Aus Gülle wird Wasserstoff

Toyota baut eine Anlage, die Mist vom Bauern zu Wasserstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge macht.

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Noch gibt es kaum Brennstoffzellenfahrzeuge auf den Straßen. Das liegt nicht nur daran, dass die Technik vergleichsweise teuer ist, sondern auch an der problematischen Herstellung des notwendigen Wasserstoffs – sowie dem Problem, auf dem flachen Land ein Vertriebsnetz mit ausreichend Tankmöglichkeiten aufzubauen.

Der japanische Autokonzern Toyota, der nach wie vor kein vollelektrisches Fahrzeug auf dem Markt hat, wagt den nächsten Schritt hin zum Wasserstoffantrieb. Nach der Vorstellung des Serienautos Mirai, das seit 2015 gebaut wird, will der japanische Autokonzern das Brennstoffzellenfahrzeug sowie einen Truck künftig mit Treibstoff aus erneuerbarer Quelle versorgen. Dafür will Toyota Gülle nutzen.

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Im kalifornischen Long Beach plant der Konzern ein neues Kraftwerk, das pro Tag bis zu 1,2 Tonnen Wasserstoff und gleichzeitig auch noch 2,35 Megawatt Strom produzieren kann. Mit dem Strom soll das Logistikzentrum im Hafen betrieben werden, wo die Autoimporte aus Japan ankommen. Die Toyota-Anlage basiert auf der sogenannten Tri-Gen-Technik: Aus dem Kuhmist wird Methan, das dann in Strom, Wasserstoff und Wasser umgewandelt wird.

Neben normalen Autos betreibt Toyota auch Trucks mit Wasserstoff.

(Bild: Toyota Motor North America)

Bei dem Pilotprojekt soll es sich um die erste im kommerziellen Maßstab produzierende Anlage ihrer Art handeln. Tri-Gen sei ein wichtiger Schritt hin zum Ziel des Unternehmens, bis 2050 beim Geschäftsbetrieb kein CO2 mehr freizusetzen, sagt Doug Murtha, Planungschef von Toyota Nordamerika. Die Mirais, die per Schiff aus dem Werk in Japan ankommen, werden dann künftig gleich vor Ort mit dem Wasserstoff aus Gülle befüllt und sind somit von Anfang an "richtig" grün.

Dieser Lastwagen ist am Hafen von Los Angeles im Einsatz.

(Bild: Toyota Motor North America)

Der Output der Anlage soll ausreichen, um knapp 2350 durchschnittlich große Häuser mit Energie zu versorgen – oder die tägliche Fahrleistung von 1500 Autos.

Der große Traum von der Wasserstoffwirtschaft ist bislang nicht realisiert. Dabei soll der klimafreundliche Brennstoff als hauptsächlicher Energieträger verwendet werden. Das Problem: Bei der Wasserstofferzeugung wird jede Menge Strom verwendet, der wiederum nicht selten aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird. Gülle könnte hier eine Alternative darstellen – neben anderen erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wind und Wasserkraft.

Der Mirai ist Toyotas Brennstoffzellenfahrzeug in Serie.

(Bild: Toyota Motor North America)

Mittlerweile zeigt sich aber auch, dass es andere Alternativen zum Wasserstoff geben könnte. So hat das Dresdner Start-up Sunfire, das zu den von Technology Review gekürten 50 innovativsten Unternehmen des Jahres 2017 gehörte, eine Technik entwickelt, mit der aus Strom (aus erneuerbarer Quelle), dem in der Luft enthaltenen Kohlendioxid sowie Wasser synthetischen Sprit herstellt. Der Vorteil: Neue Motoren braucht man dafür nicht. "Strombasierte Kraftstoffe und Gase sind eine vielversprechende Ergänzung zum Einsatz von Strom in batteriebetriebenen Elektroautos, da sie schon jetzt mit der heutigen Infrastruktur kompatibel sind", sagte der Chief Commercial Officer von Sunfire, Nils Aldag, im vergangenen Jahr zu Technology Review.

(bsc)