Genom-Daten in der Blockchain

Bereits bei mehreren Anbietern können Interessierte ihr Genom analysieren lassen – doch die Daten gehören anschließend nicht ihnen. Ein neues Unternehmen will das anders machen und Gendaten-Handel mit Blockchain-Technik sichern.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Emily Mullin
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Kryptogeld gegen Ihre genetischen Daten: Das hört sich ein wenig nach einer Betrugsmasche an, ist aber das ernst gemeinte Versprechen eines neuen Unternehmens, das von einem führenden Genetiker gegründet wurde. Nach eigenen Angaben will Nebula Genomics für weniger als 1000 Dollar Genome sequenzieren, Ihnen die Informationen zur Verfügung stellen, sie in einer Blockchain sichern und Ihnen erlauben, damit zu machen, was auch immer Sie wollen.

Die Köpfe hinter Nebula sind der Genetiker George Church, der Doktorand Dennis Grishin und der Absolvent Kamal Obbad, alle von der Harvard University. Mirza Cifric, CEO von Veritas Genetics, das Genom-Sequenzierungen für 999 Dollar anbietet, ist als Gründungsberater beteiligt.

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Wenn man ansonsten einen bezahlten Gen-Test – bei Anbietern wie 23andMe, Helix oder Ancestry.com – vornehmen lässt, kann der Anbieter die genetischen Daten ohne Ihre Zustimmung weiterverkaufen. Von den Gewinnen daraus bekommen die Kunden nichts ab. Nebula dagegen will die kompletten Genome von Kunden analysieren und ihnen diese Informationen überlassen, sodass sie digitales Geld damit verdienen können.

In einem Anfang Februar veröffentlichten Whitepaper erklären Church und seine Kollegen, dass Pharma- und Biotech-Unternehmen große Sammlungen mit Gen-Daten benötigen, um neue Medikamente zu entwickeln. Normalerweise kaufen die Unternehmen diese Daten von akademischen Institutionen oder eben Gentest-Anbietern wie 23andMe, oft für Millionen Dollar. Nebula will nach eigenen Angaben diese Vermittler umgehen, sodass Kunden ihre eigenen Gen-Daten direkt an Medikamenten-Firmen und andere Interessenten verkaufen können.

„Wir versuchen normale Menschen zu überzeugen, indem wir erklären, dass sie nicht nur ihre genetischen Daten zu Geld machen können“, sagt Obbad, einer der Mitgründer. „Wir geben ihnen auch Informationen, ähnlich wie 23andMe und Ancestry.com.“ Beispielsweise informiert Nebula über identifizierte Krankheitsrisiken.

Biotech- und Pharma-Unternehmen werden die Daten nicht einfach herunterladen können, erklärt Obbad, sondern sie nur leihen. Die Eigentümer der Daten bleiben dabei anonym, während die Käufer volle Transparenz über ihre Identität herstellen müssen. Gen-Daten und Transaktionen werden in einer Blockchain gesichert – mit derselben Technologie also, die auch hinter Kryptowährungen wie Bitcoin steckt.

Andere Start-ups wie EncrypGen, Luna DNA oder Zenome entwickeln nach eigenen Angaben ebenfalls Plattformen, über die Nutzer ihre Gen-Informationen online verkaufen können – doch sie bieten keine Genom-Sequenzierungen an. Wer sein Genom von Nebula analysiert haben möchte, bezahlt dafür mit Nebula-Token, die auch von den Forschern und Unternehmen genutzt werden, die diese Daten kaufen wollen. Noch hat das Unternehmen nicht entschieden, wie es die Token vertreiben möchte und ob es ein Initial Coin Offering geben wird.

Wie Obbad erklärt, will Nebula die Kosten für die Sequenzierung eines Genoms durch die Zusammenarbeit mit Biotech- und Pharma-Unternehmen, die einen Teil der Kosten übernehmen, auf unter 1000 Dollar drücken. Die Plattform solle in den nächsten Monaten in den Live-Betrieb gehen.

(sma)