E statt D

Unterwegs im Porsche Panamera 4 E-Hybrid

Im Juni hatten 46 Prozent aller neu zugelassenen Panamera einen Ladestecker. Nur 19 Prozent wurden mit einem Dieselmotor ausgerüstet. Der Erfolg ist kein Zufall. Zum einen ist der Panamera 4 E-Hybrid an sich herausragend. Zum anderen ist auch in dieser Preisregion Geld nicht egal: der Diesel ist deutlich teurer

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Elektroautos, alternative Antriebe 12 Bilder
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  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Ausatmen. Nach dem Abstellen lässt die adaptive Luftfederung des Porsche Panamera 4 E-Hybrid hörbar Druck ab. Einatmen. Wenn die Batterie vollgeladen ist, emittiert der Plug-In-Hybrid auf gut 40 Kilometern keine lokalen Abgase.

Die Kunden greifen zu: Im Juni hatten 46 Prozent aller neu zugelassenen Panamera einen Ladestecker. Nur 19 Prozent wurden mit einem Dieselmotor ausgerüstet. Der Erfolg innerhalb der Baureihe ist kein Zufall. Zum einen sind die Qualitäten des Panamera 4 E-Hybrid an sich herausragend. Zum anderen ist auch in dieser Preisregion (ab 109.219 Euro) Geld nicht egal; der Diesel kostet fast 10.000 Euro mehr. Und wer außer den Fans der Traktoren aus den 50er Jahren möchte freiwillig einen Selbstzünder unter der Haube eines Porsches haben? Der Trend ist eindeutig: Das E wie elektrisch kommt, und der Plug-In-Panamera der zweiten Generation ist lediglich der Anfang.

Die Systemleistung des Antriebs liegt bei 340 kW (462 PS). Der Porsche kombiniert einen 2,9 Liter V6-Biturbo mit 243 kW (330 PS) sowie einen Elektromotor mit 100 kW (136 PS). Der Panamera ist als Parallelhybrid konstruiert, die E-Maschine sitzt also zwischen Verbrennungsmotor und dem 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und wird über eine elektromagnetisch betätigte Trennkupplung zugeschaltet oder abgekoppelt.

Immer, wenn Strom in der Batterie (Kapazität: 14,1 kWh) ist, fährt der Panamera elektrisch. Der Fahrer kann dabei jederzeit auf Wunsch über das Drehrad am Lenkrad in den normalen Hybridmodus („H“, Ladestand bleibt erhalten), den Sportmodus („S“) oder den Sport-Plus-Modus („S+“, möglichst abseits öffentlicher Straßen) schalten. In Stellung „S“ imitiert der Panamera beim Gaswegnehmen das Geräusch von Fehlzündungen und (ver)stört damit Verkehrsteilnehmer und Anwohner.

Im E-Betrieb dagegen herrscht Ruhe. Anders als der Vorgänger – angeblich steht gerade das Exemplar von Udo Lindenberg zum Verkauf – springt der Verbrennungsmotor nicht leichtfertig an. Der Panamera 4 E-Hybrid läuft elektrisch, auch bei stärkerem Pedaldruck, und das bis 140 km/h. Die Beschleunigung gibt Porsche mit 5,7 Sekunden auf 60 km/h an, was subjektiv schnell genug ist, zumal die gesamte Testwoche von massiven Regenfällen und Staus geprägt war.

Irritierend für jeden, der ab und zu batterieelektrische Autos fährt, ist bei vielen Plug-In-Hybriden das Schalten des Getriebes im Strommodus. Das ist notwendig, damit sofort die richtige Stufe eingelegt ist, falls der Verbrennungsmotor doch anspringt. Es zeigt aber, wo systembedingte Abstriche hingenommen werden müssen.

Das ändert nichts an der Tatsache, dass der Plug-In-Antriebsstrang sehr gut zum Panamera passt. Das ist eine Sportlimousine, ein klassischer Gran Turismo, ein Auto, dass sowohl die kultivierte und leise Stadtfahrt beherrscht als auch die ganz schnelle Autobahnetappe.

Empfehlenswert: Hinterachslenkung

In der Stadt hilft übrigens die serienmäßige Luftfederung beim Einparken gegen drohende Bordsteinberührung (Funktion „Lift“). Außerdem war der Testwagen mit der Hinterachslenkung ausgestattet (2047 Euro), die den Wendekreis spürbar verkleinert und sonst unmerklich funktioniert. Eine sinnvolle Option, denn die Außenmaße des Panamera sind raumgreifend: 5,05 Meter (Langversion Executive: 5,19 m) Länge und 2,17 Breite inklusive Außenspiegel wollen fein dirigiert sein, was angesichts der perfekten Lenkung leichtfällt. Überhaupt fällt auf, wie simpel, präzise und intuitiv der Porsche zu fahren ist, das ist fraglos eine Klasse für sich.

Zur elektrischen Reichweite: Die gibt Porsche im Datenblatt mit 25-51 km an. Im Fahrzeugschein stehen 45 km, was der Testrealität im Pendelverkehr (41 km entsprechend 34 kWh / 100 km) nahekommt. Der Minimalwert lag bei 32 km in grobem Regen und bei weitgehendem Stillstand nach einem Rohrbruch auf einer Hamburger Ausfallstraße.

Wenn die Energie im elektrochemischen Speicher erschöpft ist, springt der V6-Benzinmotor an. Er ist grundsätzlich hörbar. Im Hybridmodus wird der V6 selbst bei sehr hohen Geschwindigkeiten abgestellt; der Porsche segelt auch bei 170 km/h. Der Verbrauch – ohne die bei der Normangabe (2,5 Liter) geforderte Berücksichtigung des Stroms – lag im Durchschnitt bei 10,3 Litern. Angesichts des Gewichts (2,2 Tonnen) und der Reifen (hinten 315er) eine niedrige Zahl. Auf Überlandstraßen sank der Wert auf sieben Liter, auf der Autobahn stieg der Spritkonsum auf zwölf Liter an, und mehr geht natürlich immer, oder besser: wäre gegangen, denn Verkehrsstockungen und Wetter ließen dem Geschoss nur selten freien Lauf.