Österreichs erste Lkw-Tankstelle für LNG eröffnet

Die Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft (RAG), die Ennshafen OÖ GmbH und IVECO Austria haben im oberösterreichischen Ennshafen die österreichweit erste Lkw-Tankstelle für LNG (Liquefied Natural Gas) eröffnet

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Österreichs erste Lkw-Tankstelle für LNG eröffnet
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Von
  • Florian Pillau

Die Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft (RAG), die Ennshafen OÖ GmbH und IVECO Austria haben im oberösterreichischen Ennshafen die österreichweit erste Lkw-Tankstelle für LNG (Liquefied Natural Gas) eröffnet.

Lastwagen mit Gasbetrieb könnten dereinst eine bedeutende Rolle in der Energiewende spielen. Dazu muss allerdings auch eine Infrastruktur aufgebaut werden. 

(Bild: RAG/Karin Lohberger)

An diesem Standort können rund zwölf Tonnen verflüssigtes Erdgas gelagert werden. Das entspricht rund 60 bis 90 Lkw-Tankfüllungen. Pro Tag werden rund zwei Tonnen Erdgas aus RAG-Gaslagerstätten im österreichischen Gampern aufbereitet und danach zur Tankstelle Ennshafen geliefert. Die Menge ist groß genug, um zehn bis 15 Lkw auftanken zu können, schreibt die RAG.

LNG (Liquefied Natural Gas) ist Erdgas, das durch Abkühlung unter minus 160 Grad Celsius drucklos verflüssigt wird. In dieser Form können große Mengen von Energie bevorratet und mit entsprechend kälteisolierend ausgestatteten Tanks auf Lkw-Aufliegern, Bahnwaggons und Tankschiffen transportiert werden.

Verflüssigtes Erdgas könnte insbesondere im Schwerlastverkehr eine umweltschonende Alternative zu Dieselkraftstoff werden. Umgerüstete Dieselmotoren verbrennen Dieselkraftstoff und/oder LNG und stoßen im Gasbetrieb so gut wie keinen Feinstaub und 70 Prozent weniger Stickoxide aus.

Im Vergleich zu herkömmlichen Dieselaggregaten emittieren Dieselmotoren im LNG-Betrieb bis zu 25 Prozent weniger CO2, bei LNG aus Biogas, gesamthaft betrachtet, sogar bis zu 70 Prozent. Zudem bietet synthetisch erzeugtes LNG die Möglichkeit, Windenergie zu speichern, wenn sie vorhanden ist, und zu nutzen, wenn sie benötigt wird. Damit könnte der CO2-Ausstoß noch weiter sinken. Potenzial für eine tragende Rolle bei der Energiewende.

Der Lastwagenhersteller Iveco verspricht für seine LNG-Dieselmotoren zudem eine Reduzierung des Lärmpegels um 5 dB, fast eine Halbierung (Faktor 1,77) des Schalldrucks. Seit April 2017 ist der Iveco Stralis NP als erster LNG-Lkw in Österreich bei RAG erfolgreich im Einsatz. Europaweit sind derzeit mehr als 2000 LNG-Lkw des italienischen Nutzfahrzeugherstellers unterwegs.

Interessant ist die Alternative für die Frächter in finanzieller Hinsicht, sie erspart ihnen rund ein Zehntel der Spritkosten, was die Umrüstung bereits in zwei bis drei Jahren bezahlt machen kann. Doch noch fehlt eine Infrastruktur für transeuropäische Touren: In ganz Europa gibt es 36 LNG-Tankstellen, die meisten in den Niederlanden, Südschweden, Großbritannien und vor allem Spanien. Dazwischen gähnt eine große Leere: In Deutschland seit im April (in Berlin) existiert nur eine öffentlich zugängliche.

In Österreich hat die RAG nach eigenen Angaben neun weitere Standorte im Auge, und die Voraussetzungen für eine Verdichtung des Netztes scheinen gut: Bis 2020 will Brüssel alle 400 Kilometer eine Zapfsäule aufstellen, in Deutschland 32. (fpi)