Umweltbundesamt-Chefin fordert streckenabhängige Straßenmaut

Die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, wirbt dafür, das Autofahren im Sinne des Klimaschutzes "insgesamt zu reduzieren". Einen Beitrag dazu könnte eine umfassende Straßennutzungsgebühr leisten.

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Autonomes

(Bild: dpa, Holger Hollemann)

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Damit Deutschland seine Treibhausgasemissionen doch noch bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 reduzieren kann, hat die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, für insgesamt weniger Autoverkehr auf hiesigen Straßen plädiert. So sprach sich die SPD-Politikerin im Interview mit der Welt für eine Maut aus, die im Gegensatz zum umkämpften hiesigen Ansatz "kilometerabhängig auf allen Straßen und für alle Kraftfahrzeuge erhoben wird". Es solle aber nicht darum gehen, "zwangsläufig unsere Mobilität einzuschränken". Vielmehr müssten vor allem Bus und Bahn "über schnelle Taktung" und "ein enges Haltestellennetz" attraktiver werden.

Die Stadtentwicklungsexpertin forderte auch eine "grundlegende Verkehrswende hin zur Elektromobilität": Ziel müsse es sein, bis 2030 mindestens zwölf Millionen Elektroautos auf die Straße zu bekommen. Auch Busse sollten auf E-Antrieb umgestellt werden. Gefragt sei eine Quote für Neuzulassungen bei Pkw, die 2030 bei 70 Prozent liegen müsse. Das wiederholt geforderte Aus für Benziner und Diesel bis zu diesem Zeitpunkt hält sie nicht für realistisch. "Auch der Porsche muss nicht sterben", glaubt die Sozialdemokratin. Ihr wäre aber wohler dabei, "wenn er in der Innenstadt durch ein zweirädriges E-Bike ersetzt wird". Ein solches lasse sich auch besser parken.

Die Preise fürs Autofahren müssten künftig "die ökologische Wahrheit sagen", betonte Krautzberger: "Unser Ansatz ist bezahlbarer Strom für E-Autos, damit diese günstiger werden als Verbrenner. So würde auch ein Anreiz entstehen, möglichst schnell auf Elektromobilität umzusteigen." Parallel müsse vor allem die Windenergie an Land und auf der See schneller ausgebaut werden. Ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen würde ihrer Ansicht nach vor allem die Verkehrssicherheit verbessern, die Wirkung für den Klimaschutz wäre aber eher gering: "Das würde nur eine Einsparung von etwa 3,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid bringen."

Die Expertin machte sich auch dafür stark, "schneller als bislang geplant aus der Kohleverstromung aussteigen". Der Energiesektor sei nämlich für knapp die Hälfte der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Machbar sei es etwa, bis zu fünf Gigawatt Kapazität bei den Braunkohlekraftwerken stillzulegen, die älter als 20 Jahre sind, und neuere zu drosseln. Ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden, könnte die Politik so "besonders klimafreundliche Gaskraftwerke, die jetzt oft stillstehen, besser auslasten". Die neue Bundesregierung sollte dazu mit den Energieversorgern sprechen und auf eine entsprechende Übereinkunft hinwirken. (axk)