Bestattung: Auflösen statt Verbrennen

Verschiedene Firmen und Forscher experimentieren mit Verfahren, die Körper nach dem Tod nahezu rückstandsfrei entsorgen sollen – der Umwelt zuliebe.

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Inhaltsverzeichnis

Leichen sind, so makaber das klingen mag, eine Belastung für die Umwelt: Sie enthalten giftige Stoffe, die beim Verwesungsprozess langsam in die umgebende Erde entweichen, etwa Chemotherapeutika oder Chemikalien wie Formaldehyd aus dem Einbalsamierungsprozess.

Hinzu kommen all jene künstlichen Objekte, die im Laufe des Lebens in den Körper implantiert worden sind – vom Herzschrittmacher bis zum künstlichen Hüftgelenk, sollten sie vor der Bestattung nicht entnommen worden sein. Werden Leichen eingeäschert, kostet das viel Energie und Krematorien benötigen einen gut funktionierenden Feinstaubfilter samt Katalysator, um keine schädlichen Gase in die Umwelt zu entlassen.

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An der University of California in Los Angeles (UCLA) testen Forscher am "Donated Body Program" laut einem Bericht des Magazins Wired UK ein Gerät, das verspricht, Körper umweltfreundlicher auf die Bestattung vorzubereiten: Der sogenannte Resomator führt eine flüssige Einäscherung durch – im Rahmen eines chemischen Prozesses, der sich alkalische Hydrolyse nennt. Dabei löst sich der Körper mit Hilfe von Kaliumhydroxid oder Natriumhydroxid unter Beigabe von heißem Wasser auf. Der Energieaufwand ist deutlich geringer als bei einer Feuerbestattung.

Wenn der Prozess wie gewünscht funktioniert, ist das Endergebnis ein kleiner Haufen Knochen aus brüchigem Kalk. Diese können gemahlen und bestattet werden, wenn die Familie das wünscht. Alternativ können sie im Meer oder in einem Ruhewald verteilt werden. Die Flüssigkeit, die bei dem Prozess entsteht, wird gefiltert und kann dann problemlos ins Abwasser entlassen werden. Implantate aus Metall oder Kunststoff können aus dem Resomator genommen und entsorgt werden – genauso wie Zähne samt Füllungen, die die Knochenmühle beschädigen könnten.

Die Idee für den Resomator ist nicht neu. Das Gerät, das an der UCLA steht, wurde von der schottischen Firma Resomation Ltd. entwickelt. Deren Chef, Sandy Sullivan, kam in die Branche, als er in den Neunzigerjahren für eine Firma arbeitete, die Maschinen herstellte, mit denen BSE-verseuchte Kühe entsorgt werden konnten – mit Hilfe eines ähnlichen Prozesses. Die Idee, das Verfahren auch beim Menschen einzusetzen, sei zu radikal gewesen, sagte Sullivan der Wired UK.

Die Resomation Ltd. ist nicht der einzige Entwickler von Geräten zur flüssigen Einäscherung. So verkauft die Firma Bio-Response Solutions ein Modell, das billiger ist als der über 360.000 Euro teure Resomator. Es wird in verschiedenen amerikanischen Bestattungsunternehmen bereits getestet.

Ein Start-up namens Qico zielt unter anderem auf den japanischen Markt ab. Dort werden über 99 Prozent der Menschen nach ihrem Tod eingeäschert, eine große Chance für das Geschäftsmodell. Möglicherweise hilft beim Verkauf auch, dass der Energiebedarf des Verfahrens sehr gering ist: Er soll ungefähr ein Achtel dessen betragen, was bei einer Feuerbestattung anfällt. (bsc)