Das war das Fotojahr 2016

Die entscheidenden Neuheiten 2016 kamen gleich zu Beginn. Darunter litt die Photokina. Im Unterschied zu früheren Messen wurden in Köln keine grundsätzlichen Neuentwicklungen gezeigt, jedoch so manche vielversprechende Weiterentwicklung. 2016 war weiter geprägt durch Lieferverzögerungen und schließlich Preiserhöhungen.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Dr. Christoph Jehle
Inhaltsverzeichnis

Zahlreiche Kamerahersteller ließen gleich zu Beginn des Jahres 2016 die Sektkorken knallen und stellten neue Top-Modelle vor. Allen voran die Rivalen Canon und Nikon mit ihren Profikameras EOS-1D X Mark II und D5. Zur Photokina gesellte sich noch Sonys A99 II mit 42-Megapixel-Sensor dazu. Allen dreien gemeinsam ist ihre hohe Serienbildrate, die sich von Generation zu Generation erhöht und mit der sich die Boliden ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.

Spiegelreflexkameras aus 2016 (7 Bilder)

Canon EOS-1D X Mark II

(Bild: Canon)

Von Nikon gab es Anfang 2016 mit der D500 zudem ein neues APS-C-Topmodell. Neben ebenfalls hoher Serienbildrate will die Kamera durch ihre hohe Empfindlichkeit bis ISO 1.640.000 beeindrucken. Die kabellose Anbindung der Kamera bereitete jedoch manchem Anwender Probleme. Sehr viel weniger spannend waren dann die D5600 und die D3400, bei den Nikon lediglich eine leichte Modellpflege betrieben hat. Die erwartete D750-Nachfolgerin D760 blieb bis zum Ende des Jahres aus.

Noch kurz vor der Photokina kündigte Canon die EOS 5D Mark IV an, eine neue 5D-Version mit Dual-Pixel-CMOS-Sensor und 30,4 Megapixel Auflösung. WLAN und GPS sind jetzt in der Kamera eingebaut. In der APS-C-Mittelklasse legte Canon mit der EOS 80D nach. Die Kamera hat einen 24,2-Megapixel-CMOS-Sensor und einen Autofokus mit 45 Kreuzsensoren.

Systemkameras aus 2016 (8 Bilder)

Olympus OM-D E-M1 Mark II

(Bild: Olympus)

Auch die Spiegelosen starteten gleich im Frühjahr durch. Olympus brachte seine im Stil der 60er-Jahre durchgestylte Spiegellose Pen F auf den Markt. Fujifilms Flagschiff X-Pro2 – bekannt durch ihren Hybridsucher – war ebenfalls ab Januar erhältlich. Im Sommer folgte dann die Fujifilm X-T2, die sich durch einen schnellen Autofokus auszeichnet. Beim Wetzlarer Kamerahersteller Leica erweiterte man im Januar sein Kompaktkamerasortiment um die wetterfeste APS-C-Kompakte Leica X-U. Bei Sony kam nach der A6300 (Februar 2016) mit der A6500 im Oktober bereits eine weitere APS-C-Spiegellose der 6000er-Familie auf den Markt. Sie ist als erstes Sony-Modell dieser Serie mit einem 5-Achsen-Stabilisator ausgestattet. Mit der EOS M5 brachte Canon schließlich zum Jahresende seine erste spiegellose Systemkamera für ambitionierte Fotografen heraus. Nun fehlen noch die angemessenen Objektive – eine Aufgabe für 2017.

Die Nachricht mit der größten Auswirkung für das gesamte Jahr kam im April 2016 aus Japan: Das Erdbeben von Kumamoto. Als in der Region Kumamoto am 14. April die Erde bebte, wurde die Produktion von Halbleitern in mehreren Werken der als "Silicon Island" bezeichneten Region unterbrochen. Dies betraf auch die Fertigung von Bildsensoren bei Sony und wirkte sich somit auf weitere Hersteller wie etwa Nikon aus, die Sony-Technik einsetzen. Erst zum Ende des Jahres entspannte sich hier die Liefersituation. Viele Kameras kamen in der Folge der Lieferverzögerungen bei den Sensoren mit deutlicher Verspätung auf den Markt. Von Nikons Edel-Kompakten mit 1-Zoll-Sensor hat man nach der Meldung über die Verzögerung bislang nichts mehr gehört.

Nikon gibt die verzögerte Markteinführung einer Reihe neuer Kompaktkameras bekannt, darunter auch die drei neuen DL-Edel-Modelle mit 1-Zoll-Sensor.

(Bild: Nikon)

Eine weitere Entwicklung, die sich im Jahr 2016 immer deutlicher als absatzbremsendes Element gezeigt hat, ist die Wechselkursentwicklung des Yen. Sie sorgte für eine erhebliche Preissteigerung. In der Folge der steigenden Preise entwickelten sich die Verkäufe in vielen Bereichen der Kameratechnik nicht so gut wie erhofft. Nun müssen die Hersteller ihre Abschreibung auf deutlich weniger verkaufte Kameras umlegen, was die Preissteigerung weiter antreibt. Unternehmen wie Nikon, wo man in Kürze das 100jährige Firmenjubiläum feiert, sehen jetzt kaum noch eine andere Möglichkeit, als bei den Entwicklungskosten und beim Personal zu sparen. Auch beim Wettbewerber Canon werden die Zahlen schlechter. Als Ausgleich erwägt Canon, künftig Bildsensoren an Wettbewerber zu liefern.

