Post aus Japan: Das apportierende Motorrad

Die Tokyo Motor Show ist nicht nur für Autos da. Honda, Suzuki und Yamaha stellen auch Zweiräder aus. Dabei war auch eines, das sich selbst aufrichten und dem Fahrer wie ein Hund folgen kann.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Selbstfahrende Autos sind ja einfach, hat sich Isaac Tsuji gedacht. Darum tat er etwas, das für einen Motorradingenieur naheliegend ist: Er baute für seinen Arbeitgeber Yamaha ein Elektromotorrad, das sich sich selbst vom Ständer aufrichten und dann fahren kann. Der Fahrer funkt es nur an und schon fährt es zu ihm. Gestatten: Motoroid ist der Name.

Um diesen Trick zu ermöglichen, hat Tsuji ein gelenkiges Motorrad entwickelt. Vorder- und Hinterrad sind mit einer mächtigen drehbaren, diagonal verlaufenden Rolle verbunden. Beim Aufrichten rotiert nun das Hinterrad um diese Achse ein wenig zur Seite und richtet dann sich und das Motorrad dank der Hebelgesetze auf.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Natürlich hält das Motorrad sich dank eines Gyrosensors selbstständig im Lot. Ein schweres Gegengewicht zwischen den Rädern, dort wo sonst bei herkömmlichen Motorrädern der Motor sitzen würde, erleichtert dabei das Ausbalancieren: Es ist der Akku für den Elektromotor. Langsam rollt es dann hinter dem Menschen her. Sein Herr- oder Frauchen behält es dabei mit einer Kamera im Blick.

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Theoretisch könnte es sogar einen Menschen freihändig chauffieren, sagt Tsuji. Praktisch sei das allerdings schwierig, weil sich Menschen zu viel bewegen würden. Ganz so schnell wie ein Mensch reagiert der maschinelle Gleichgewichtssinn offenbar noch nicht.

Ein anderes Problem ist, dass die Kunden ihre Motorräder noch auf absehbare Zeit nicht bei Fuß stehen lassen können. Der Motoroid sei nur ein Prototyp, sagt Tsuji. An eine Serienfertigung wird derzeit noch nicht gedacht.

Was allerdings kommen wird, ist ein neues Dreirad von Yamaha. Derzeit führt Yamaha bereits ein Gefährt im Angebot, dass wie das italienische Piaggio zwei Räder vorne und eines hinten hat. Es handelt sich um eine Art Scooter. Doch nun will Yamaha mit dem Niken das stabilisierte Motorradfahren auch unter Touringmaschinen verbreiten.

Niken steht für "doppeltes Schwert" und spricht sich nach dem Willen seiner Ingenieure englisch Nai-ken aus. Und wer das Motorrad sieht, versteht die Namenswahl. In etwa 50 Zentimeter Abstand schneiden sich zwei Räder an Stoßdämpfern durch den Asphalt.

Yamaha Niken (5 Bilder)

Yamaha will mit seinem neuen Modell "Niken" mehr Stabilität ins Fahrverhalten von Motorrädern bringen.
(Bild: Yamaha)

Mit dem schnittigen Dreirad will Yamaha nun neue Kunden erschließen und alte behalten, indem es mehr Stabilität mit dem Fahrverhalten eines Motorrads kombiniert. Zum einen soll Niken Autofahrern die Angst vor dem Umsteigen aufs Motorrad nehmen, zum anderen Senioren noch ein paar Jährchen länger Freiluftrasen ermöglichen als sie sich sonst auf zwei Rädern zutrauen würden.

Gerade in Japan wird Demographie zu einem Problem für die Motorradhersteller. Immerhin beträgt hier das Durchschnittsalter der Motorradfahrer schon 52,9 Jahre. Doch das Niken fällt nicht so leicht um, steht allein und lässt sich daher einfacher beherrschen als ein richtiges Motorrad. Und wieder einmal zeigt eine japanische Firma, wie durch Innovation ein Problem in neues Absatzpotenzial verwandelt werden kann.

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