Das war das Foto-Jahr 2017

Weniger, dafür vor allem hochpreisige Hardware-Neuheiten, erschwingliche Mittelformat-Kameras, ein kurioser Rechtsstreit um ein Affen-Selfie und ein neues Konzept für die photokina. Unser Autor Christoph Jehle blickt auf das Foto-Jahr 2017 zurück.

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Das wa<r das Foto-Jahr 2017

(Bild: Pixabay/CC0)

Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Dr. Christoph Jehle
Inhaltsverzeichnis

Das in der Vergangenheit übliche Neuheitenfeuerwerk hielt sich 2017 auch bedingt durch das Auslaufen der preiswerten Kompaktkameras in engen Grenzen. Zudem sind die Preise der Neuerscheinungen spürbar gestiegen – ein Trend, der auch schon im Vorjahr zu beobachten war. Weitreichende Neuigkeiten gab es von den Organisatoren der photokina: 2017 war das letzte Jahr, in dem die Leitmesse der Fotografie nicht stattfand. Ab 2018 soll sie in jedem Jahr nach Köln rufen, ab dem übernächsten Jahr auch nicht mehr im Herbst, sondern im Frühjahr, noch vor der Sommerreisesaison, ihre Türen öffnen.

Die US-Amerikanerin Stephanie Sinclair bekam den Anja Niedringhaus-Preis für mutigen Fotojournalismus 2017 verliehen. Benannt ist der von der International Women's Media Foundation (IWMF) verliehene Preis nach der Kriegsfotografin Anja Niedringhaus, die 2014 bei ihrer Arbeit in Afghanistan getötet wurde. Für seine Aufnahme von einem gewilderten Nashorn, dessen Horn abgehackt wurde, erhielt der Fotograf Brent Stirton den Wildlife Photographer of the Year Award. FÜr den World Press Photo Award 2017 hatte die Jury aus mehr als 80.000 eingesandten Bildern ausgewählt und schließlich 45 Fotografen aus 25 Ländern ausgezeichnet, der Gesamtsieg ging an Burhan Ozbilici für sein nicht unumstrittenes Foto vom Attentat auf den russischen Botschafter Andrej Karlow in einer Galerie in Ankara. Bei den Sony World Photography Awards setzte sich Belgier Frederik Buyckx mit seiner Bilderserie "Whiteout" als Gesamtsieger im Profi-Wettbewerb durch.

World Press Photo 2016 – die Gewinnerbilder (123 Bilder)

Hinweis

Bitte beachten Sie, dass in der folgenden Bilderstrecke vereinzelt Bilder mit Darstellung extremer Gewalt enthalten sind. Wir veröffentlichen die Gewinnerbilder inklusive der Original-Bildunterschriften. (Bild: World Press Photo Foundation)


Bei der Hardware stechen zwei spiegellose Mittelformat-Kamerasysteme heraus, die schon 2016 vorgestellt und dann 2017 ausgeliefert wurden. Fujifilm brachte im Februar die GFX 50S, Hasselblad ein wenig später als geplant die X1D auf den Markt. Im c't Fotografie-Testlabor konnten beide Modelle mit einer überzeugenden Bildqualität punkten.

Gleich im Januar stellte Panasonic auf des CES mit der Lumix GH5 die Nachfolgerin der GH4 vor. Zu ihren Besonderheiten zählt der 20-Megapixel-Sensor, der auf einen Tiefpassfilter verzichtet. Damit die Kamera mit dem Smartphone kommunizieren kann, spendierte Panasonic Bluetooth sowie WLAN. Ab März stand die GH5 für knapp 2.000 Euro in den Läden. Ihre Vorgängerin startete 2014 noch mit einem UVP von 1.500 Euro, mittlerweile liegt der Straßenpreis für die GH5 bei rund 1800 EuroStraßenpreis für die GH5 (ab 1099,99 €). Anfang November stellte Panasonic mit der Lumix DC-G9 sein neues Spitzenmodell vor. Die Kamera konnte jedoch das diesjährige Weihnachtsgeschäft nicht mehr erreichen. Sie soll erst im Januar 2018 auf den Markt kommen. Den Einführungspreis für den Body hat Pansonic bei 1.700 Euro festgelegt.