Mit Lytro hat sich ein Hersteller aus dem Markt zurückgezogen, von dem sich viele neue Impulse für die Fotografie versprochen hatten. Der Plan, Lichtfeldkameras an private Endverbraucher zu verkaufen, ist offensichtlich gescheitert. Lytro will sich künftig auf professionelle Projekte im Bereich Virtual Reality konzentrieren.

Anfassen, ausprobieren, mitmachen: Die Photokina 2016 startete mit einem neuen Konzept.

(Bild: Photokina)

Und dann war 2016 natürlich auch ein Photokina-Jahr. Früher das Highlight für die Fotobranche, in diesem Jahr nur spartanisch mit Neuheiten gesegnet. Auch die beiden großen Player Canon und Nikon hielten sich in Köln mit Neuheiten zurück. Sie hatten ihre Neuheiten schon vor der Photokina präsentiert. Statt neuer Produkte stellte Canon eine Studie vor und Nikon rettete sich mit Action Cams. Immerhin: Gut 1000 Aussteller aus 40 Ländern zeigten ihre technischen Entwicklungen auf der Photokina.

Panasonic hatte in Köln seine G81-Ankündigung dabei und konnte die Kamera dann erst im vierten Quartal liefern. Zudem zeigte man auf der Photokina einen Prototypen des für Anfang 2017 geplanten neuen Flaggschiffs GH5. Olympus konnte mit der OM-D E-M1 Mark II sein neues Spitzenmodell schon auf der Photokina präsentieren. Die Kamera kommt mit verbessertem Autofokus und 20-Megapixel-Sensor.

Viel Aufmerksamkeit erntete die bisher nur als Action Cam-Hersteller bekannte Firma Yi Technology aus Shanghai. Mit der Yi M1 präsentierte er sich als neuer Player für MFT-Kameras. Yi wollte mit seinem Systemkamera-Erstling noch ins Weihnachtsgeschäft, was jedoch nicht mehr gelang.

Mit der X1D will Hasselblad das Mittelformat handlich und bezahlbarer machen. Preis: gut 9000 Euro.

(Bild: Hasselblad)

Verspätung hat auch die spiegellose Hasselblad X1D. Sie war nach vielen Jahren die erste eigenständige Neuentwicklung des schwedischen Herstellers Hasselblad. Vorgestellt zum Preis von gut 9000 Euro hat sich die Firmwareentwicklung und die Auslieferung der Endkundenmodelle verzögert. Noch vor Weihnachten sollen die ersten Kameras für die Lieferung an Endkunden fertig gestellt worden sein, wurden aber bislang noch nicht gesichtet.

Auch Fujifilm, der langjährige Hasselblad-Partner beim H-System, hat nach zahlreichen Spekulationen im Vorfeld auf der Photokina mit der GFX 50S ein spiegelloses Mittelformat-System vorgestellt. Es soll ab Ende Januar 2017 verfügbar sein.

Die Leica Camera-Tochter Sinar präsentierte mit dem Digitalback S 30|45 ein neues Digitalrückteil mit Video-Option. Die Möglichkeiten, mit Mittelformat-Digitalrückteilen Videos aufnehmen zu können, nehmen mit den CMOS-Rückteilen zu und haben den Schweizer Hersteller Alpa dazu bewogen, für seine Kameras einen Anschluss für die in der Cine-Welt üblichen PL-Objektive zu entwickeln.

Huawei baut in seine Modelle P9 und P9Plus gleich zwei Kameras mit von Leica entwickelten Objektiven ein.

(Bild: Huawei)

Ketzerische Fotografen behaupten: Smartphones seien die besseren Kameras, weil man sie immer dabei hat. Ähnliches hat sich wohl auch Leica Camera gedacht, als sie mit Huawei eine Kooperation eingingen, die mit dem P9 schnell Früchte trug. Huawei baut in seine Modelle P9 und P9Plus gleich zwei Kameras mit von Leica entwickelten Objektiven ein. Leicas Mehrheitsgesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Kaufmann zeigte sich in diesem Zusammenhang überzeugt, dass Handy-Kameras die Zukunft sind.

Auch bei Hasselblad setzt man auf Smartphones. Für Lenovos Motorola Moto Z gibt es ein Moto Mod-kompatibles Kameramodul mit optischem 10fach-Zoom 4,5 - 45 mm. Unabhängig von Hasselblad liefert Motorola mit dem Moto G 4. Gen Plus ein Smartphone mit einer 16-Megapixel-Kamera, die auch 4K-Videos mit 30 Bildern pro Sekunde aufnehmen kann.

Zeiss stellte auf der CES 2016 seine ersten Vorsatzobjektive für das iPhone vor. Das Weitwinkelobjektiv aus dieser Reihe haben wir bereits kurz angetestet.

Mit der Leica Sofort steigt der Kamerahersteller Leica ins Geschäft mit der Sofortbildfotografie ein. Die erlebte 2016 ein Comeback.

(Bild: Leica)

Zu wahren Rennern entwickelten sich im Jahre 2016 die Sofortbildkameras von Fujifilm, von den Wiener Lomographen, den Berlinern von Impossible mit der ersten eigenenKamera sowie als Überraschung von Leica mit der Leica Sport.

Auch abseits der Kameratechnik gab es interessante Entwicklungen. So würdigte Bundespräsident Gauck die Fotografie als eigene Kunstform. Im Schloss Bellevue gab es zu ihren Ehren deshalb einen Empfang mit dem Titel "Augenblick und Dauer“.

Mit dem zum 75. Geburtstag von Robert Zimmerman neu aufgelegten legendären Bildband Bob Dylan war der Literatur-Nobelpreis seinen Schatten voraus. Auch der Castro-Bildband "Jugendjahre einer Revolution" erhielt mit dem Tode Fidel Castros besondere Aktualität. (pen)