EU vermutet Hersteller-Kartell beim Abgasbetrug

Die EU-Kartellwächter prüfen einem Pressebericht zufolge mögliche Absprachen deutscher Autohersteller zum Abgasbetrug. Grundlage der Untersuchung sei ein Dokument der Volkswagen-Tochter Audi, berichtet das Handelsblatt heute

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EU vermutet Hersteller-Kartell beim Abgasbetrug
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Von
  • dpa

Das Bild zeigt die Eindüsung von Harnstoff ("AdBlue") in den Abgasstrang. Hier setzt der Abgasbetrug an.

(Bild: Audi)

Die EU-Kartellwächter prüfen einem Pressebericht zufolge mögliche Absprachen deutscher Autohersteller zum Abgasbetrug. Grundlage der Untersuchung sei ein Dokument der Volkswagen-Tochter Audi, berichtet das Handelsblatt heute (Ausgabe vom 21. Juli 2017) unter Berufung auf eine Präsentation zur „Clean Diesel Strategie“ der Ingolstädter von April 2010. In den Unterlagen des sogenannten technischen Steuerungskreises der Firma soll demnach von einem „Commitment der deutschen Automobilhersteller auf Vorstandsebene“ die Rede sein, künftig kleine Adblue-Tanks zu verwenden.

Adblue ist ein Harnstoff-Wasser-Gemisch, mit dem in der Abgasreinigung von Dieselfahrzeugen gesundheitsgefährdende Stickoxide chemisch umgewandelt und damit weitgehend neutralisiert werden sollen. Im von Volkswagen ausgelösten begangenen Abgasbetrug hatte das Gemisch eine wesentliche Rolle gespielt: Weil die Tanks auch aus Kostengründen kleingehalten und die Nachfüllstopps an der Tankstelle für den Kunden reduziert werden sollten, wurde auf der Straße nicht soviel Adblue bei der Abgasreinigung eingespritzt, wie zur Erreichung der Emissionsgrenzwerte erforderlich gewesen wäre.

Die Unterlagen von Audi soll die Staatsanwaltschaft München laut dem Bericht bei einer Durchsuchung von Audi-Standorten Mitte März mitgenommen haben. Die deutschen Autobauer Audi, Volkswagen, Daimler und BMW wollten sich dem Handelsblatt zufolge nicht zu angeblichen Absprachen äußern.

Unterdessen bekommt die Branche in der Diesel-Affäre offenbar auch von anderen Stellen in Brüssel weiter Druck. So habe Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska gefordert, bis Ende des Jahres nicht umgerüstete betroffene Fahrzeuge aus dem Volkswagen-Konzern von 2018 an stillzulegen. Das berichtete die Süddeutsche Zeitung (Freitag) unter Berufung auf ein Papier aus dem Haus der polnischen EU-Politikerin. Volkswagen hat zwar versprochen, die 8,5 Millionen in Europa betroffenen Autos bis dahin umgerüstet zu haben. Derzeit fehlen aber davon nach Angaben der Zeitung noch Millionen Fahrzeuge. (fpi)