Ungleich schneller

Fahrbericht: Lamborghini Huracan Performante

Lamborghini bietet den Huracan als Sportmodell Performante mit adaptiver Aerodynamik an. Eine ungleichmäßige Luftverteilung macht den Wagen in Kurven im Wortsinn „ungleich” schneller. Ihr verdankt der Rundstreckensportwagen seine überlegenen Fahrleistungen auf der Nürburgring-Nordschleife

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Lamborghini 17 Bilder
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff

Lamborghini hat seinen Huracan als „Performante” nun mit adaptiver Aerodynamik zum schnellsten Serienauto auf der Nordschleife des Nürburgrings gemacht. Spoiler, die je nach Geschwindigkeit automatisch oder auf Knopfdruck aus- und wieder einfahren, gibt es seit Jahren. Das neue System bei Lamborghini namens „ALA” – italienisch für „Flügel” – bietet jedoch als Besonderheit die Fähigkeit zur asymmetrischen Luftleitung. Eine ungleichmäßige Luftverteilung macht den Wagen in Kurven also im Wortsinn „ungleich” schneller.

Der 471 kW / 640 PS starke Straßenrennwagen – 40 Kilogramm leichter, 40 Nm kräftiger und 30 PS stärker als der normale Huracan – schaffte das gefürchtete Eifelgeschlängel in 6:52,01 Minuten. Die Rekordzeit dürfte in Maranello, Woking und Zuffenhausen aufmerksam registriert worden sein, denn so schnell war bisher kein anderer Seriensportwagen, nicht von Porsche oder Ferrari und auch nicht von McLaren.

Flexibles Geflügel

Lamborghini-Entwicklungsvorstand Maurizio Reggiani erklärt nicht ohne Stolz den Hauptgrund für diesen Erfolg: „Der Heckspoiler sorgt im Fahrmodus ‚Corsa’ für variablen Anpressdruck je nach Tempo und Anströmung. Das System reagiert in 0,2 Sekunden auf die Gegebenheiten und unterstützt damit für den Fahrer spürbar die Dynamik. Das ist bisher einzigartig.”

Abhängig von Geschwindigkeit, Kurvenradius und Lenkwinkel öffnet sich ein Klappensystem in der Frontschürze, während gleichzeitig die Anströmung des mächtigen Heckleitwerks angepasst wird. Dass sich die Aerodynamik sowohl auf der linken als auch rechten Seite der fahrdynamischen Situation anpasst, verschafft dem Allradler aus Norditalien einen Vorteil in Kurven. Links unten auf dem 12,3 Zoll großen Instrumentendisplay lässt sich die Arbeit der Aerodynamikelemente jederzeit verfolgen.

Auf der knapp fünf Kilometer langen, schnellen Rennstrecke von Imola, wo bis 2006 Rennen der Formel 1 gefahren wurden und Michael Schumacher mit rund 1:20 min den Rundenrekord hält, fühlt sich der 1,4 Tonnen schwere Lamborghini völlig unkompliziert, ja, fast schon intuitiv an. Selbst im Grenzbereich der schnellen Kurvenkombinationen ist beim Anbremsen an die bekannt schnellen Kurvenkombinationen kaum Untersteuern zu spüren. Auf der anderen Seite bricht das Heck beim ambitionierten herausbeschleunigen nicht aus, weil Aerodynamik, die messerscharfe Lenkung und der Allradantrieb die Wünsche des Fahrers perfekt umsetzen.

Das nennenswerte, aber im Verhältnis zum Grundpreis schon fast wieder moderate Aufgeld für die Sportversion verteuert den Huracan um 30.000 Euro und umfasst serienmäßig die italienischen Nationalfarben an der Flanke. Viel wichtiger an dem dann 232.097 Euro teuren Performante, dass man den ursprünglichen Huracan kaum wiedererkennen und sich spätestens im Corsa-Modus einfach verlieben wird.

Die Beschleunigung in 2,9 Sekunden auf Tempo 100 und in 8,9 s auf 200 km/h ist zwar so atemberaubend wie die Höchstgeschwindigkeit von 325 km/h. Doch sind es nicht in erster Linie die linear abgegebene Leistung von 640 PS und die 600 Nm Drehmoment des Zehnzylinder-Saugmotors, die begeistern. Es sind vor allem die Fahrbarkeit und die stoische Ruhe, die einen nach jeder Kurvenkombination immer wieder aufs Neue erstaunen. Dazu trägt neben der patentierten Luftleitung im Rennstreckenmodus auch ein überarbeitetes Doppelkupplungsgetriebe sowie an die Aerodynamikmaßnahmen angepasste Dämpfer und Federn bei. Im normalen Fahrmodus reagiert der Lamborghini Huracan Performante zahmer und mit seinen bequemen Alcantara-Sportsitzen zwar durchaus alltagstauglich. Den größten Lustgewinn aber bietet der Performante auf der Rennstrecke. (imp)