Neues iOS-Dateisystem APFS: Geheimtests auf Endkundengeräten

Das in iOS 10.3 mitgelieferte APFS wurde bereits in iOS 10.1 und iOS 10.2 überprüft – indem bei der Installation das Dateisystem kurzzeitig umgewandelt wurde. Das verriet Apple-Softwarechef Craig Federighi.

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Neues iOS-Dateisystem: Geheimtests auf Endkundengeräten

APFS soll auf alle Apple-Geräte.

(Bild: Apple)

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Apples Umstellung auf ein komplett neues Dateisystem im Rahmen des Upgrades auf iOS 10.3 gilt unter Experten als kleines Wunder: Bis auf vereinzelte Bugs im Zusammenhang mit der Übertragung von Dateien von Windows-PCs verlief der Umstieg von HFS+ auf APFS ohne größere Probleme, obwohl vermutlich über Hundert Millionen Geräte quasi über Nacht migriert wurden.

Apples Softwarechef Craig Federighi hat nun in einem Interview ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert, wie der Übergang zu APFS vorbereitet wurden. Demnach testete der Konzern die Umstellung sogar insgeheim auf Endkundengeräten vor, ohne dass Nutzer dies bemerkten.

Es sei "unglaublich", was Apples Dateisystem-Team in wenigen Jahren gelungen sei, sagte der Manager. Man habe den APFS-Prozess in früheren iOS-Updates, laut Federighi "iOS 10.1 oder iOS 10.2", ausprobiert. "Wir haben probeweise ihr komplettes Dateisystem migriert, es dann auf Konsistenz überprüft und dann wurde an uns zurückberichtet, ob das Upgrade zu 100 Prozent "clean" war." Anschließend sei eine Rückumstellung (Rollback) erfolgt.

Nutzer könnten Apples Experimente nur aufgrund der längeren Upgrade-Dauer bemerkt haben, wobei diese den meisten Nutzern erst mit der Aktualisierung auf iOS 10.3 auffiel – hier hatte der Konzern aber in seinen Releasenotes kommuniziert, dass APFS mit an Bord war. Signifikante Berichte über Datenverluste sowohl in Apples Probephase als auch beim Upgrade auf APFS gab es bislang keine.

Aktuell sind über eine Milliarde iPhones im Gebrauch. Laut Apple nutzten aktuell 86 Prozent der Nutzer, die im App Store vorbeisehen, iOS 10 – welche Version konkret, lässt der Konzern allerdings offen. Apple-Marketingchef Phil Schiller scherzte im gleichen Interview, wenn die Umstellung auf APFS schief gegangen sei, hätte man wohl eine "Appocalypse" erlebt, wie sie Apple in einem Spaßvideo zur WWDC 2017 angedeutet hatte.

Laut Federighi dient APFS auch dazu, neue iOS-11-Funktionen zu implementieren. Auf dem iPad gibt es nun verbesserte Multitasking-Features – darunter auch Drag & Drop zwischen Apps. Hierbei werde mittels APFS ein schneller Snapshot von Dateien angelegt, sagte der Apple-Softwarechef. APFS wird mit macOS High Sierra, das im Herbst erscheinen dürfte, auch auf dem Mac Einzug halten.

[Update 12.06.17 21:16 Uhr:] Apple hat in einer Session des Filesystem-Teams auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2017 (Video) nähere Details zum "Dry Run" der APFS-Umstellung verraten. Demnach wurden in iOS 10, 10.1 und 10.2 die für die Migration notwendigen neuen Metadaten in den freien Speicher des HFS+-Volumes geschrieben, ohne die alten Metadaten anzufassen und/oder zu löschen. Anschließend erfolgte ein Konsistenzcheck. Die eigentlichen Filedaten wurden hingegen nicht angerührt – ebensowenig wie der Superblock, also der Header des HFS+-Volumes, der erst mit der tatsächlich Migration durch den APFS-Superblock ersetzt wurde.

Mehr zum Thema APFS lesen Sie in einem ausführlichen Bericht:

(bsc)