Elektromobilität ist für den Automobil-Präsidenten sehr wichtig für den Standort Deutschland

Weniger Regulierung, mehr Vernetzung fordert Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie. Auch betont er die Bedeutung der Elektromobilität für die deutsche Wirtschaft.

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Elektromobilität ist für den Automobil-Präsidenten sehr wichtig für den Standort Deutschland

Das Konzept I.D. von VW versinnbildlicht Wissmanns Ausführungen: Nicht nur soll er elektrisch fahren, sondern ab 2025 auch noch autonom.

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Die Elektromobilität ist sehr wichtig für den Technik- und Industriestandort Deutschland, meint Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Durch sie würden strategisch die Weichen für den Hightech- und Industriestandort Deutschland gestellt, sagte er auf dem 7. eMobility Summit in Berlin. Weltweit stammten 34 Prozent der Patente im Bereich Elektromobilität und 32 Prozent derjenigen zu Hybridantrieben aus Deutschland. Zurzeit sei Deutschland hinter China der zweitgrößte Elektroauto-Produzent. Die Marktforscher von McKinsey meinen laut Wissmann, dass Deutschland in fünf Jahren mit jährlich 1,3 Millionen Stück der größte E-Auto-Produzent sein werde.

Momentan seien auf deutschen Straßen selbst aber lediglich 55.000 Elektroautos unterwegs. Die Verkäufe könnten durch die Anfang Juli 2016 eingeführte Kaufprämie und Steuerbefreiungen anziehen, meint Wissmann. Ein Hemmschuh sei allerdings die Lade-Infrastruktur. Derzeit gebe es in Deutschland 7407 öffentliche Normalladepunkte und 292 Schnellladepunkte. Durch die Förderung der Bundesregierung in Höhe von 300 Millionen Euro können etwa 15.000 öffentliche Ladepunkte und einige Tausend Schnellladestationen aufgestellt werden. Dabei sollten Hürden für private Ladepunkte beseitigt werden, meint Wissmann.

Wissmann verwies darauf, dass Ford, Daimler, BMW und Volkswagen in Europa ein Schnellladenetz an Autobahnen installieren wollen. Das zeige, wie "ernst es die deutschen Hersteller mit der Elektromobilität meinen und dass sie gewillt sind, dieses gemeinsame Projekt herstellerübergreifend anzupacken, ähnlich wie beim Kauf von Nokia Here".

Der Trend gehe langfristig in Richtung alternative Antriebe, sagte Wissmann, doch würden weiterhin die klassischen Antriebe verbessert, um fossile Brennstoffe einzusparen. Die Effizienz von Benziner und Diesel könne in den kommenden Jahren noch um mindestens 10 bis 15 Prozent gesteigert werden, glaubt der VDA-Präsident.

Ein weiteres Feld, um das sich die Automobilindustrie kümmere, sei der zunehmende innerstädtische Verkehr. Dieses Problem könne nicht mit regulatorischer Verbotspolitik gelöst werden, also mit ausgeweiteten Tempolimits und "eingeschränkter Infrastruktur". Die "Balance zwischen Ökologie und Ökonomie" sei nur möglich durch die "intelligente Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger".

Wissmann meint damit unter anderem vernetztes und automatisiertes Fahren. Der Gesetzgeber müsse den technischen Fortschritt berücksichtigen. Dabei sei es nicht leicht, "Regeln aufzustellen für eine Technik, die es so zum Teil noch gar nicht gibt". Vor allem es es auch ein europäisches Thema. "Noch immer arbeiten vier Generaldirektionen der EU-Kommission gleichzeitig am Thema Vernetzung. Jede Generaldirektion verfolgt dabei ihre eigenen Ziele. Es scheine zunächst nötig zu sein, für eine "intelligente Vernetzung" innerhalb der Kommission zu sorgen.

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(Bild: heise Autos)

(anw)