zu wenig Menschen beschäftige, um die Ziele mit normalem Pensum erreichen zu können.

Durch die Mehrarbeit, aber auch durch ergonomisch ungünstig gestaltete Arbeitsplätze steige die Unfallgefahr und das Erkrankungsrisiko. Die Arbeiter müssten zu viele unnötige Bewegungen ausführen, die wegfielen, wenn die Tesla-Leitung auf Verbesserungsvorschläge einginge, meint Moran.

Einige Tesla-Beschäftigte diskutierten mittlerweile die Idee, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Offenbar als Reaktion darauf habe Tesla im November eine Lohnerhöhung angekündigt, laut Moran die erste seit sehr langer Zeit. Gleichzeitig sollten die Arbeiter aber auch eine Erklärung unterschreiben, laut der sie Entlohnung und Arbeitsbedingungen vertraulich zu behandeln hätten.

All diesem widerspreche Tesla-Gründer und -Chef Elon Musk, berichtet Gizmodo. Es gebe zwar Mehrarbeit, aber diese sei nur verpflichtend, falls die Produktion zu stocken drohe. Tesla-Mitarbeiter bekämen einen höheren Einstiegslohn als jene, die der Branchengewerkschaft UAW angehörten. Und die je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit den Mitarbeitern offerierten Unternehmensanteile hinzugerechnet ergäben eine höhere Entlohnung.

Musks Unternehmen stehe den Gewerkschaften neutral gegenüber. Die Vertraulichkeitsverpflichtung diene lediglich dazu, dass keine Betriebsgeheimnisse in unbefugte Hände geraten könnten. Musk vermutet, dass Moran von der UAW bezahlt werde und für sie agitiere. Er arbeite nicht wirklich für Tesla, sondern für die Gewerkschaft.

Morans Vorwürfe bezeichnete Musk als moralisch empörend, schließlich sei Tesla der letzte Autohersteller in Kalifornien, einem Bundesstaat, der für andere Hersteller zu teuer sei. Die UAW habe dafür gesorgt, dass New United Motor Manufacturing, von der Tesla die Fabrik übernahm, 2010 seine Produktion in Fremont eingestellt habe. (anw)