Elektroautos könnten laut Studie Stromnetz überlasten

In einigen Jahren könnte der Punkt erreicht sein, an dem die wachsende Zahl an Elektroautos für Blackouts im Stromnetz sorgen könnten. Die Unternehmensberatung Oliver Wyman sieht dabei den Schwellenwert bei einer E-Auto-Quote von 30 Prozent.

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Elektroautos könnten laut Studie Stromnetz überlasten

(Bild: dpa)

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Ohne Milliardeninvestitionen ins Stromnetz bedroht die wachsende Zahl von Elektroautos einer Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman zufolge die Stabilität der Stromversorgung in Deutschland. Ab einer E-Auto-Quote von 30 Prozent könne es zu Engpässen kommen. Deshalb könnte in einigen Gebieten "bereits in fünf bis zehn Jahren regelmäßig der Strom ausfallen – ab 2032 ist damit flächendeckend in Deutschland zu rechnen", heißt es in der am Montag in München veröffentlichten Studie.

In der Studie wird davon ausgegangen, dass der Anteil der E-Autos im Jahr 2035 in Deutschland 37 Prozent betragen wird.

(Bild: Oliver Wyman)

2035 werde mehr als jedes dritte Auto auf deutschen Straßen ein E-Auto sein, wird in der Studie prognostiziert. "Für diese Menge an Elektromobilen ist das Niederspannungsnetz im deutschen Stromnetz nicht ausgelegt." In Stadtrandlagen mit einer "hohen Affinität der Bevölkerung zur Elektromobilität" werde bereits in fünf bis zehn Jahren eine E-Auto-Quote von 30 Prozent erreicht werden, damit könne es zu punktuellen Stromausfällen kommen, meint Studien-Autor Thomas Fritz. Bei einer Ortsnetzgröße von 120 Haushalten reichten bereits 36 Elektroautos aus, um das Netz zu überlasten.

Wenn 92,5 Prozent der Elektroautos am "flexiblen Laden" teilnähmen, würde der Netzausbau überflüssig.

(Bild: Oliver Wyman)

Um Stromausfälle zu vermeiden, müssten die Netzbetreiber bei einer Elektrifizierung der Autos von 50 Prozent bis zu 11 Milliarden Euro in den Ausbau ihrer Netze investieren. Eine Alternative wäre, die Autos nicht mehr abends ab dem Moment zu laden, an dem sie an die Steckdosen angeschlossen werden. Die Ladevorgänge seien in der Regel so kurz, dass sie die längste Zeit nachts am Netz angeschlossen sind, ohne aktiv geladen zu werden. Die meisten Ladevorgänge seien deshalb zeitlich flexibel, sie müssten nicht unbedingt in dem Moment starten, in dem das Auto an die Steckdose angeschlossen wird. Der Ladevorgang könne auch später in der Nacht beginnen. Wenn 93 Prozent der Autofahrer das täten, "wird ein Ausbau des Netzes überflüssig, selbst wenn die E-Auto-Quote 100 Prozent beträgt", heißt es in der Studie.

Von der Marke 30 Prozent sind Elektroautos momentan noch weit entfernt. Mitte vorigen Jahres betrug der Anteil der Stromer unter den neu zugelassenen Pkw weniger als 2 Prozent. Die seit 2. Juli 2016 angebotene Kaufprämie für Elektroautos stieß bisher nicht auf die Nachfrage, für die das Gesamtbudget ausgelegt ist. Bis Ende Dezember gingen beim Kraftfahrt-Bundesamt 46.897 Anträge für einen Zuschuss beim Kauf eines E-Autos ein. 27.217 entfielen dabei auf rein elektrisch betriebene Fahrzeuge, 19.664 auf Plug-in-Hybride und 16 auf Brennstoffzellenautos.

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(Bild: heise Autos)

(mit Material der dpa) / (anw)