Am anderen Ende der Welt

Mazda Museum Augsburg

In einem ehemaligen Straßenbahn-Depot der Stadt Augsburg eröffnete am Wochenende das größte Mazda-Museum der Welt. So viele Klassiker wie hier werden nicht einmal in der japanischen Mazda-Zentrale ausgestellt

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  • Stefan Grundhoff / Wolfgang Gomoll

Die Mazda Motor Corporation, 1920 gegründet und im japanischen Hiroshima beheimatet, hat eine sehenswerte Geschichte. Doch wenn es um besondere Stücke aus eigener Produktion geht, hat ausgerechnet das Stammhaus nicht viel zu bieten. Das größte Mazda-Museum der Welt eröffnete am Samstag, den 13. Mai fast am anderen Ende der Welt – in Augsburg. Ausgestellt in einem ehemaligen Straßenbahn-Depot wird eine von Mazda-Händler Walter Frey und seine beiden Söhnen in den vergangenen 30 Jahren zusammengetragene Sammlung, die weltweit keinerlei Konkurrenz hat.

Damit ist für die Freys ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. „Wir wollten unsere Autos immer an einem Ort haben“, erklärt der älteste Sohn Joachim, „unser Vater hat uns irgendwann angesteckt und wir sind die Leidenschaft dann nicht mehr los geworden.“

„Die Autos im Museum sind alle fahrbereit“

Rund 200 Autos haben die drei Männer im Laufe der Jahre zusammengesucht, davon sind 120 Mazdas und 80 Fahrzeuge anderer Marken – darunter auch solche Schmuckstücke wie ein Alfa Romeo Montreal. Eines ist Ehrensache, betont Markus Frey: „Die Autos im Museum sind alle fahrbereit. Hier stehen auf 1500 Quadratmetern aktuell 45 ausgestellte Fahrzeuge. Doch wir werden die Autos regelmäßig wechseln, damit es für die Besucher immer etwas Neues zu sehen gibt.“

Warum ausgerechnet Mazda? Schuld für Walter Freys Faible für die japanische Marke und die Wankelmotoren ist ein Berufsschullehrer, der ständig über dieses Antriebskonzept schimpfte. „Also habe ich mich erst recht für dafür interessiert“, erzählt Frey Senior, der damals eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker absolvierte. Seine Leidenschaft hat er an seine beiden Söhne Joachim und Markus weitervererbt. Die drei Männer besitzen mittlerweile drei Mazda-Autohäuser, lieben die Motoren mit den rotierenden Kolben und basteln in ihrer Freizeit nach an den Autos, die sie mit viel Liebe restaurieren. Auch, wenn alle drei ausgemachte Experten sind, ist es immer wieder einmal knifflig wie beim Mazda GB-Dreirad, Baujahr 1950. „Da haben wir ganz schön Lehrgeld bezahlt“, stöhnt Joachim Frey.

Wenn es um seine Mazdas geht, versteht Walter Frey keinen Spaß. Mit viel Geduld und in mühevoller Sucharbeit hatte der Chef dreier Autohäuser einen extrem seltenen Mazda Pathfinder XV 1 gefunden und gekauft. Dieser Geländewagen wurde in Myanmar gebaut und vom dortigen Militär genutzt. Jetzt stand so ein seltenes Vehikel in Augsburg. Nur ein Motor fehlte noch. Walter Frey, ein Mann der Tat, griff zum Telefon und rief den deutschen Botschafter in dem südostasiatischen Land an: „Können Sie mir einen passenden Motor besorgen?“ Der Diplomat reagierte mit wenig Verständnis auf die Sammlerleidenschaft des freundlichen älteren Herren und lehnte das Ansinnen ab. Walter Frey schickte noch ein paar eindeutige Worte durch die Leitung, knallte den Hörer auf die Gabel und nahm sein Glück selbst in die Hand. Heute ist der grüne Pathfinder eines der Schmuckstücke der an Raritäten nicht armen Sammlung.

Der Weg zu der exquisiten Sammlung war steinig. Mehr als zehn Jahre reifte der Traum vom zentralen Schaufenster. Vorher waren die Autos in verschiedenen Hallen untergebracht.

Mit Unterstützung aus Hiroshima

Der Ruf der Augsburger hallte bis nach Japan und beeindruckte sogar den obersten Mazda-Chef, der das Ansinnen, ein Privat-Museum zu eröffnen, unterstützt. Aber bis der richtige Platz gefunden war, vergingen viele Monate. Der Augsburger Bürgermeister fuhr mit den Freys verschiedene Standorte ab, letztendlich fiel die Wahl auf ein baufälliges Straßenbahndepot. 2011 wurde der Vertrag unterschrieben.

Akira Marumoto, Vizepräsident von Mazda, war zur Eröffnung des Museums nach Augsburg angereist und sagte: „Mit diesem einzigartigen und beeindruckenden Mazda Museum, dem ersten außerhalb Japans, ist der Traum wahr geworden, Ihre einmalige Sammlung historischer Mazda Fahrzeuge aus aller Welt der Öffentlichkeit zu präsentieren“.

Davor lag allerdings eine Menge Arbeit. Das Gemäuer musste in einen vorzeigbaren Zustand versetzt werden. Nebenbei hatten die Freys ja auch noch ihre Autohäuser zu leiten. Angesichts des erbärmlichen Zustands der Gebäude in der Wertachstraße, kamen bei den Männern schon mal Zweifel an ihrem Projekt auf. Doch nun eröffnete das Mazda Museum rechtzeitig zur Autosaison 2017. Doch atmen die Freys auch auf, weil jetzt in den anderen Hallen wieder mehr Platz für weitere Mazdas frei wird. Ein Auto zu verkaufen, verbieten sie sich, selbst bei mehreren gleichen Modellen.

Mittlerweile ist die Sammlung ziemlich komplett. „Große Lücken haben wir nicht mehr“, erzählt Joachim. Die Entscheidung, ob ein Auto gekauft wird, wird immer demokratisch getroffen – bei drei Personen gibt es auch immer eine klare Mehrheit.

Die Einzelteile des nächsten Projekts liegen schon bereit, um in mühevoller Kleinarbeit zusammengesetzt zur werden. Das Puzzle ist ein Mazda 727C Le-Mans-Rennwagen aus dem Jahr 1984. Das wird neben dem ebenso legendären und seltenen Mazda Cosmo dann auch eines der teuersten Exponate der Ausstellung. Die Freys haben zwei Cosmos – einen dritten bauen sie gerade auf. Der Marktpreis des Wankel-Sportwagens, der dieses Jahr 50. Geburtstag feiert, liegt gerade bei 130.000 Euro. (fpi)