E-Autos: Innogy entwickelt Ladestations-Plattform mit Blockchainzahlungen

Mit "Share & Charge" will Innogy eine Plattform bieten, über die Anbieter von Ladestationen und strombedürftige E-Auto-Besitzer miteinander ins Geschäft kommen können. Die Laderechnung wird dann mit Hilfe von Blockchaintechnik beglichen.

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E-Autos: Innogy bringt Ladestationen an die Ethereum-Blockchain

(Bild: Share & Charge)

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RWE-Tochter Innogy hat ein neues System vorgestellt, mit dem Besitzer von Ladestationen und E-Autoinhaber die Bezahlung für den gezapften Strom regeln können. Als Frontend dient dafür eine App für Android und iOS, im Hintergrund laufen unter anderem Zahlungen über die Blockchain der Kryptogeld-Plattform Ethereum. Nutzer benötigen selbst aber kein Kryptogeld und müssen auch keine komplette Blockchain-Datei über die Anwendung vorhalten.

Bislang sind eigenen Angaben nach über 1100 Stationen in ganz Deutschland Teil des "Share & Charge“ genannten Projekts, der Löwenanteil davon noch von Innogy selbst. In erster Linie sollen aber private Besitzer von Ladestationen angesprochen werden, die diese gerne öffentlich nutzbar machen wollen. Das soll etwa für E-Auto-Besitzer, die eine eigene Ladegelegenheit betreiben, interessant sein – laut Innogys Projektpartner, dem Startup Slock.it, rund 45.000 Personen in Deutschland.

Für Share & Charge müssen diese Stationen dann mit einem speziellen Hardware-Modul ausgestattet sein, das für die Plattform-Anbindung sorgt und über das private WLAN mit dem Internet verbunden werden muss. Die Station muss dafür mit Schaltschutz ausgestattet sein sowie einem Stromzähler, wenn kWh-genaue Abrechnung gewünscht wird. Über die App-Oberfläche können Besitzer dann ihre Lademöglichkeit registrieren sowie Öffnungszeiten, gestaffelte Tarife und ähnliches bestimmen.

Der Stromzapfer muss sich innerhalb der App mit persönlichen Angaben und Fahrzeugprofil registrieren. Via Smartphone-App meldet er dann bei der Station den Ladevorgang an, damit überhaupt Strom fließt. Zunächst wird auch eine Kaution einbehalten, die dann nach fertigem Ladevorgang mit der Bezahlung verrechnet wird. Per Mail bekommen Nutzer die Quittung zugeschickt – und die Anbieter der Station eine Rechnung für die Gebühren des Dienstes, die bei 15 Prozent der Summe liegen.

Die App bringt eine eigene Wallet mit, auf der Zahlungen ein- und ausgehen – und sich auch wieder auf ein normales Bankkonto buchen lassen. Der Stromzapfer muss zunächst das Guthaben der App-Wallet befüllt haben, was über Paypal, Kreditkarte und Sofortüberweisung möglich ist. Über einen Stationsfinder lässt sich auch die nächste Lademöglichkeit finden, ebenso lassen sich Stationen bewerten.

Innogy greift für die Bezahltechnik auf die Dienste der Zahlungsabwicklers Xtech sowie einer nicht-genannten deutschen Bank zu – und eben auf Ethereum. Denn die eigentlichen Transaktionen zwischen Stromzapfern und Ladesäulen finden im Rahmen eines sogenannten Smart-Contracts auf der Ethereum-Blockchain statt. Zahlt ein Nutzer Guthaben ein, werden die Euros dann auf einem Treuhandkonto bei der Bank geparkt – und zugleich innerhalb des Smart Contracts in Form von Tokens quasi gespiegelt. Diese Tokens dienen dann als Einheit für Transaktionen und Buchhaltung.

Entscheidet sich ein Nutzer dann wieder, sein Wallet-Guthaben auf sein normales Konto zu überweisen, werden die ihm zugehörigen Tokens vernichtet und das Geld vom Treuhand-Konto übertragen. Carsten Stöcker, Leiter des Projekts bei Innogy, bezeichnet diesen Ansatz als "Krypto-Euro“.

Smart Contracts sind, sehr vereinfacht gesagt, programmierte Vereinbarungen, deren Code auf einer Blockchain hinterlegt ist. Ethereum bietet dafür eine eigene Programmiersprache sowie eine virtuelle Maschine für die Ausführung, die Rechnerleistung stammt von Teilnehmern des Kryptogeldnetzwerks, den Minern. Die erhalten im Gegenzug für die Ausführung des Contracts eine als "Gas“ bezeichnete Gebühr vom Nutzer. Das auch in diesem Fall dafür nötige Kryptogeld Ether wird im Moment noch von Innogy selbst gesponsert.

Die Macher wollen ihre Plattform als Umsetzung der Vision eines Nutzer-zu-Nutzer-Netzwerks für Ladestationen verstanden wissen. Insgesamt steht "Share & Charge“ aber noch am Anfang, verschiedene Erweiterungen sind wohl auch angedacht, zum Beispiel die Anschlussmodule für die Ladestationen als Open-Source-Hardware verfügbar zu machen. Stationsinhaber, die mitmachen wollen, können sich bei Share & Charge bewerben. Innogy will das Projekt nach eigenen Angaben bald als ein eigenes Startup namens Motionwerk mit Sitz in Essen auskoppeln. (axk)