Bei Canon gab es im Jahre 2017 gleich mehrere neue Systemkameras. Mit der EOS 77D und 800D stellte der Hersteller im Februar zwei neue DSLR für Einsteiger und Fortgeschrittene vor. Die Familie der Spiegellosen bekam mit der M6 Zuwachs. Das Innenleben aller drei Kameras ist weitgehend identisch: Sie besitzen einen neuen 24,2-Megapixel-CMOS-Sensor im APS-C-Format. Ende Juni folgte dann mit der EOS 200D Canons neue Kompakt-DSLR. Im Vergleich zur Vorgängerin 100D löst die Neue mit 24 anstatt 18 Megapixeln auf. Neben einem Dual-Pixel-AF ist auch ein Klappdisplay verbaut. Im Vollformat-Segment folgte im Sommer mit der EOS 6D Mark II die Ablöse für die bis dato fünf Jahre alte EOS 6D. 2100 Euro rief Canon für das neue Modell auf, laut heise-Preisvergleich (ab 1129,95 €) wechselt sie mittlerweile für rund 1750 Euro den Besitzer.

Canon EOS 6D Mark II (6 Bilder)

Die EOS 6D Mark II erhält einen neuen 26-Megapixel-Sensor.
(Bild: Canon)

Der im Juli vorgestellten APS-C-Systemkamera Leica TL2 folgte im November das Schwester-Modell Leica CL, das ebenfalls mit einem 24-Megapixel-CMOS-Sensor ausgestattet ist, sich im Design jedoch eher an der klassischen Leica M orientiert und ein anderes Bedienkonzept mit mehr haptischen Elementen verfolgt.

In der zweiten Julihälfte begann Light mit der Auslieferung der L16, einer Kamera, geformt wie ein etwas zu dick geratenes Smartphone, die mit 16 Objektiven ausgestattet ist und mit einer Bildqualität brillieren will, die jener einer DSLR entspricht. Die erste Fertigungscharge ging ausschließlich an Vorbesteller.

Nikon feierte 2017 sein 100-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass gab es eine Jubiläums-Website, im Frühjahr stellte der Hersteller auf der CP+ in Yokohama seine Spiegelreflexkameras D5 und D500 als limitierte Sondermodelle vor. Mitte Juli sickerte die Nachricht durch, dass Nikon neue spiegellose Kameras entwickele, nähere Details teilte der Hersteller bislang aber nicht mit. Vieles spricht dafür, dass die Neuentwicklungen nicht mit dem Nikon1-Bajonett ausgestattet sein werden: Nach der Absage der DL-Kompakten im Februar und der schon länger nicht mehr gepflegten Nikon 1-Reihe war die Ende Oktober veröffentlichte Nachricht, dass Nikon sein Kamera-Werk in Wuxi schließt keine Überraschung mehr. In diesem Werk wurden von etwa 2.300 Beschäftigten unter anderem die Nikon 1-Kameras gebaut, deren Fertigung inzwischen aufgegeben wurde. Nikon will nach eigenen Angaben verschiedene Fertigungslinien an andere Standorte verlagern. Dort soll jedoch keines der bislang in Wuxi hergestellten Modelle produziert werden.

Zu den positiven Nachrichten aus dem Hause Nikon zählte die Vorstellung der D850, die nach der ersten Ankündigung im Juli schließlich Ende August offiziell vorgestellt wurde. Im Inneren arbeitet ein 45-Megapixel-Sensor, ihr Autofokus stammt aus dem Top-Modell D5. Die Kamera ist seit September zum Preis von 3800 Euro verfügbar. Zeitgleich mit der D850 hat Nikon auch einen Film-Adapter mit der Bezeichnung ES-2 angekündigt. In Verbindung mit Nikons 60-mm-Makroobjektiv können damit Dias und KB-Negative abfotografiert werden. Die Negativ/Positiv-Umwandlung erfolgt kameraintern.

Nikon D850 (6 Bilder)

Im Innneren der D850 arbeitet einen CMOS-Sensor mit 45,7 Megapixeln.
(Bild: Nikon)

Was im spiegellosen Vollformat-Segment derzeit möglich ist, zeigte Sony im Juni mit der 24-Megapixel-Kamera Alpha 9 (Modell ILCE-9), dir im Profi-Bereich mitspielen will und rund 5.300 Euro kostet. Als günstigere Alternative erreichte die A7RIII, die ab November ausgeliefert wurde, den Markt. Sie bietet zum Preis von rund 3500 Euro wie ihr Vorgängermodell einen Auflösung von 42 Megapixel. Zum Speichern der Bild- und Videodateien sind zwei SD-Kartenschächte mit an Bord, einer davon unterstützt den schnellen UHS-II-Standard.

Im April ist in Deutschland die neue Drohnenverordnung in Kraft getreten. Drohnenpiloten müssen strengere Auflagen als bisher erfüllen, in Wohngebieten gilt ebenso wie in sicherheitskritischen Bereichen und Naturschutzgebieten ein Flugverbot. Seit dem 1. Oktober besteht in Deutschland eine Drohnen-Führerschein-Pflicht für Fluggeräte ab zwei Kilogramm Gewicht, der Drohnen-Führerschein darf mit einem Mindestalter von 16 Jahren erworben werden und hat eine Gültigkeitsdauer von fünf Jahren.

