Saisonausgabe

Ausfahrt im McLaren 570S Spider

Einen leibhaftigen 570S als Cabrio dürfte man angesichts der von Haus aus homöopathischen Verkaufszahlen in diesem Segment nicht gerade häufig zu Gesicht bekommen. Er ist ja lediglich die Saisonausgabe des ohnehin schon seltenen 570S

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McLaren 20 Bilder
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marcel Sommer
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Ein McLaren gehört noch immer in die Kategorie Supersportwagen mit Seltenheitswert. Wenn eines der scharf gezeichneten Autos mal zu sehen ist, dann meist nur sehr kurz. Denn die Briten sind schnell. Schnell und dank einer der besten Lenkungen im gesamten Automobilbereich auch noch sehr flink und vor allem präzise. Beim neuen Cabriomodell 570S Spider ist das nicht anders.

Wer einen Porsche Turbo S, Ferrari California T oder einen Lamborghini Huracan interessant findet, kommt am 570S Spider nicht vorbei. Mit 570 PS, einem Drehmoment von 600 Nm, einer Höchstgeschwindigkeit von 328 Kilometer pro Stunde bei geschlossenem und 315 km/h bei geöffnetem Dach und dem Einstiegspreis von 208.975 Euro liegt er so ziemlich auf Augenhöhe. Konkurrenz macht er mit seinem Gesamtauftritt und einem hörenswert tönenden V8.

Mögen sich über das Heck manche Gestaltungsinteressierte uneinig sein, so wirkt doch die Summe der einzelnen Designelemente äußerst stimmig. Die Tatsache, dass das Faltdach und ein sehr wirksames, absenkbares Glas-Windschott 46 Kilogramm mehr in den nun 1486 Kilogramm schweren Sportler bringt, dürfte eher Quartettspieler stören. Das Mehrgewicht ist es wert wenn man offen die Natur besser erleben und genießen kann. Aber auch der Sound des Achtenders mit seiner 3,2-Sekunden-Sprintfähigkeit kommt so besser an.

Verständnisvolle Fahrdynamikregelung

Wie gesagt, die Lenkung des McLaren ist ein Bank. Voller Transparenz und Präzision hat man stets ein auf Hundertstelsekunden genau aufgelöstes das Gefühl für die Fahrdynamik. Härter angepackt als es das Gripniveau der angetriebenen Hinterräder zulässt und dem daraus folgenden Übersteuern sorgt die Traktionskontrolle nicht etwa für einen Abbruch der Situation, sondern unterstützt den Fahrer ganz im Gegenteil. Heraus kommt ein herrlich kontrollierter Drift. Eine komplette Deaktivierung ist somit zu keinem Zeitpunkt notwendig und auch nicht ratsam. So gemütlich und harmonisch der reine Hecktriebler sich auch im Grenzbereich gibt, so schnell kann der Spaß bei zu viel Übermut zu einem teuren und schmerzhaften Ende führen. Sollte, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, es dennoch zu einem harten Einschlag kommen, soll zumindest das Karbonfaserchassis ein Sicherheitsplus garantieren.

Im Innenraum hat sich im Vergleich zum Coupé nahezu nichts verändert, mit Ausnahme zweier Schalter in der Mittelkonsole zur Bedienung des bis Tempo 40 öffnenden und schließenden Verdecks und des Windschotts. Weiterhin dürfen Besitzer eines McLaren sich an einer echten Schaltwippe am griffigen Lenkrad und einem Tacho im Kampfjet-Stil erfreuen. Die Bedienung von Anzeigen und Vorderachs-Anhebefunktion bleiben auch im Cabrio umständlich und die Sichtbarkeit des hochkant eingebauten 7-Zoll IRIS Touchscreens beträgt bei der Benutzung einer Sonnenbrille mit polarisierten Gläsern gleich null.

Neu ist ein 52 Liter fassendes Gepäckfach genau dort, wo sich im geöffnetem Zustand das Verdeck verbirgt. Die Bedienung dieses Fachs erfolgt durch Knöpfe in den di-edrisch öffnenden Scherentüren. Es ergänzt den vorn liegenden 150-Liter-Stauraum.

Das Problem mit dem Seltenheitswert könnte sich für McLaren lösen lassen, wenn man sich die Verkaufserfolge der letzten Zeit so ansieht. Einen leibhaftigen 570S als Cabrio dürfte man angesichts der von Haus aus homöopathischen Verkaufszahlen in diesem Segment aber auch dann noch nicht gerade häufig zu Gesicht bekommen. Er ist ja lediglich die Saisonausgabe des 570S.

Der Hersteller übernahm die Kosten für Anreise und Probefahrt. (imp)