GM und Ford kündigen Investitionen in E-Autos an

General Motors (GM) und Ford wollen ihr Angebot an Elektroautos kräftig ausbauen. Bereits in den nächsten anderthalb Jahren würden zwei weitere vollelektrische Modelle vorgestellt, kündigte GM an. Unterdessen enttäuschte Teslas Model 3 mit schwachen Produktionszahlen

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Tesla Model 3

(Bild: Alexis Georgeson / Tesla)

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  • dpa

Vom geplanten Produktionsziel von 5000 Model 3 pro Woche ist Tesla aktuell noch weit entfernt.

(Bild: Alexis Georgeson / Tesla)

General Motors (GM) und Ford wollen ihr Angebot an Elektroautos kräftig ausbauen. Bereits in den nächsten anderthalb Jahren würden zwei weitere vollelektrische Modelle vorgestellt, kündigte GM an. Auch Ford will sich dem Thema E-Mobilität stärker als bisher widmen. Unterdessen enttäuschte Teslas Hoffnungsträger Model 3 die Aktionäre mit schwachen Produktionszahlen.

„General Motors glaubt an die vollelektrische Zukunft“, verkündete der für Produktentwicklung zuständige Manager Mark Reuss. Zwei neue Stromer, die auf GMs aktuellem E-Auto Chevrolet Bolt EV aufbauen, sollen in den nächsten 18 Monaten präsentiert werden. Es handele sich dabei aber nur um die ersten zwei von mindestens 20 neuen E-Modellen, die der Hersteller bis zum Jahr 2023 auf den Markt bringen wolle. Der E-Antrieb werde sich zwar nicht „über Nacht“ durchsetzen, so GM-Manager Reuss. Doch man sehe sich verpflichtet, Gebrauch und Akzeptanz der Technologie kompromisslos im Sinne der Kundenbedürfnisse voranzutreiben. Der größte US-Autohersteller will auf dem Weg zur Elektrifizierung zweigleisig fahren und beim Antrieb neben Batterien auch auf Wasserstoff-Brennstoffzellen setzen.

Ford, die Nummer Zwei im US-Automarkt, gab fast zeitgleich bekannt, ebenfalls die Anstrengungen in Sachen Elektromobilität zu intensivieren. Das Unternehmen habe am Hauptsitz in der US-Autometropole Detroit das „Team Edison“ aufgestellt, das sich in den nächsten Jahren um Investitionen in E-Autos kümmern und Partnerschaften mit Zulieferern und anderen Firmen in diesem Bereich erkunden solle.

Der neue Ford-Chef Jim Hackett will mit drastischen Maßnahmen wieder in die Spur bringen. Massive Kostensenkungen, eine attraktivere Produktpalette und ein radikaler Strategieschwenk hin zu Elektromobilität und autonomem Fahren sollen das Unternehmen fit für die Zukunft machen, erklärte Hackett am Dienstag (3. Oktober 2017) bei einer Investorenkonferenz in New York. „Die Entscheidung zur Veränderung ist nicht leicht“, heißt es im Statement des seit Mai 2017 amtierenden Ford-Chefs. „Doch wir müssen akzeptieren, dass die Tugenden, die uns im im letzten Jahrhundert Erfolg brachten, keine Garantie für künftigen Erfolg sind.“ Hackett will die Ausgaben in den nächsten fünf Jahren um 14 Milliarden Dollar (12 Mrd Euro) reduzieren. Die Materialkosten sollen um 10 Milliarden sinken und die Entwicklungskosten um 4 Milliarden Dollar.

Zudem will der Ford-Chef das Angebot umkrempeln und nicht davor zurückschrecken, Modelle zu streichen. 7 Milliarden Dollar an Investitionen sollen von kleineren Wagen in größere Modelle wie SUV und Pick-up-Trucks umgeschichtet werden. Außerdem werde man ein Drittel weniger Geld als bisher in Verbrennungsmotoren stecken und damit stattdessen E-Autos entwickeln – zusätzlich zu einem bereits angekündigten 4,5 Milliarden Dollar schweren Förderprogramm. Bei Anlegern kamen die Nachrichten gut an: Die GM-Aktie legte um über vier Prozent zu, Ford schaffte ein Plus von einem Prozent.

Bei Tesla hingegen lief es weniger rund. Im dritten Quartal 2017 wurden die Produktionsziele für den ersten Mittelklassewagen Model 3 klar verfehlt, wie die Firma mitteilte. Von dem ab rund 35.000 Dollar erhältlichen E-Auto, für das es zahlreiche Vorbestellungen gibt, wurden lediglich 260 Stück gefertigt. Dabei hatte Tesla Anfang August noch über 1500 Model 3 als Quartalsziel ausgegeben und erklärt, die Fertigung des Wagens bis Ende des Jahres auf 5000 Stück pro Woche hochfahren zu wollen. Dass das Quartalsergebnis nun erheblich geringer ausfiel, begründete Tesla lediglich mit „Produktionsengpässen“ und betonte, es gebe keine grundsätzlichen Probleme mit der Fertigungs- und Lieferkette.

Insgesamt stellte Tesla im abgelaufenen Quartal 25.336 Fahrzeuge her und lieferte 26.150 aus. Beim Absatz entspricht das einem Anstieg von 4,5 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Nachbörslich fiel die Tesla-Aktie um 1,6 Prozent. Der Siegeszug an der Börse scheint damit vorerst beendet. Dort hatte Tesla GM in diesem Jahr, trotz roter Zahlen und überschaubarer Produktion, zwischenzeitlich sogar schon den Rang abgelaufen. Nun steigen die Zweifel an Musks Plänen. Mit einem Börsenwert von gut 61 Milliarden Dollar steht GM aktuell wieder deutlich vor Tesla. Anleger deuten die Offensive des Marktführers offenbar als Gefahr für das Model 3, mit dem Musks Unternehmen den Massenmarkt erobern will.

Sollten GM und Ford, wie nun angekündigt. ernsthaft dagegenhalten, könnte es für Tesla eng werden. Denn was Gewinne, Erlöse und Verkäufe angeht, liegen zwischen den Urgesteinen der US-Autoindustrie und dem aufstrebenden Neuling aus dem Silicon Valley noch immer Welten. Die Auto-Riesen hätten viel mehr Kapazitäten, um eine Entwicklung in dieser Richtung voranzutreiben. Dazu könnten sie sich eine Quersubventionierung leisten. In einem Preiskampf hätte Tesla wohl nur geringe Chancen. Automanager-Urgestein Bob Lutz, ehemaliger Spitzenfunktionär bei GM, BMW, Chrysler und Ford, hatte vor rund einem Jahr mit einem Interview viel Aufsehen erregt. Darin hatte er gesagt, dass Teslas Pleite unvermeidlich sei. (mfz)