Die Sofortbildfotografie konnte in diesem Jahr ein rundes Jubiläum feiern, die Vorstellung der Technik jährte sich zum 70. Mal. Am 21. Februar 1947 stellte der Physiker Edwin Land die erste Sofortbildkamera vor. In den Handel kam das erste in Serie produzierte Modell dann knapp zwei Jahre später. Sie hieß Land Camera Model 95 und kostete damals stolze 89,75 US-Dollar.

2017 war es genau 70 Jahre her, dass der Sofortbildfilm vorgestellt wurde.

Mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie schon so gut wie totgesagt, hat die Sofortbildfotografie bis heute ihre Freunde. Was mit Impossible wieder aufgenommen wurde, darf heute sogar wieder den Namen Polaroid führen. Aus dem Impossible Project wurde Polaroid Originals. Der Polaroid-Mutterkonzern PLR IP Holdings LLC hat den Besitzer gewechselt. Neuer Eigentümer ist eine Investorengruppe um den Polen Wiaczeslaw "Slava" Smolokowski, der bereits 2012 bei Impossible eingestiegen war.
Im Februar stellte Fujifilm mit der Instax Square SQ10 eine hybride Kamera vor, die analoge und digitale Technik vereint und für die es mit dem Instax Square ein weiteres Sofortbildfilmformat in dem Maßen 62 × 62 Millimeter gibt. Der Hersteller baut sein Instax-System damit kontinulierlich aus, 2016 gingen insgesamt um die 6,6 Millionen Instax-Kameras über die Ladentheke.

Adobe hat Lightroom CC als Cloud-gestützte Desktop-Version von Lightroom Mobile völlig neu entwickelt. Photoshop CC, mobiles und Desktop-Lightroom greifen künftig auf dieselben Daten zu. Aber auch Lightroom "Classic" CC bekommt ein Update.

Google hat die Nik Collection seit 2016 zwar kostenlos zur Verfügung gestellt, hat 2017 jedoch auf seiner englischen Website mitgeteilt, dass die Software nicht mehr weiterentwickelt wird. In der zweiten Jahreshälfte erreichte uns die Nachricht, dass Software-Hersteller DxO Google die Plugin-Sammlung abgekauft hat und 2018 weiterentwickeln will.

Wetlberühmt: Makake Naruto grinst in die Kamera und macht ein Selfie.

(Bild: Naruto / David Slater)

Zu den eher schrägen Geschichten der Fotowelt im Jahre 2017 zählte der in den USA vor Gericht ausgetragene Streit um die Bildrechte an einem Affen-Selfie. Der Makake Naruto hatte im Jahre 2011 auf der indonesischen Insel Sulawesi mit der Kamera des Fotografen David Slater ein Selfie aufgenommen. Die Tierrechtsorganisation Peta versuchte dann über mehrere Jahre, die Urheberschaft eines Affen an seinem Selfie zu erstreiten. Im September kam es dann zu einem Vergleich zwischen den Kontrahenten.

Eher ärgerlich ist eine Entwicklung, die sich 2017 bei der Mitnahme von elektronischen Geräten auf Flugreisen ergeben hat. Bekannt wurde sie unter dem Namen Laptop-Verbot, betroffen waren jedoch auch andere elektronischen Geräte wie Digitalkameras, die größer als ein Smartphone sind. Ab Ende März durften diese auf Direktflügen in die USA, die in bestimmten nordafrikanischen und nahöstlichen Ländern starteten, nicht mehr ins Handgepäck, sondern mussten mit dem Reisegepäck aufgegeben werden.

Rund vier Monate lang blieb das Verbot bestehen, auf bestimmen Flügen in die USA größere Elektonikgeräte im Handgepäck mitzuführen.

(Bild: Pixabay/CC0 )

Ende Mai kam dann die Nachricht, dass die USA eine Ausweitung des Verbots für den Transport von elektronischen Produkten im Handgepäck auch für Flüge aus Europa in die USA erwägen. Anfang Juli konnten dann die erste Airlines auf den Flügen in die USA ihren Passagieren wieder erlauben, ihre Laptops und sonstigen elektronischen Geräte wieder mit in die Kabine zu nehmen – die Gesellschaften hatten zuvor neue Sicherheitsvorkehrungen bei der Abfertigung der Passagiere getroffen. Bald darauf durften die Passagiere auf allen ursprünglich betroffenen Strecken wieder Laptops und andere größere Elektronik in die Kabine mitnehmen. Die US-Behörden haben das vier Monate zuvor verhängte Verbot wieder aufgehoben. (msi)