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CNG-Initiative von Volkswagen

Volkswagen startet eine CNG-Initiative. Die langfristige Chance von Erdgas bleibt jedoch die Sektorkopplung, also der Zusammenschluss der bisher getrennten Energiemärkte für Verkehr, Wärme und Strom. Das ist möglich, aber wenig wahrscheinlich

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Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Theoretisch hat Erdgas als Kraftstoff in Verbrennungsmotoren viele Vorteile. Es produziert weniger klimawirksame Emissionen und andere giftige Abgase. Das zumindest ist der Ruf. Außerdem kann Erdgas, chemisch Methan und an zurzeit 868 Tankstellen unter dem Kürzel CNG (für Compressed Natural Gas) im Verkauf, relativ leicht aus Strom gewonnen werden. Es eignet sich darum als Speichermedium für die so genannte Sektorkopplung – damit ist der Zusammenschluss der bisher getrennten Energiemärkte für Strom, Wärme und Verkehr gemeint. Eigentlich müsste Erdgas erfolgreich sein. Das aber ist nicht der Fall.

In Zahlen: Im Mai 2017 wurden laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) 157 Pkw mit Erdgas-Antrieb neu zugelassen. Seit Jahresbeginn sind es insgesamt 848 Autos. Ein Minus von 42,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Eine gegenläufige Entwicklung gibt es dagegen bei Elektroautos: Sie verzeichnen mit 7993 Neuzulassungen (Januar bis Mai) ein Plus von 126,8 Prozent.

Ein Grund für die sinkenden Absatzzahlen könnte das immer schlechtere Fahrzeugangebot sein. So hat zum Beispiel Mercedes keinen Nachfolger für den E 200 NGD auf den Markt gebracht. Die positiven Ausnahmen sind Fiat, wo diverse Modelle vom Panda bis zum Doblo als Erdgasvariante erhältlich sind, und (dem Wegfall von Touran und Passat EcoFuel zum Trotz) der Volkswagen-Konzern. Die Marken Audi und Volkswagen gehen jetzt in die Offensive. Gegen den allgemeinen Trend, also im doppelten Sinn gegen den Strom.

Ziel: 2000 CNG-Tankstellen bis 2025

Das Ziel der aktuellen Initiative von Volkswagen und etlichen Partnern aus der Gas- und Mineralölwirtschaft: Bis 2025 sollen 2000 CNG-Tankstellen eine Million Fahrzeuge versorgen. Für Rückenwind sorgt der Gesetzgeber, der die steuerliche Förderung ab 2024 abschmelzen und erst 2026 einstellen will. Hierin ist ein Teil der Hoffnung der Beteiligten begründet – bei den Kraftstoffkosten pro Kilometer ist Erdgas im Regelfall günstiger als Diesel.

Der Volkswagen-Konzern wird auch bei den Produkten konkret. So wird der auf dem Wiener Motorensymposium präsentierte Dreizylinder-Turbomotor (66 kW / 90 PS) als TGI der einzige alternative Antrieb im neuen Polo sein. Ein Konkurrent zum Renault Zoe ist nicht vorgesehen. Auf dem „CNG Mobility Day“ in Hamburg zeigten die Wolfsburger zusätzlich den Prototyp eines Golf Variant, der statt des bekannten 1.4 TSI den aktuellen 1.5 TSI in der Ausführung mit variablem Turbolader und Millercycle unter der Haube hat. Ob und wann dieser Motor kommt, steht nicht fest.